Gegenstand der Dissertationsschrift sind die aus der Faschismusanalyse gewonnenen politischen Strategien der Arbeiterparteien in den böhmischen Ländern zwischen 1933 und 1938 als Reaktion auf die zunehmende Bedrohung durch das Deutsche Reich und den innenpolitischen Rechtsruck der sudetendeutschen Minderheit. Hierzu werden die programmatischen Diskussionen innerhalb der beiden sozialdemokratischen und der kommunistischen Partei aufgearbeitet und deren unterschiedliche Richtungen und Trägergruppen identifiziert, um festzustellen, inwiefern bei der Diskussion und Entwicklung antifaschistischer Strategien aufeinander Bezug genommen wurde und wo Übereinstimmungen resp. Abweichungen bestanden. Durch eine Analyse der unterschiedlichen Interessenlagen und politischen Sachzwänge der Arbeiterparteien, die als durch eine individuelle Rezeption bestimmter strukturell bedingter Probleme in der politischen und sozioökonomischen Entwicklung des Landes präjudiziert gewertet werden, soll die Frage beantwortet werden, warum es den Sozialdemokraten trotz der Verständigung auf eine gemeinsame Antikrisenpolitik bis zum Münchener Abkommen nicht gelang, der nationalistischen Radikalisierung der sudetendeutschen Minderheit entgegenzuwirken und mit den anderen demokratischen Kräften sowie unter Einbeziehung der Kommunisten eine tragfähige Konzeption zur konsequenten Verteidigung der Republik gegen die Gefahr nationalsozialistischer Aggression politisch zu realisieren. Die Arbeit kommt zu dem Ergebnis, daß es nicht Defizite in der Theoriearbeit, sondern zu- nehmend unterschiedliche Prioritäten in den Parteistrategien waren, die die Zweckmäßigkeit eines gemeinsamen Vorgehens der politischen Linken infrage stellte. In der politischen Praxis konnten die beiden sozialdemokratischen Parteien mit ihrer breit angelegten Antikrisenstrategie kaum unmittelbare Erfolge erzielen. Die Gleichzeitigkeit von sozioökonomischen Problemen und staatsfeindlicher, nationalistischer Radikalisierung, die Dominianz des nationalen Konflikts, die zunehmende Uneinigkeit über die zu verfolgende Nationalitätenpolitik, die steigende außenpolitische Isolierung der CSR, die organisatorische und ideologische Zersplitterung der politischen Arbeiterbewegung sowie die Unbeweglichkeit der tschechoslowakischen Proporzdemokratie, die jegliche Reformansätze bereits im Keim erstickte, verhinderten einen erfolgreicheren Kampf gegen Hitler und Henlein.
Subject of the dissertation thesis are the political strategies of the working class parties in the Bohemian Lands during the years 1933 and 1938. These stategies, which were generated from the socialist analysis of the political phenomenon of fascism, reacted to rising threats from Nazi-Germany and the increasing right wing tendencies of the Sudeten German minority. The programmatic intercourse within the two social democratic parties and the communist party on this subject is examined and their differing tendencies and supporters identified, in order to determine, to what degree the participants referred to each other in the discussion and development of their antifascist strategies as well as to estimate where conformities or deviations can be found. Through an analysis of the different political interests and contraints of the working class parties, which are considered as being predetermined by an individual perceptions of certain structurally determined problems of the political and socio-economic development of the country, the question should be answered, why the social democrats, along with other democratic forces and the communists, could not, in spite of a mutual agreement on the need for an anti-crisis-policy, until the Munich Agreement succeed in counteracting the nationalistic radicalization of the Sudeten German minority and could not implement a feasible concept for defending the republic against the challenge of national socialist aggression. The author comes to the conclusion, that it is not predominantly weaknesses in theoretical analysis but rather increasingly different priorities in party strategies that questioned the expediency of a mutual approach of the political left. In everyday politics the social democrats could hardly be successful with their widely steamlined anti-crisis-strategy. The simultaneous socio-economic crises and subversive, nationalistic radicalization, the predominance of national conflict, the increasing disunity concerning the minority policy, the growing isolation of the CSR in foreign politics, the organizational and ideologic desintegration of the political workers movement as well as the immobility of the Czechoslovak proportional democracy, which had already nipped all reform efforts in the bud, prevented them from successfully fighting against Hitler and Henlein.