Die unter das Schlagwort "Internet" fallenden Neuen Informations- und Kommunikationstechnologien (NIKT) wurden mit Beginn der 1990er Jahren massiv verbreitet. Entwickeln sie sich in den reichen Industrieländern zu einem neuen Massenmedium, so wird gegenüber den Ländern des Südens allenthalben eine "digitale Kluft" konstatiert. Hergestellt wird in bisherigen Studien dabei zumeist eine Korrelation zwischen negativen Entwicklungsbedingungen und fehlender NIKT-Verbreitung. In der vergleichenden Untersuchung werden Politik und Ökonomie des Internet in Argentinien und Peru zwischen 1990 und 2001 unter der Frage betrachtet, inwieweit in den Ländern von den beteiligten Akteuren der Gestaltung und Nutzung der NIKT Anstrengungen unternommen werden, um den vermeintlichen Nutzen der NIKT der Gesamtheit der Bevölkerung zugänglich zu machen und dadurch ihre politischen, wirtschaftlichen und sozialen Lebensbedingungen zu verbessern, und in welchem Zusammenhang dieser Gebrauch der Gestaltungsfreiräume zu den Bedingungen des jeweiligen nationalen und globalen Kontextes steht. Auf der Basis umfangreichen empirischen Materials wird das junge Forschungsfeld dabei für beide Länder in umfassender Weise analysiert und zugleich ein Ansatz zur Analyse der NIKT weiterentwickelt und empirisch erprobt. Ermöglicht werden dadurch präzise und profunde Einblicke in die Realität der NIKT in den beiden Ländern, im Gegensatz zu allgemeinen Spekulationen über Chancen und Risiken der NIKT. Die Ergebnisse der Länderstudien zeigen - trotz wirtschaftlich nahezu kongruenter und politisch ähnlicher Transformationsprozesse der Länder in den 1990er Jahren - zwei grundlegend unterschiedliche Arten der Ausprägung der NIKT. Waren sie in Peru seit Beginn der 90er Jahre trotz niedrigerem "Entwicklungsstand" von großer Relevanz, und konnte ihr Einsatz und ihre Verbreitung trotz des repressiven diktatorischen Rahmens in wirtschaftlicher, politischer und sozialer Hinsicht neuartige Perspektiven für die Bevölkerungsmehrheit eröffnen, so blieben die NIKT in Argentinien bis ins Jahr 2000 von marginaler Bedeutung und zeigten trotz groß angelegter Prestigeprojekte kaum positive Effekte für die Gesamtbevölkerung. Die Untersuchung zeigt, \- dass bei der Betrachtung der NIKT den spezifischen Bedingungen und Entwicklungen im nationalen Rahmen und kontingenten Prozessen und Praktiken besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden sollte, weil ihnen ein maßgebliches Gewicht bei der konkreten Art und Weise der Gestaltung und Nutzung der NIKT zukommen kann, und sie, insbesondere in vergleichenden Untersuchungen, nicht durch verallgemeinernde Generalisierungen eliminiert werden sollten. \- dass sich zwischen den Transformationsprozessen wirtschaftlicher Liberalisierung bzw. politischer Demokratisierung und der NIKT-Entwicklung keine schlüssigen und eindeutigen Kausalverhältnisse ausmachen lassen. \- dass auch bezüglich des Einflusses der NIKT auf die politischen und wirtschaftlichen Transformationsprozesse kein monokausaler Zusammenhang hergestellt werden kann.
The New Information and Communication Technologies (NICTs), frequently subsumed under the catchword "Internet", were massively distributed during the 1990s. Whereas the NICTs are becoming a new mass medium in rich industrialized countries a "digital gap" to the south is often proclaimed. In hitherto existing studies most of the times a correlation of negative conditions of "development" and a poor distribution of the NICTs is produced. In this comparative study, the politics and the political economy of the Internet in Argentina and Peru are considered in their historical perspective from 1990 to 2001. The central question is, in what way and how far the actors of regulation and use of the NICTs in these countries are performing to bring the alleged benefit of the NICTs to the whole of society for improving their members political, economic and social conditions of living, and in which way this acting is connected to the overall national and global context. Based upon extensive research and rich empirical material the so far "young" field of investigation is analyzed for these particular two countries in an almost comprehensive way improving and verifying thereby a framework for the empirical research and analysis of the NICTs. Thereby profound and precise insights in the reality of the NICTs in Argentina and Peru are made possible - in contrast to general speculations on opportunities and risks of the NICTs. Despite almost congruent economic and nearly identical political transformations in the two countries during the 1990s, the findings of the country-studies show two absolutely different and distinctive ways of establishing the NICTs. Whereas in Peru, despite the worse social and the repressive dictatorial conditions, they had a big importance from the beginning of the 1990s, bringing therefore new possibilities to great part of the society regarding political, economic and social opportunities, in Argentina the NICTs till 2000 were of marginal importance and didn?t show nearly any positive effect for the society, despite giant projects often only enriching the prestige and pockets of the official heads. The analysis demonstrates, \- that while studying the NICTs the specific conditions and developments in the national sphere and contingent processes and practices should be regarded with special attention, because they can be of considerable importance for the concrete way of regulating and using the NICTs and that they should not be eliminated in more general - especially comparative - studies in search of general statements. \- that between the transformations of economic liberalization and/or political democratization and the development of the NICTs cannot be found any convincing or logic causal relation. \- that in the same way for the influence of the NICTs on political and economic transformations cannot be found a univocal causal relation or condition.