Depressive Syndrome zählen zur zweitgrößten Gruppe psychischer Störungen jenseits des 60. Lebensjahres. Sie werden im höheren Lebensalter nicht nur weniger diagnostiziert, sondern die Betroffenen erhalten bei korrekter Diagnosestellung zumeist eine Fehl- oder Unterversorgung. Bislang liegen im deutschsprachigen Raum keine Leitlinien zur Therapie der Altersdepression vor. Angesichts des demographischen Wandels wird die Prävalenz depressiver Syndrome deutlich zunehmen und ihre adäquate Therapie an Bedeutung gewinnen. In der Dissertation werden Befunde zur Versorgungsepidemiologie depressiver Syndrome im Alter auf der Basis von Krankenkassenroutinedaten gewonnen. Erstens wird das depressionsassoziierte Versorgungsgeschehen beleuchtet und eine gesicherte Grundlage für eine evidenzbasierte Qualitätssteigerung geschaffen. Zweitens wird eine vergleichende Analyse der Leistungsinanspruchnahme durch depressive Ältere sowie durch die nichtdepressive Versichertenmehrheit durchgeführt. Auf der Basis von Sekundärdaten einer deutschen Krankenversicherung wird die gesundheitliche Versorgung über 60-Jähriger mit depressiven Syndromen unterschiedlicher Schweregrade analysiert. Über einen Zeitraum von 3 Jahren wurden aus einer Kohorte von 73.193 Versicherten drei Untersuchungsgruppen (Versicherte mit leichter depressiver Symptomatik (N = 8.303); Versicherte mit manifestem depressiven Syndrom (N = 4.021); Versicherte mit schwerem depressiven Syndrom (N = 340)) identifiziert. Eine alters- und geschlechtspezifische Analyse der psychopharmakologischen Versorgung wurde in Hinblick auf ihre Leitlinienkonformität versus ihre potentielle Unangemessenheit durchgeführt. Die Schwerpunkte lagen hierbei auf der Versorgung mit potentiell unangemessenen Trizyklika und SSRI sowie mit leitlinienkonformen Anderen Antidepressiva und SSRI. Die Untersuchung der Leistungsinanspruchnahme durch depressive Ältere sowie durch die nichtdepressive Versichertenmehrheit fokussierte insbesondere auf die Leistungsbereiche Krankenhaus und Arzneimittel. Die drei Untersuchungsgruppen der leicht bis schwer depressiv Erkrankten bestehen zu mehr als zwei Dritteln aus 60 bis 69-Jährigen. Lediglich jeweils jeder Zehnte ist hochaltrig. Frauen stellen mehr als zwei Drittel dieser Untersuchungsgruppen. Rund 75% der Versicherten jenseits des 60. Lebensjahres mit depressiven Syndromen unterschiedlicher Schweregrade erhalten ein Trizyklikum und sind somit antidepressiv fehlversorgt. Amitriptylin- und Doxepinverordnungen dominieren die tri- und tetrazyklische Verordnungspraxis für alle drei Gruppen depressiv Erkrankter. Frauen erhalten deutlich häufiger die potentiell unangemessenen Trizyklika Amitriptylin und Doxepin. Immerhin fast jeder zweite aller hier untersuchten über 60-jährigen Depressiven wird leitlinienkonform mit Citalopram therapiert. Auch die Mirtazapin- Verordnungspraxis differiert deutlich für den ambulanten und stationären Bereich. Über 60-Jährige mit depressiven Zustandsbildern generieren innerhalb des Untersuchungszeitraums gegenüber der nichtdepressiven Versichertenmehrheit doppelt so hohe Gesamtversorgungskosten. Insbesondere das mittlere Alter ist mit ganz besonders hohen Gesamtversorgungskosten verbunden, wobei Männer insgesamt deutlich höhere Gesamtversorgungskosten als die Frauen erzeugen. Die gewonnenen Befunde können dazu dienen, Informationsmaterial über die leitlinienkonforme bzw. potentiell unangemessene Psychopharmakotherapie der Altersdepression für Haus- und Fachärzte zu entwickeln.
Late life depression is common and associated with inadequate recognition and treatment. As of today no evidence based guidelines for detection and treatment of depressive syndromes in the elderly were published in Germany. Considering the demographic change there are strong indications that the prevalence of late life depression will increase. Therefore, an adequate treatment will be a great challenge for society in the future. Evidence on health care provision of late life depression is based upon health insurance data. At first provision of healthcare associated with depressive disorders in the elderly is analyzed. Second a comparative analysis of health care utilization by depressed to non- depressed elderly insured is being accomplished. Health care provision for elderly (60+ years) with depressive disorders of different levels of severity is being analyzed, based on health insurance data of a major German health insurance. Three groups (with mild depressiv symptoms (N= 8.303); manifest depressive syndromes (N=4.021); with severe depressive syndromes (N= 340) were identified among a cohort of 73.173 insurants over a period of three years. Psychotropic medications were analyzed by age and gender to detect, wether they were consistent with evidenced based treatment guidelines or whether they were potentially inappropriate. The focus is on potentially inappropriate treatment with tricyclica and several SSRIs and guideline compliant treatment with other antidepressants and SSRI. Utiliziation of services among insured with and without depressive syndromes focuses on inpatient services and medication. Two third of the insured were 60 to 69 years of age, one out of ten is of old aged, and two thirds are female. 75 % of all insurants over and above the age of sixty are treated with tricylcica and therefore receive incorrect medication. Obviously, this inadequate medication with amitriptyline and doxepin is still the preferential treatment for late life depression. Women are treated with potentially inadequate medications like amitriptyline and doxepine more often than men. Almost every second depressed participant receive citalopram being the treatment recommended by the guidelines. In this study, old people with depressive disorders generate twice as much total health care costs as elderly without any depressive syndrome. Middle aged people cause particularly high healthcare costs. In general men clearly cause higher total health care costs then women. The results of this study could be used to develop information material for family practicioners about guideline conforming treatment and potentially inappropriate psychotropic medication of late life depression.