Das Lachen wird landläufig als Ausdruck allgemeinen Wohlgefühls und Glücks verstanden und begrüßt. Dabei stehen meist psychologische oder soziologische Erwägungen im Vordergrund. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, ob das Lachen wirklich gesund ist. Anlaß zu dieser Frage waren die in letzter Zeit sich häufenden Medienberichterstattungen über Strategien, das Lachen auf einer breiten medizinischen Ebene als Medikament einsetzen zu wollen. Die im 1. Kapitel genauer dargestellten Therapieansätze und Untersuchungsergebnisse zeigen, daß die Binsenwahrheit "Lachen ist gesund" weder medizinisch-biologisch abgesichert noch soziologisch-psychologisch einleuchtend diagnostiziert bzw. therapeutisch belegt ist. Aufgrund der festzustellenden Ungenauigkeiten und Unsicherheiten hinsichtlich einer genaueren Bestimmung dessen, was je unter "Lachen" oder "Humor" verstanden wird, soll im 2. Kapitel die Philosophiegeschichte befragt werden. Dabei wird deutlich, daß die klassischen Positionen sich dem Lachen gegenüber eher kritisch verhalten und von einer Empfehlung des Lachens keine Rede sein kann. Das 3. Kapitel beschäftigt sich mit der körperlichen Grundlage des Lachens - dem Zwerchfell und seiner Deutungsgeschichte. Im 4. Kapitel wird das Überschneidungsfeld von Philosophie und Medizin anhand einschlägiger Texte von Descartes, Kant, Novalis, Schopenhauer und Freud geprüft. Dabei zeigt sich, daß alle moderne philosophisch-physiologische Beschäftigung mit dem Lachen den gleichen Problemkomplex zur Grundlage hat: das Spannungsfeld von Melancholie und Hypochondrie. Descartes erarbeitet sein Konzept des Lachens als mechanisch fundiertem Selbstbezug vor dem Hintergrund einer vergeblichen Suche nach der ominösen "schwarzen Galle" der Melancholie; Kant und Novalis waren bekennende Hypochonder, Schopenhauer begleitet die Erbschaft der Hypochondrie in der Rückenmarkanalyse und Freud leitet die somatische Erregungsenergie des Lachens aus der Neurose ab. Das 5. Kapitel belegt, daß die Frage nach dem Lachen, vor allem die hoffnungsvolle Formulierung "Lachen ist gesund", sich als hypochondrisch begründet erweist; sie hat ihre Wurzeln im urmelancholischen Zweifeln und Hadern mit den Lebensumständen.
"Laughter is the Best Medicine" ? A Popular and Medical Truism in the Light of Philosophy Laughter is commonly understood and accepted to be the expression of general well-being and happiness. The background are psychological and sociological considerations. This study examines the question whether laughter is actually the best medicine. The reason for this question was the recent spate of reports in the media about strategies to use laughter as a medicament at all medical levels. In Chapter 1, the review of therapeutic approaches and research findings will show that the truism "laughter is the best medicine" did neither get medicinal- biological support nor plausible socio- psychological diagnosis or therapy. As there are inaccuracies and uncertainties about the exact definition of what is "laughter" and what is "humour", Chapter 2 will consult the history of philosophy. This will show that classical positions are rather critical towards laughter and recommending it is out of the question. Chapter 3 deals with the physical basis of laughter ? the diaphragm and the history of its interpretation. Chapter 4 reviews the overlapping area of philosophy and medicine in the relevant texts of Descartes, Kant, Novalis, Schopenhauer and Freud. This will show that any modern philosophical-physiological study of laughter is concerned with the same issue: the field of melancholia and hypochondria. Descartes elaborates his concept of laughter as a mechanically founded self-reflex on the background of the futile search for the elusive "black gall" of melancholia; Kant and Novalis were confessed hypochondriacs; Schopenhauer follows the legacy of hypochondria in the analyses of the spinal marrow, and Freud deduces the somatic stimulus energy of laughter from neurosis. Chapter 5 will prove that the question of what is laughter, mainly its hopeful wording "Laughter is the best medicine" is based on hypochondria; it has its roots in primal melancholic doubt and quarrel with living conditions.