The objective of this dissertation was to investigate the developmental trajectory and functionality of life longings, defined as intense desires for optimal (utopian) realizations of life that are remote or unattainable (Baltes, in press; Scheibe, Freund, & Baltes, 2007). It was proposed that as a compensatory strategy to deal with nonrealizability and loss, life longings may develop out of blocked goals. In order to examine whether life longings develop out of unattainable goals and whether this transformation process is beneficial for an individual s well-being, the widely shared goal to have children was chosen. In a questionnaire study, 168 childless women aged 35 to 55 years were asked about the duration, attainability, and intensity of their wish for children. In addition, they rated this wish in terms of goal and life longing characteristics and filled out questionnaires assessing well-being and self-regulation. The assumption that life longings can develop out of unattainable goals was supported by the following results. First, the goal and the life longing to have children emerged under different conditions: Women expressed their wish for children as a goal when this wish was currently intense and attainable. Women expressed their wish for children as a life longing when this wish was longstanding and currently, retrospectively, and prospectively intense. Second, the developmental trajectory of life longings could be described in terms of successive stages of a transformation process. When women were assigned to groups that represent these stages, they showed differential profiles on a set of child-wish-related variables. The assumed adaptive potential of life longings was only observable under specific conditions. Overall, women with a strong life longing to have children reported lower well-being. A closer look at the stages of the transformation process revealed that the stage in which the transition from goal to life longing takes place was most critical as indicated by the lowest well-being scores in comparison to other stages of the transformation process. However, the negative relationship between well-being and life longing expression was qualified by several variables. Women who reported high control over the experience of their life longing to have children and who, in general, made use of accommodative coping strategies when faced with blocked goals showed a positive relationship between life longing expression and well-being. Embedded in a lifespan theoretical approach this study provides first evidence that life longings develop when individuals are confronted with the nonrealizability of important life goals and links the development of life longings to one of their basic functions: Life longings might serve as compensations (in the sense of adaptive self-regulation) for something one cannot have in reality and thus help individuals cope with the incompleteness of life.
Das zentrale Anliegen der vorliegenden Dissertation war es, den Entwicklungsverlauf sowie die Funktionalität von Sehnsucht in einem entwicklungspsychologischen Kontext näher zu beleuchten. Baltes und Kollegen (Baltes, im Druck; Scheibe, Freund & Baltes, 2007) definieren Sehnsüchte als wiederkehrende, intensive Wünsche nach idealen, alternativen Realisierungen und Zuständen des Lebens, welche weit weg oder unerreichbar sind. Es wird vorgeschlagen, dass Sehnsüchte als kompensatorische Strategie im Umgang mit Verlusten aus unerreichbaren Zielen entstehen können. Um zu überprüfen, ob Sehnsüchte aus blockierten Zielen entstehen und ob der Transformationsprozess eines Zieles in eine Sehnsucht positive Auswirkungen auf das Wohlbefinden einer Person hat, wurde das weit verbreitete Ziel, ein Kind zu bekommen untersucht. In einer Fragebogenstudie bewerteten 168 kinderlose Frauen zwischen 35 und 55 Jahren ihren Kinderwunsch in Hinblick auf Intensität, Dauer, Erreichbarkeit, Ziel- und Sehnsuchtscharakteristika. Zudem wurden Wohlbefinden und Selbstregulationsstrategie erfasst. Die Annahme, dass Sehnsüchte aus unerreichbaren Zielen entstehen können, wurde durch folgende Befunde unterstützt. (1) Unterschiedliche kinderwunschbezogene Variablen sagten Ziel- und Sehnsuchtsausprägung vorher: Ein intensiver und subjektiv erreichbarer Kinderwunsch ging mit einem stärkeren Ziel, ein Kind zu bekommen, einher. Ein in der Vergangenheit, Gegenwart und antizipierten Zukunft intensiver und lang anhaltender Kinderwunsch ging mit einer stärkeren Sehnsucht nach einem Kind einher. (2) Wurden Frauen verschiedenen Gruppen zugeordnet, welche die Stufen des Transformationsprozesses von Ziel zu Sehnsucht repräsentieren sollten, so zeigten sie unterschiedliche Profile auf verschiedenen kinderwunschbezogenen Variablen. Das angenommene adaptive Potential von Sehnsucht konnte nur unter spezifischen Bedingungen gefunden werden. Allgemein berichteten Frauen mit stärkerer Sehnsucht nach einem Kind niedrigeres Wohlbefinden. Zudem wiesen Frauen, die ihren Kinderwunsch weder als Ziel noch als Sehnsucht beschrieben ein höheres Wohlbefinden auf als Frauen im Ziel-Sehnsuchts-Transformationsprozess. Allerdings wurde der Zusammenhang zwischen Wohlbefinden und Sehnsuchtsausprägung durch verschiedene Variablen moderiert. Frauen, die eine starke Kontrolle über das Erleben ihrer kinderwunschbezogenen Sehnsucht angaben und solche, die generell akkommodative Bewältigungsstrategien im Umgang mit nicht erreichbaren Zielen nutzen, zeigten einen positiven Zusammenhang zwischen Wohlbefinden und Sehnsucht. Eingebettet in einen lebensspannenpsychologischen Rahmen bietet diese Studie erste Evidenz dafür, dass Sehnsüchte aus blockierten Zielen entstehen können und sie setzt die Entwicklung von Sehnsucht mit deren Funktionalität in Verbindung. Sehnsüchte könnten als Kompensation für etwas dienen, was man in der Realität nicht haben kann und somit unterstützend im Umgang mit Verlusten wirken.