Staat und Gesellschaft in Chile, 1891-1931 Die vorliegende Arbeit analysiert die Beziehung zwischen Staat und Bevölkerung in Chile während der Jahre 1891 bis 1931. Die untersuchte Periode besteht aus zwei großen Abschnitten. Der erste reicht von 1891 bis 1924, als ein erster Militärputsch stattfindet. Der zweite beginnt 1924, von diesem Jahr an waren bis 1931 alle Regierungen direkt oder indirekt militärisch geprägt. In dem ersten Zeitraum war der Staat in den Händen von unterschiedlichen oligarchischen Gruppen, die nach dem Bürgerkrieg 1891 ein politisches, administratives und gesetzliches System mit gewisser Stabilität schafften. Das zentrale Merkmal der Regierungen dieser Periode ist die Ausschließung anderer, nicht oligarchischer, sozialer Sektoren aus dem Rahmen staatlicher Betrachtung, d.h. die Beziehung mit dem Rest der Bevölkerung bestand in der Ausschließung, in der Auslassung. Der vorgeschlagene Begriff für die Darstellung dieser politischen, administrativen und gesetzlichen Praktiken ist der des "Ausschließenden Staats". Die Oligarchien entwickelten eine besondere Form zur Verwaltung des Staats, die in dieser Arbeit als "staatlich oligarchische Logik" bezeichnet wird. Das Hauptmerkmal ist ihr Verständnis des Staats als persönliches Eigentum und als Mittel zur "Aristokratisierung". Im September 1924 und März 1925 fanden als Wiederspiegelung der Unzufriedenheit gegen die Oligarchien Militärputsche statt. Diese Putsche leiteten das Ende des oligarchischen Staatsmonopols ein und vernichteten die "ausschließende Struktur" (matriz excluyente), auf der es basierte. Für diese Veränderung waren zwei Prozesse nötig, die fast so alt waren wie der "Ausschließende Staat": die territoriale und soziale Ausweitung seiner Verwaltungsstruktur und die Entstehung und Verbreitung eines Bewusstsein (producción y distribución de la conciencia). Dieser Prozess wird "soziale Verstaatlichung" genannt. Aber die "staatlich oligarchische Logik" hatte zur Folge, dass die symbolischen und materiellen Möglichkeiten zur Gleichstellung aller Bürger vor dem Gesetz verhindert wurde. Dadurch wurde die Bildung eines Rechtsstaats und einer Zivilgesellschaft verhindert.
State and Society in Chile, 1891-1931 The project analyzes, from a socio- historical perspective, the relationship between the state and the population in Chile from 1891 to 1931. During the first period (1891-1924), various Chilean oligarchic groups monopolized the state apparatus. After the Civil War of 1891, these groups were able to consolidate a political, administrative, and legal system. The principal feature of the state during this period was the refusal to take into account social groups that did not belong to the oligarchy. Therefore, the state related to this part of the population in an exclusionary manner. It is for this reason that the work uses the concept "The State as an Exclusionary State." During this period, the oligarchic groups developed a specific way of administering the state, which the investigation refers to as oligarchic state logic. This approach consisted in viewing the state as the oligarchy?s personal domain and a means of aristocratization. Between September 1924 and March 1925, there were two military coups, which reflected the lack of satisfaction that existed with respect to the oligarchies. These coups ended the oligarchic monopoly of the state, as well as the exclusionary manner in which state operated. In order to arrive at this historical moment, two antecedent processes had first to take place. These processes, which were as old as the exclusionary state itself, consisted in (a) the territorial and social expansion of the administrative structure and (b) the so-called production and distribution of consciousness. This development, which the investigation terms the social expansion of the state (estatalización social) made possible the creation of a series of social bonds among different groups of the population. These bonds provided the foundation for the construction of a national society. However, the new kind of relationships that emerged also rested on oligarchic state logic, which thus outlived its creators. These relationships destroyed the possibility of bring about the rule of law and a civil society.