Die sekretorische Otitis media (SOM) ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen des Kindesalters, und sie stellt die häufigste Ursache für einen kindlichen Hörverlust dar, welcher in eine Phase fällt, in der der Spracherwerb für das Erlernen sozialen Verhaltens und die geistige Entwicklung eines Kindes von entscheidender Bedeutung ist. Pathogenetisch entscheidend für die SOM ist eine Tubenfunktionsstörung, die häufig durch eine hyperplastische Tonsilla pharyngea (sogenannte adenoide Vegetationen), welche die nasopharyngealen Tubenostien verlegt, hervorgerufen wird. Die Indikation zum chirurgischen Vorgehen ist gegeben, wenn der Krankheitsprozess länger als zwei Monate persistiert und zu einer Verschlechterung des Gehörs führt. Wesentliches Ziel der chirurgischen Therapieoptionen ist die Ausheilung der SOM durch eine verbesserte Ventilation des Mittelohrs Chirurgische Therapiekonzepte umfassen die Parazentese (Einschnitt in das Trommelfell zur kurzzeitigen Entlastung eines Ergusses, PZ), die Paukendrainage (Einlage eines Röhrchens in den Parazenteseschnitt zur mehrmonatigen Belüftung des Mittelohrs, PD) und Begleiteingriffe wie Adenotomie, Tonsillektomie oder Tonsillotomie. Die vorliegende Arbeit untersuchte retrospektiv anhand einer Datenerhebung aus den Patientenakten und einer Patientenbefragung mit Hilfe von Fragebögen in dem Patientenkollektiv aus den Jahren 1995 bis 1997 den Einfluss von Faktoren, die für die Entstehung der SOM verantwortlich gemacht werden. Weiterhin wurde analysiert, welche Ergebnisse mit den unterschiedlichen operativen Therapiearten erreicht wurden und welche weiteren Faktoren den Erfolg und die Komplikationen der Operation bestimmten. 290 Patienten (38,3% weiblich, 61,7% männlich, mittleres Alter 4,1 Jahre) wurden in die Untersuchung einbezogen. In 150 Fällen wurden auswertbare Fragebögen zurückgeschickt, die eine Beurteilung des postoperativen Verlaufs ermöglichten. Im Einzelnen ergaben sich vier Fragestellungen, die wie folgt beantwortet werden konnten: 1\. Wie groß war die Übereinstimmung zwischen der präoperativen und der operativen Diagnose? Die Ohrspiegelung im Rahmen der klinischen Voruntersuchung war ein ungenaues Kriterium zur Diagnose eines Paukenergusses bei Kindern zwischen ein und zwölf Jahren. Die Tympanometrie erreichte, wenn sie nicht länger als 14 Tage vor der Operation durchgeführt wurde, eine Sensitivität von 92% und eine Spezifität von 60% zur Diagnose eines Paukenergusses. Die Audiometrie bestimmte einen Paukenerguss mit einer Sensitivität von 96% und einer Spezifität von 73%, wenn sie nicht länger als 14 Tage vor der Operation durchgeführt wurde. 2\. Gab es Konstellationen/Befunde, die häufiger mit einem Paukenerguss assoziiert waren? Häufig mit einem Paukenerguss assoziiert waren ein Alter zwischen ein und sechs Jahren, das männliche Geschlecht und eine große Tonsilla pharyngea. Eine jahreszeitliche Häufung der Erkrankung wurde in der vorliegenden Untersuchung nicht festgestellt. 3\. Können Aussagen bezüglich des postoperativen Verlaufs und der Rezidivrate der SOM gemacht werden? Von den 150 nachbeobachteten Patienten waren 62% (n=91) nach einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 28 Monaten ohne jegliche erneute Beschwerden. Die durchschnittliche Liegedauer von Paukendrainageröhrchen betrug 10,6 Monate. Zu einer Otorrhoe aus den Drainageröhrchen kam es in 21% (n=25) der 120 nachbeobachteten Ohren mit PD. Diese trat nach durchschnittlich vier Monaten auf. 23% (n=35) der Patienten entwickelten erneute otogene Beschwerden und wurden mit Antibiotika behandelt. 12% (n=18) der Patienten wurden aufgrund erneuter otogener Beschwerden nochmals operiert. Bei den Patienten, die erneute Beschwerden entwickelten, traten diese im Durchschnitt 8,9 Monate nach der Operation auf. 4\. Gab es Faktoren, die den postoperativen Verlauf und die Rezidivhäufigkeit beeinflussten? Keinen signifikanten Einfluss auf den poststoperativen Verlauf hatten das Alter und das Geschlecht der Patienten, die Jahreszeit, in der die Operation durchgeführt wurde sowie eventuelle Voroperationen aufgrund der sekretorischen Otitis media. Patienten mit präoperativ großen Adenoiden entwickelten signifikant (p=0,025) häufiger postoperative otogene Beschwerden. Zu Revisionsoperationen kam es mit zunehmender Adenoidengröße jedoch tendenziell, nicht signifikant seltener. Die Größe der Gaumenmandeln hatte keinen signifikanten Einfluss auf den postoperativen Verlauf. Das intraoperative Vorhandensein von Paukensekret war kein Einflussfaktor auf die postoperative Rezidivrate. Wurde Sekret aspiriert, so stellte dessen Konsistenz einen prognostischen Faktor dar. Mit zunehmender Zähigkeit war die Rate postoperativer