In der von mir vorgelegten Forschungsarbeit verknüpfe ich die Philosophie der Transformation des postmodernen Geschichtsphilosophen Michel Foucault (1926 – 1984) mit den vielfältigen und heterogenen Ansätzen der transformativen Erwachsenenbildung, in dessen Zentrum die Forschungen des amerikanischen Soziologen und Erwachsenenpädagogen Jack Mezirow (1923 – 2014) stehen. Dabei zeige ich nicht nur, dass Foucault mit den unterschiedlichen Verschiebungen innerhalb seines Forschungsweges einen vielschichtigen Prozess der Transformation durchläuft, sondern auch, wie sich der von Habermas geprägte Theoriekern der transformativen Erwachsenenbildung zwanglos und fruchtbar um eine foucaultsche Perspektive erweitern lässt. Unter diesen Umständen ging es mir nicht darum, alte wissenschaftliche Debatten aus den 1970er und 1980er Jahren aufzuwärmen, sondern klarzulegen, wie wertvoll es für die Pädagogik wäre, Foucaults Begriffe der ’Experience’ und der ’Transformation’ aufzugreifen und als Ausgangspunkte für weitere Forschungen zu wählen. Denn Foucaults Begriff der Experience mit seiner experimentellen Bedeutung lässt sich zwanglos in die heterogenen Konzepte des self-transformative Learning integrieren, wobei diese Theorien dadurch um eine postmoderne, geschichtsphilosophische Sichtweise erweitert werden, da ihr bisheriges sozialphilosophisches Fundament hauptsächlich bei Habermas zu suchen war. In diesem Sinne konzentriert sich meine Perspektive auf die Phänomene des transformativen Lernens nicht auf die Wahrnehmung eines rationalen, analytischen und kognitiven Prozesses, wie bei Mezirow, sondern betrachtet im Gegensatz dazu Lernprozesse stärker als intuitive, kreative und emotionale Prozesse, die unter anderem tiefenpsychologisch zu untersuchen sind. In diesem Kontext zeige ich nicht nur, dass Lernprozesse existieren, in deren Verläufen sich eine diskontinuierliche Wandlung des Selbst vollzieht, sondern inwiefern dadurch eine Grenzüberschreitung gegenüber historisch-gesellschaftspolitischen Kontexten gegeben und möglich ist. Die von mir vorgelegte Archäologie und Genealogie der transformativen Pädagogik kritisiert daher die gegenwärtige Situierung des pädagogischen Feldes in einem geopolitischen Raum, der nicht nur von defizitären Bildungssystemen, sondern auch von Prozessen der Digitalisierung, von Mechanismen der Interkulturalität, von problematischen Intelligenzkonzepten, von postdemokratischen Tendenzen sowie von unterschiedlichen wissenschaftlichen Denkstilen dominiert wird. Dabei geht es mir um eine Öffnung der pädagogischen Ideengeschichte jenseits von Strukturalismus und Hermeneutik zwecks Abmilderung der traditionellen Theorie- Praxis-Differenz, ohne eine kritische Diskussion der von Foucault entwickelten Denkwerkzeuge vermissen zu lassen. Um eine derartige Methodenvielfalt wissenschaftlich begründen zu können, habe ich mich insbesondere auch der Vorlesungen und Interviews sowie der einschlägigen amerikanischen und englischsprachigen Fachliteratur bedient. Daher möchte diese Arbeit auch zu einer verbesserten Foucault-Rezeption im deutschsprachigen Raum beitragen. Eine Pädagogik des Außen nach Michel Foucault praktiziert in der Topologie von Sprache, Körper und Selbst, ohne sich hierauf zu beschränken. Sie bewegt sich damit jenseits des Cartesianismus und jenseits der traditionellen Optimierungsmodelle der Pädagogik.
In my research project I tie together Michel Foucault`s (1926-1984) post- modern philosophy of transformation and the varied and heterogeneous attempts in the theory of the transformative adult education. In the centre of these attempts stands the work of the American sociologist and adult's pedagogue Jack Mezirow (1923 - 2014). I will not only show that Foucault himself undergoes a process of transformation during the different stages of his oeuvre but furthermore that his perspective is capable to enhance the transformative adult education's Habermasian influenced basic theories. Given those preliminaries I do not focus on rehashing old debates of the 1970s and 80s but on making clear, how valuable it would be for the educational theory to take up Foucaults concepts of 'experience' and 'transformation'. His concept of 'experience' with its experimental meaning can rather easily be integrated into the heterogeneous perspectives in the theory of self- transformative learning. When in this way concentrating on the phenomena of the transformative learning I do not only focus on perceiving a rational, analytic and cognitive process, like Mezirow, but look at learning processes as more intuitive, creative and emotional processes which among other ways can be examined depth-psychologically. I do not only show that there are learning processes during which discontinuous changes of the self take place, but to what extent thereby a border crossing within historical, societal or political contexts is given and possible. Hence, the “archeology“ and “genealogy“ of the transformative educational theory presented in my work criticises the current way of situating the educational field in a geopolitical sphere which is dominated not only by deficit educational systems, but also by processes of digitization, intercultural mechanisms, by problematic intelligence draughts, post-democratic trends and different academic styles. I intend to widen the approach to the history of educational concepts leaving behind structuralism and hermeneutics for the purpose of attenuating the traditional difference between theory and practise but thereby not lacking a critical discussion of the mental tools developed by Foucault. To be able to academically found such a new variety of method, I have in particular done research on the lectures and interviews and consulted the corresponding American and other English- speaking specialised literature. Hence, another aim of this work is to contribute to an enhanced reception of Foucault in German-speaking countries, contribute to an enhanced reception of an educational theory of “the outside” which is practised in the topology of language, the human body and the self without being limited to these. Thereby this theory exceeds Cartesianism and the traditional optimizing models in educational theory.