Der Röntgenleitfaden nimmt bei der Kaufuntersuchung des Pferdes eine herausragende Stellung ein und wird häufig aufgrund seiner fehlenden wissenschaftlichen Grundlage kritisiert. Das Ziel der beiden vorliegenden Arbeiten war es, die Befunde des Fesselgelenks, Fesselbeins und der Gleichbeine sowie ihre Klasseneinteilung im RöLF im Hinblick auf ihre wissenschaftliche Grundlage zu überprüfen. Es erfolgte hierzu eine Literaturrecherche mit PubMed und CAB der FU Berlin. So konnten insgesamt 44 Publikation zu der Rubrik Fesselbein und Gleichbein (28 peer reviewed Veröffentlichungen und 16 Dissertationen) und 43 Publikationen für das Fesselgelenk (31 peer reviewed Veröffentlichungen und 12 Dissertationen) gefunden werden. Die Studien wurden zum einen in Hinblick auf die Prävalenz der einzelnen Befunde und zum anderen bezüglich ihrer klinischen Bedeutung ausgewertet. Des Weiteren wurden die Arbeiten hinsichtlich ihrer Evidenz gemäß der AHCPR (Agency for Health Care Policy and Research) klassifiziert. Die Mehrzahl der Arbeiten konnte hierbei der Evidenzklasse IIb zugeordnet werden und drei der Evidenzklasse IIa. Diejenigen Studien, die der Klasse IV hätten zugeordnet werden müssen, wurden nicht berücksichtigt, da es sich hier nur um Berichte von Experten-Ausschüssen oder Expertenmeinungen handelt. Die Prävalenz der untersuchten Röntgenbefunde am Fesselbein und Gleichbein ist in der Literatur nur unzureichend belegt. Rassespezifische Angaben für Warmblüter konnten nur in Einzelfällen gefunden werden. Eine Ausnahme hiervon stellen intraartikuläre Verschattungen des Fesselgelenks dar, für welche zahlreiche Angaben zur Prävalenz bei Warmblütern, Vollblütern und Trabern existieren. In Bezug auf die klinische Bedeutung der einzelnen Befunde ist in der Literatur nur in Einzelfällen etwas zu finden. Die Klassifizierung dieser und die damit einhergehende Risikoeinschätzung beruht somit zumeist auf Expertenmeinungen. Die Einstufung einiger Befunde in die Klasse II-III (Norm- bzw. Akzeptanzzustand), die eindeutig mit Pathologien wie Osteochondrose dissecans und Osteoarthritis einhergehen, ist als ungerechtfertigt zu bewerten und bedarf daher einer dringenden Überarbeitung.
The german guidelines for scoring prepurchase radiographs (RöLF 2007) are playing an important role for horse purchase. However they are often criticized for their lack of scientific background. The aim of both studies was to evaluate the scientific background of the classification of findings of the the fetlock joint, the proximal phalanx and the proximal sesamoid bones of the RöLF 2007. Therefore a literature research by CAB and PubMed was performed. Altogether 44 studies for the proximal phalanx and the proximal sesamoid bones (16 doctoral thesis and 28 peer-reviewed papers) and 43 studies for the fetlock joint (12 doctoral thesis and 28 peer-reviewed papers) have been identified. The studies were evaluated in terms of their prevalence and clinical significance. Furthermore they were all classified regarding to their evidence, which was based on the recommendations of AHCPR (Agency for Health Care Policy and Research). The majority of the studies could be assigned to the evidence class IIb and three to the evidence class IIa. Studies which were classified as evidence class IV were not included because they are only based on expert opinions. The prevalence of findings of the proximal phalanx and the proximal sesamoid bones is in the literature not very well documented. Especially for warmblood horses informations could only be found in exceptional cases. On the other side the prevalence for osseous fragments is very well documented in the fetlock joint for warmblood horses, standardbred trotters and thoroughbreds. Only a few studies comment about the clinical significance and classification of the findings. The classification is mostly based on expert opinions. The classification of pathological findings such as osteochondrose dissecans and osteoarthritis as normal or acceptable should be reviewed critically.