Die Störung der posturalen Kontrolle gehört zu den Kardinalsymptomen der Partkinsonerkrankung und ist neben der typischen Gangstörung mit Freezing- Episoden und den Hyperkinesien eine wesentliche Komponente der Gleichgewichtsstörung, die im Krankheitsverlauf zu rezidivierenden Stürzen mit schweren physischen und psychosozialen Konsequenzen führen. Die Erfassung der unterschiedlichen Aspekte des Gleichgewichts und der posturalen Kontrollmechanismen, die Quantifizierung der Gleichgewichtsstörung sowie Abschätzung des Sturzrisikos ist daher äußerst relevant. Die Posturographie ist ein objektives und quantitatives biomechanisches Verfahren zur Analyse der Gleichgewichtskontrolle. Während bei der statischen Posturographie spontane Körperschwankungen im ruhigen Stand erfasst werden, müssen bei der dynamischen Posturographie auf dem Stabilometer, einer beweglichen Plattform mit zylindrischer Basis, kontinuierlich selbstinduzierte Bewegungen austariert werden. In der vorliegenden Arbeit wurden statische und dynamische posturographische Sway-Werte von 58 Patienten mit idiopathischer Parkinsonerkrankung mit ihren Ergebnissen in semi-quantitativen klinischen Gleichgewichtstests (Pulltest und Tandemgang) verglichen. Im Gruppenvergleich zeigte sich, dass die Posturographie qualitativ die Gleichgewichtstörungen bei Parkinsonpatienten reflektiert, sich jedoch zur objektiven Quantifizierung der mit dem klinischen Rating erfassten Störungen nicht eignet. Ein erhöhter Sway- Wert in der statischen Posturographie bei Patienten mit pathologischem Tandemgang war unabhängig von ihrer Reaktion im Pulltest. Die Variabilität der Sway-Werte in der dynamischen Posturographie wurde hingegen sowohl von den Ergebnissen des Pulltests als auch des Tandemgangs signifikant beeinflusst. Erst das zusätzliche Vorliegen eines pathologischen Tandemgangs spiegelte sich in erhöhten dynamischen Sway-Werten wider. Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit veranschaulichen, dass Pulltest und Tandemgang unterschiedliche Aspekte des Gleichgewichts messen. Während der Pulltest hauptsächlich reaktive posturale Antworten auf externe Auslenkungen reflektiert (Feedback- Mechanismen) und das statische Gleichgewicht in saggitaler Ebene prüft, sind beim Tandemgang für die selbstinitiierten und intern generierten Bewegungen auch supportive, antizipatorische und willkürliche posturale Einstellungen (Feedforward-Mechansimen) notwendig. Es ist anzunehmen, dass ein gestörter Tandemgang, der die Gleichgewichtsfähigkeit in mediolateraler Ebene misst, ein Hinweis für komplexere Gleichgewichtsstörungen bei Parkinsonpatienten ist. Bezüglich der Erfassung von Gleichgewichtsstörungen bei Parkinsonpatienten zeigte sich ein additiver Effekt von Pulltest und Tandemgang. Patienten mit pathologischem Pulltest und pathologischem Tandemgang hatten signifikant höhere Werte in der statischen und dynamischen Posturographie und 80 % dieser Subgruppe hatten eine positive Sturzanamnese. Erst die kombinierte klinische Testung (Pulltest und Tandemgang) gibt eine gute Einschätzung der Gleichgewichtsfähigkeit und des Sturzrisikos. Es ist daher empfehlenswert, neben dem Pulltest auch den Tandemgang in das Assessment bei Parkinsonpatienten aufzunehmen.
Disturbance of postural control is one of the main symptoms of Parkinson´s Disease and alongside hyperkinesia and characteristic disturbances of gait including episodes of freezing, it is an important factor contributing to balance impairment. Postural instability is one of the most disabling features of Parkinson´s Disease, leading to recurring falls with severe physical and psychosocial consequences in the advanced stages. Therefore the assessment of different aspects of disequilibrium and postural control mechanisms, the quantification of balance impairment and the evaluation of the risk of falling are most important. Posturography has been proposed as an objective and quantitative measure of balance. Whereas static posturography measures spontaneus body sway, dynamic posturography with stabilometry requires patients to continuously compensate for self-induced perturbations by standing on an tilting platform with a cylindrical base. In the present study the posturographic measures of 58 patients with idiopathic Parksinon´s Disease were compared to their performance in established semi-quantitative clinical tests (pull-test and tandem gait). Posturographic sway was increased in patients who displayed disturbances in their tandem gait and pull-test, qualitatively reflecting the impairment of balance. Yet posturography did not mirror quantitative inter-individual differences according to the clinical rating. It was shown that the execution of tandem gait was reflected by both types of posturography, whereas deficient reactions to the pull-test were reflected only by dynamic and not by static posturography. The latter finding suggests that both clinical assessments, pull-test and tandem-gait, cover different aspects of (dis)equilibrium. Whereas the pull-test can be assumed to mainly reflect reactive responses to external perturbations (feed-back processing) and detect the static equilibrium in the saggital plane, tandem gait requires supportive, anticipatory and voluntary postural adjustments to compensate for self-initiated and internally generated movements (feed-forward processing). Impaired tandem gait may be a marker for a more complex disturbance of balance in Parkinson´s Disease, detecting the ability to maintain balance in a medio-lateral plane. It may be helpful to use a combination of balance tests to disclose different aspects of postural disturbance in Parkinson’s patients. Patients with deficient performance in both clinical balance tests had more sway in static and dynamic posturography and 80 % of this sub group had a history of falling over. It is only by combining tandem gait and pull tests that a patient’s ability to maintain their balance can be properly assessed. Thus it is recommendable to include tandem gait when examining Parkinson’s patients.