Allen zahnmedizinhistorischen Sammlungen ist gemeinsam, dass auf einer Aufbauphase eine Nutzungsphase folgt. Erst mit dem Eintreten in die historische Phase gewinnen die Objekte an Interesse für den Fachhistoriker. Das lässt sich auch an der Lehr- und Forschungssammlung von Friedrich Carl Ferdinand Busch nachweisen. Diese beinhaltete als eine Art Sonderbestand Lehrtafeln, die aus mehr als 7 500 extrahierten Zähnen gestaltet wurden. Inhaltlich bietet er die Möglichkeit, wesentliches zahnärztliches theoretisches Wissen einschließlich bedeutsamer Therapiemittel des ausgehenden 19. Jahrhunderts zu erfahren. Das war Anlass genug, die Zahntafeln zum Gegenstand der vorliegenden Arbeit zu erwählen und sie damit für die Übergabe an das Berliner Medizinhistorische Museum vorzubereiten, um den Bestand zu bewahren. Aus den Extraktionsobjekten fertigte Busch mehrere Zahntafeln von handlicher Größe für den Unterricht an. Aus der Kenntnis der durchschnittlichen Zahnzahl auf den gegenwärtigen acht Originaltafeln sowie der bei Busch genannten Gesamtsumme der Zähne ließ sich vermuten, dass einst mehr als 160 Tafeln existiert haben müssen. Im Zuge der Rekonstruktion konnten 2 117 Zähne identifiziert werden. Ein großer Verlust ist an Objekten mit Karies zu verzeichnen. Bei der Systematisierung von Zahnfehlbildungen prägte Busch die bis heute übli-che Unterscheidung der Mehrfachgebilde und zählte den „Dens in dente“ aufgrund histologischer Befunde gleichfalls dazu. Busch initiierte die Ursachenklärung mindermineralisierter bleibender Zähne, deren Zusammenhang mit Schädigungen des Milchgebisses er richtig erkannte. Bei den resorptiven Veränderungen erkannte Busch den zerstörenden Einfluss der Osteoklasten. Auslösend für seine Untersuchungen waren häufig bei den Replantationen von Schmerzen begleitete Resorptionen. Die einzig zulässige Indikation bestand für ihn bei hoffnungsloser Prognose der Zahnerhaltung. Dabei ließ er die äußerst zu schonende Wurzelhaut unberücksichtigt. Seine empfohlene Vorgehensweise bot aufgrund dieser Fehleinschätzung keinen Ansatz für eine Therapieentwicklung. Seine Beobachtungen von umfangreich kariös zerstörten Sechsjahrmolaren bei noch nicht abgeschlossenem Wurzelwachstum führte er richtig auf die Mineralisationsdefizite, verursacht durch Kinderkrankheiten, zurück. Weiterhin stellte er fest, dass die Karies mit 50 % die häufigste Veranlassung zur Extraktion gab. Weitere Forschungen zur Karies überließ er Miller, der 1889 die chemisch-parasitären Theorie entwickelte. Aus seinen vergleichend-anatomischen Studien sind die Erkenntnisse über die Abnutzungserscheinungen an den Zähnen zu nennen. Er hielt mechanische Faktoren verstärkt durch zusätzliche chemische Einflüsse für relevant. Es ist allerdings anzunehmen, dass diese Forschungsergebnisse Miller zuzuordnen sind. Die Zahnverfärbungen schienen Busch wichtig zu sein, wenn er auch nur wenige Objekte mit Farbveränderungen zusammentrug. Bezüglich der Therapie hatte Busch zwar die bleichende Wirkung von Wasserstoffperoxid bemerkt, die heutige Therapie entspricht jedoch in ihren Grundsätzen der von Miller. Buschs Untersuchungen zu der Heilungspotenz der Pulpa-Dentin-Einheit auf un- physiologische Reize brachten den Nachweis von Reparationsdentin. Leider zog er aus seinen Erkenntnissen keine Schlussfolgerungen für die Vitalerhaltung von Zähnen.
All historic dental collections share the fact that an expansion phase is followed by a utilization phase. However the objects become more important for the dental histo-rian not until they enter the historical phase. This can be demonstrated with Friedrich Carl Ferdinand Busch’s research collec-tion. This research collection comprises special kinds of wall charts that were formed out of more than 7 500 teeth. With regards to content this way gives the opportunity to adept substantial dental theoretical knowledge including significant therapies of the ending 19th century. This was enough of a reason to choose these teeth wall charts as subject of this underlying dissertation and to prepare them for handing over to the Medical Historical Museum of Berlin and thus conserve the valuable assets. Busch prepared several teeth wall charts of handy size from these extraction objects for lectures. If one considers the average number of teeth on the presently eight original wall charts as well as the overall number of teeth mentioned by Busch it can be assumed that there must have been once more than the 160 wall charts in existence. During reconstruction more than 2 117 teeth could be identified. A major loss has to be noticed with regard to objects with caries. When systemizing anomaly of teeth Busch formed the distinction of the “Mehrfach- gebilde” that is used until present and included also the “Dens in dente” because of histological diagnostics. Busch initiated the cause study of less mineralized remaining teeth and he rightly saw the connection of this with the damage of the primary dentition. Busch diagnosed the osteoclasts as the damaging factor at the resorptive changes. The reason for his studies were the replantations that were often accompanied with painful resorptions. The only acceptable indication for Busch was the tooth conservation at hopeless diagnosis. He did not consider the periodontium that needs to be treated with care. Because of this misjudgment his recommended thera-py gives no starting point for a therapy development. He recognized correctly that deficits in mineralization, caused by children`s illness, is the reason for extensively cariously damaged first molars, if the growth of the root is not finished. Furthermore he asserted that caries with 50 % is the most important reason for extraction. Further research was done by Miller, who developed the chemical- parasitäre theory in 1889. His comparing anatomic studies show results about the detritions of the teeth. He thought that mechanical factors that were increased through chemical influences were of importance. However, it is highly likely that the research results have to be credited to Miller. The tooth discolouring appeared Busch to be important, even so he only presented few discoulered objects. Busch discovered the bleaching effect of hydrogen perox-ide for therapeutic reasons; however, the therapy done today is done according to Miller. Buschs‘ research regarding the healing of the dental pulp and dentine in search for not physiological stimuli resulted in the detection of different formed dentine. It is regretfully, that he did not conclude from his research results to the possibility of pre-servation the vitality of teeth.