Zahlreiche HIV-Infektionen bei Kindern entstehen jährlich durch vertikale Transmission während Schwangerschaft, Geburt oder Stillzeit. Programme zur Prävention der Mutter-Kind-Übertragung von HIV (Prevention of mother-to-child- transmission, PMTCT) wurden in der letzten Dekade in Subsahara-Afrika weithin etabliert, jedoch erwies sich häufig die vollständige Teilnahme an diesen komplexen Maßnahmepaketen als kritischer Punkt in der Durchführung. Um Frauen hinsichtlich einer kontinuierlichen Teilnahme an PMTCT-Interventionen zu bestärken, ist die Unterstützung durch ihren männlichen Partner von großer Bedeutung. Doch die Einbeziehung von Männern in traditionell weiblich kodierte Versorgungsangebote reproduktiver Gesundheit erweist sich häufig als Herausforderung. Ziel der drei vorgestellten Studien in einer ländlichen Region Tansanias war es, Haltungen zu Partnerintegration und mögliche Barrieren aus Sicht der Männer sowie aus Sicht der Gesundheitseinrichtungen zu untersuchen. Weiterhin sollte die Adhärenz von Frauen bei medikamentös komplexer PMTCT-Intervention, sowie der mögliche Einfluss von Faktoren wie der Partnereinbeziehung auf Adhärenz ermittelt werden. In der ersten Studie wurden männliche Ansichten zur Teilnahme an reproduktiven Gesundheitsdiensten und PMTCT-Maßnahmen, sowie Barrieren zur Teilnahme durch quantitative und qualitative Datenerhebung identifiziert und hinsichtlich soziokultureller und struktureller Aspekte analysiert. Männer erkannten die Partnereinbindung trotz kultureller Hemmnisse mehrheitlich als nutzbringend an, benannten jedoch häufig organisatorische und strukturelle Barrieren für ihre Teilnahme (Publikation1). In einer Anschlussstudie wurden Anbieter von Gesundheitsdiensten interviewt, um ihre Haltung zu einer männlichen Beteiligung zu analysieren (Publikation 2). Bei vielen Mitarbeitern zeigte sich eine Diskrepanz zwischen geäußerter und umgesetzter Haltung, wobei der theoretischen positiven Einstellung oft ein Mangel an persönlichen Erfahrungen mit Partnerbeteiligung in der reproduktiven Gesundheitsversorgung gegenüberstand. Die dritte Untersuchung wurde als Beobachtungsstudie im Rahmen einer auf Kombinationsprophylaxe basierenden PMTCT-Intervention durchgeführt. Diese stellte durch die Notwendigkeit häufiger Krankenhausbesuche zur fortwährenden Versorgung mit Medikamenten spezielle Anforderungen an die Frauen. Adhärenzniveaus wurden gemessen und ausgewertet. Es zeigte sich, dass es in einem ländlichen Setting für viele Frauen nicht möglich ist, den Ablauf einer komplexen PMTCT-Maßnahme vollständig einzuhalten. Hatten Frauen ihren HIV-Status jedoch einer vertrauten Person wie dem Partner offenbart, zeigten sie ein signifikant höheres pränatales Adhärenzniveau als Frauen ohne Statusoffenbarung (Publikation 3). Für die erfolgreiche Durchführung von PMTCT-Interventionen, insbesondere solchen mit komplexem Regime, ist eine Unterstützung HIV-positiver schwangerer Frauen durch ihre männlichen Partner von großer Bedeutung. Männer sollten jedoch nicht nur als Einflussfaktoren, sondern verstärkt als Akteure reproduktiver Gesundheit wahrgenommen werden. Eine Förderung der Partnerbeteiligung erscheint realisierbar, wenn männliche Perspektiven und Bedürfnisse in der Umsetzung spezifischer als bisher berücksichtigt werden.
Numerous new HIV infections in infants occur annually as a result of vertical transmission during pregnancy, delivery or breastfeeding. In the past decade, programs for prevention of mother-to-child transmission of HIV (PMTCT) were established successfully in subsaharan Africa, but full program participation has been observed as a major challenge in the frame of this complex, long- winded intervention. To strengthen women´s ability to completely adhere to a PMTCT intervention, support of their male partners is a crucial factor. However, involvement of men into reproductive health services, which are traditionally seen as a female domain, has been difficult to achieve. The aim of the studies included into this dissertation, conducted in Mbeya Region, South-Western Tanzania, was to assess attitudes regarding male partner involvement and possible barriers from the perspective of men as well as from the providers´ perspective. Furthermore, adherence to a complex PMTCT regimen and influencing factors were analyzed. In the first study, male attiudes regarding participation in antenatal care and PMTCT services were assessed. Barriers for participation were identified in individual and group interviews, and were evaluated regarding sociocultural and structural aspects. Men by majority recognized the importance of partner involvement in spite of cultural constraints, but often mentioned organizatorial barriers for their participation (Publication 1). In a subsequent study, health service providers were interviewed regarding their attitudes towards male involvement in reproductive health (Publication 2). A discrepancy was observed between affirmative opinions which were voiced by the majority of staff on one side, and a lack of previous personal experiences with partner attendance of reproductive services on the other side. Thirdly, an observational study was conducted within a PMTCT intervention based on combination regimen, which demands high efforts from women in terms of frequent hospital visits and high drug burden. Adherence levels were measured and analyzed, showing that in a peripheral, rural setting, many women have difficulties in completely adhering to a complex regimen. However, women who had disclosed their HIV status to a trusted person like their partner demonstrated a significantly higher adherence level in pregnancy compared to women without status disclosure (Publication 3). Partner support for HIV-positive pregnant women is extremely important for effective implementation of PMTCT interventions. However, men should not only be perceived as influencing factors, but as protagonists of reproductive health services such as PMTCT. Taking male perspectives into serious consideration and addressing their needs more specifically could significantly contribute to an increase of partner participation in sexual and reproductive health care.