Die Voraussagekraft eines einzelnen Risikofaktors für das Vorhandensein einer Osteoporose ist relativ gering. Die Bemühungen zur Erstellung eines Risikoscores, der eine bestimmte Konstellation von Risikofaktoren wieder spiegelt, waren bislang wenig erfolgreich. Mit der Knochendichtemessung kann der Knochenverlust erfasst und die Diagnose einer Osteoporose gestellt werden. Diese Untersuchung ist nicht überall verfügbar und wird nur im Falle einer bereits erfolgten Fraktur als kassenärztliche Leistung angesehen. Bisher unberücksichtigt blieb die Rolle von neuromuskulären Funktionstests. Knochen und Muskeln stehen in einem festen Wechselspiel. Deshalb ist zur Risikobeurteilung für eine Osteoporose nicht allein die Fokussierung auf den Knochen von Bedeutung, sondern ebenso die Erfassung des individuellen neuromuskulären Leistungsvermögens. Grundlage für die Evaluierung eines Hoch- Risiko-Scores war die von uns durchgeführte Querschnittsstudie an 1197 gesunden, postmenopausalen Frauen im Alter von 60 Jahren und älter. Mit unseren neuromuskulären Tests wählten wir eine lokomotorische und posturale Funktionsdiagnostik, um Geh- und Balancestörungen umfangreich erfassen zu können. Alle Untersuchungen sind in den klinischen Alltag gut integrierbar, erfordern einen geringen Zeitaufwand und sind ohne aufwendiges Equipment durchführbar. Für die statistische Auswertung ermittelten wir Häufigkeiten, erstellten Kontingenztabellen, errechneten das relative Risiko und kalkulierten hierfür das 95% Konfidenzintervall. Der Up and Go Test in der Standardversion ergab ein signifikant erhöhtes Sturzrisiko dann, wenn der Test mit einem hohen Zeitaufwand absolviert wurde (CI=1,16-1,52). Das Sturzrisiko war im Vergleich zur schnellen Zeitgruppe um ein Drittel erhöht. Der Semitandem- und Tandemstand zeigten eine signifikante Korrelation hinsichtlich eines nicht erfolgreich bestandenen Tests und einem erhöhten Risiko zu stürzen (CI=1,06-1,34 und 1,03-1,26). Für den Chair rising - und Rombergtest waren keine klinische Signifikanz nachzuweisen. Eine Fraktur nach Sturz erlitten 55,5% der Teilnehmerinnen. Das Risiko einer Fraktur nach Sturz ist im Vergleich zu denjenigen, die nicht stürzten, nahezu verdoppelt. Der Anteil der Frakturen erhöhte sich bei zusätzlichem Nachweis einer Osteoporose auf 65%. Postmenopausale Frakturen manifestieren sich durch einen Sturz viermal häufiger als Frakturen vor der Menopause und sind bei Frauen mit einer darüber hinaus nachgewiesenen Osteoporose auf das über Fünffache angestiegen. Durch spezifische neuromuskuläre Tests ist eine Identifizierung von sturzgefährdeten Frauen möglich. Bestimmte Tests haben noch keine ausreichende Aussagekraft zur individuellen Vorhersage des Sturzrisikos, jedoch weisen Tendenzen auf ein gewisses Risiko hin.
Osteoporosis is a widespread disease, which often occurs without clinical symptoms. There is a large number of risk factors which are accepted as cause for osteoporosis. The forecast value of single risk factors for osteoporosis is relatively small and the efforts for the preparation of a risk score have so far been largely unsuccessful. The bone mass loss can be measured by osteodensitometry and the diagnosis of osteoporosis can be placed. Routine bone mineral density measurement of all women, however, is not feasible for most populations, as it is not widely available and costly. Furthermore, only in the case of a fracture are the costs for examination refundable. So far the role of neuromuscular function tests has remained unconsidered, although bones and muscles are in close interrelation. Therefore, it is important not only to focus on the bones but likewise on the collection of the individual neuromuscular efficiency. We examined 1197 postmenopausal healthy women aged 60 years and older. Special focus was devoted to the potential of neuromuscular test battery with up and go -, chair rising- and Romberg test as well as semitandem- and tandemstand in order to detect gait- and balance disturbances. For the statistical analyses we conducted frequencies, drew up contingency tables, calculated the relative risk and 95% confidence interval. The Up and Go test in the standard version showed that, the more time the women needed to perform the test the higher the risk of falls (CI 1,16-1,52). The risk of falling in this group was increased by one third in comparison to the faster group. Semitandem- and tandem tests showed a significant correlation with regard to a non successful test and an increased risk of falls (CI 1,06-1,34 and 1,03-1,26). We couldn t prove a statistical significance for the chair rising and Romberg tests. Fractures due to falls occur frequently in women over 60 years. 55% of our participants suffered a fracture after a fall. This risk is in comparison to non fallers almost double. The portion of fractures with additional proof of osteoporosis increased to 65%. Postmenopausal fractures manifested themselves four times more frequently than premenopausal fractures and they rose fivefold in women with osteoporosis. Identifying women at risk of increasing falls is possible with specific neuromuscular tests. Some tests are not sufficiently accurate for evaluation of individual prediction for risk of falling, but trends point to a certain amount of risk in this direction.