Thema und Zielsetzung: Pornographiekonsum hat in der Gesellschaft seit der massenhaften Verbreitung schneller Internetverbindungen eine neue Dimension erreicht. Der exzessive Konsum von Pornographie kann die Grundlage des immer häufiger auftretenden Phänomens der Internetsexsucht darstellen. Diese ähnelt in vielen Aspekten ihrer Symptomatik anderen Verhaltensabhängigkeiten. In Forschung mit bildgebenden Daten konnten neuronale, abhängigkeitsspezifische Veränderungen im frontostriatalen Netzwerk (FSN) sowohl bei substanzgebundenen als auch substanzungebundenen Abhängigkeiten festgestellt werden. Da es sich bei Pornographie um ein potentiell suchtauslösendes Medium handelt, welches als supernormaler Stimulus stark belohnend empfunden wird, wird bei der vorliegenden Studie davon ausgegangen, dass Pornographiekonsum – wenn auch nicht in abhängiger Art und Weise – Veränderungen in Strukturen des FSN verursachen kann. Fragestellung: Ziel der Studie ist es, herauszufinden, ob Pornographiekonsum mit Veränderungen im FSN assoziiert ist. Methode: Zur Bearbeitung der Fragestellung wurden 64 gesunde, männliche Studienteilnehmer rekrutiert, die zum Ausmaß ihres Pornographiekonsum befragt wurden. Anschließend wurden cerebrale Bilddaten der Probanden mit Hilfe eines Magnetresonanztomographie (MRT) Scanners erzeugt. Die Bilddaten wurden mittels Voxel-basierter Morphometrie (VBM) analysiert und Korrelationsanalysen zwischen der Anzahl der Stunden Pornographiekonsum pro Woche (PStd) und der Wahrscheinlichkeit für graue Substanz (GM) in verschiedenen Hirnregionen durchgeführt. Ergebnisse: Es konnte eine signifikante, negative Korrelation zwischen PStd und der Wahrscheinlichkeit für GM im rechten Nucleus caudatus (NC) gefunden werden (p < 0,001, für verschiedene Vergleiche korrigiert). Bei Verwendung eines niedrigeren Signifikanzniveaus (p < 0,005) ist der Zusammenhang zwischen Pornographiekonsum und Wahrscheinlichkeit für GM im linken NC ebenfalls statistisch signifikant. Interpretation und Relevanz: Die Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigen, dass Pornographiekonsum mit Veränderungen in Teilen des FSN assoziiert ist. Pornographie kann als potentiell suchtauslösendes Medium begriffen werden. Deshalb ist beachtenswert, dass ähnliche Befunde bei substanzgebundenen und -ungebundenen Abhängigkeiten bereits gefunden wurden. Bei der Interpretation des Ergebnisses bleibt die Kausalität jedoch ungeklärt. Denkbar wäre, dass sich der Befund als a prioi bestehende neuronale Konstellation mit einer pathologisch reduzierten Belohnungssensitivität zeigt. Demnach würde Pornographie (als supernormaler Reiz) als belohnender im Vergleich zu anderen natürlichen Verstärkern empfunden und häufiger konsumiert werden. Umgekehrt muss jedoch die Überlegung in Betracht gezogen werden, dass ein vermehrter Konsum von Pornographie die Veränderung im FSN im Sinne einer neuroplastischen Adaptation verursachen könnte. Indizien für beide genannten Interpretationen des Befundes liegen vor, weitere Forschung ist nötig, um die Kausalität abschließend zu klären.
Background and Relevance: Since the inception and wide diffusion of fast and efficient internet connections, the consumption of pornography in society has reached a new dimension. Consuming pornography in an excessive way can lead to a clinical phenomenon called “internet sex addiction” which is reported to occure more frequently in recent times. Internet sex addiction has many aspects and symptoms in common with other behavioral addictions. Brain imaging research found neural changes in the frontostriatal network (FSN) which are specific for substance as well as behavioral addictions. Pornography can be considered a highly rewarding and potentially addictive medium, which acts as a supernormal stimulus. Thus, we expect changes in structures of the FSN that are associated with frequent, not necessarily addictive, pornography consumption. Goal of the Study: In this study we try to find out, whether the consumption of pornography is associated with changes in parts of the FSN. Methods: We examined 64 healthy, male participants, who were asked about their pornography consumption habits. Next, their brains were scanned using an MRI Scanner. The imaging data was analyzed using Voxel-based morphometry (VBM). We calculated correlations between hours of pornography consumption per week (PStd) and the probability of grey matter (GM) in different brain regions. Results: We found a significant, negative correlation between PStd and probability of GM in the right caudate nucleus (NC) (p < 0,001, corrected for multiple comparisons). When using a lower significance-threshold (p < 0,005), the association was also statistically significant for the left caudate nucleus. Interpretation of the Results: The results of this study show, that pornography consumption is associated with changes in the FSN. Considering that pornography can potentially cause addiction, it is noteworthy, that similar results were found in studies about substance and behavioral addictions. The question of causality of the finding though remains unclear. One possible explanation could be that less grey matter in the caudate nucleus is a preexisting condition, that leads to a pathologically reduced reward sensitivity. This neural configuration could lead to a greater reward effect of pornography (as a supernormal stimulus) than other natural reinforcers and could thus be responsible for a higher degree in frequency and intensity of consumption. Another plausible explanation could be that a high frequency of pornography consumption leads to a change in the FSN, in the sense of a neuroadaptation process. There are indicators for both mentioned explanations, but further research is required to confirm one of them.