otogener Beschwerden signifikant häufiger (p=0,031 bei PZ bzw. p=0,041 bei PD). Die Häufigkeit von Revisionsoperationen war nicht von der Konsistenz des intraoperativen Paukensekrets abhängig. Die Ohren, die eine PD erhalten hatten, zeigten postoperativ tendenziell, nicht signifikant seltener erneute otogene Beschwerden als Ohren, die nur eine Parazentese erhalten hatten. Die Dauer bis zum Auftreten erneuter Beschwerden war mit 9,2 Monaten geringfügig länger nach PD als nach PZ (8,6 Monate). Nach einer begleitenden Laser-Tonsillotomie oder Tonsillektomie traten tendenziell, nicht signifikant weniger erneute otogene Beschwerden auf, und es mussten tendenziell weniger Revisionsoperationen durchgeführt werden.
Otitis media with effusion (OME) is the most common chronic disease in childhood and the most common reason for hearing loss, which happens at a time, in which the acquisition of language is an important factor for the mental development. Essential for the pathogenesis of OME is a dysfunction of the Eustachian tube, which is often caused by a hyperplasia of the tonsilla pharyngea (so-called adenoids), which obstruct the nasopharyngeal tube aperture. Surgical intervention is indicated, when the disease persist for more than two months and hearing is impaired. The operation aims at curing the disease by enabling ventilation of the middle ear. Surgical concepts include paracentesis (PC), ventilation tubes (VT), adenectomy, tonsillotomy and tonsillectomy. This is a retrospective study which examines, based on the patients' records and a questionnaire, the influence of typical factors made responsible for OME. Furthermore, the results of the different therapeutic options were compared and possible influencing factors on the post-operative result were analysed. 290 patients (38.3% females, 61.7% males, mean age 4.1 years) were included in this study. In 150 out of these cases, we received completed questionnaires, which enabled the evaluation of the post-operative course. In detail, four questions could be drafted, which could be answered as follows: 1\. How was the conformity between pre-operative and intra-operative diagnosis? Otoscopy within the scope of the clinical examination was an inaccurate method for the detection of middle ear effusion in children between one and twelve years of age. Tympanometry reached a sensitivity of 92% and a specificity of 60% for the diagnosis of effusion, when performed no longer than 14 days prior to operation. The results of pre-operative audiometry were in good concordance with intra-operative presence or absence of effusion (sensitivity 96%, specificity 73%) when performed no longer than 14 days prior to operation. 2\. Which constellations/diagnostic findings were associated with OME? Associated with OME were the age between one and six years, male gender and a hyperplastic tonsilla pharyngea. There was no seasonable accumulation of the disease. 3\. What statements can be made about the post- operative course and the relapse rate? Out of 150 patients, from whom data of the post-operative course were available, 62% (n=91) were free of relapse after a mean time of 28 months. VTs were in situ for 10.6 months on average. Otorrhea out of VTs occurred in 21% after four months on average. 23% (n=35) of the patients developed anew auricular disturbances and were treated with antibiotics. 12% (n=18) underwent revision surgery. The mean time to relapse was 8.9 months. 4\. Which factors had an influence on the post-operative course and the relapse rate? The patients' age and gender as well as the season, in which the surgery was performed, had no significant influence of the post-operative course. Patients with large adenoid vegetations suffered significantly (p=0.025) more frequent from post-operative disturbances; however, revision surgery was not required more often among these patients. The size of the tonsilla palatina had no influence on the post-operative outcome. The intra-operative presence or absence of effusion had no influence of the post-operative outcome. In cases with effusion, the consistency of the secretion had significant influence on the occurrence of post-operative disturbances (p=0.031 for patients with PC, p=0.041 for patients with VTs) but not on the frequency of revision surgery. Ears with VTs showed slightly but insignificantly less frequent post-operative disturbances than ears with PC only. The mean time between surgery and relapse was marginally longer on ears with VT (9.2 months) than on ears with PC (8.6 months). Patients with additional tonsillotomy or tonsillectomy tended insignificantly to less post- operative auricular disturbances and needed insignificantly less revision surgeries.