Einleitung: Die Studienlage zur Prognose und zu Prognosefaktoren von Patienten mit schwerer Sepsis und Neutropenie auf Intensivstationen ist begrenzt und häufig wird diesen Patienten ein schlechter Outcome vorausgesagt. Ziel dieser Arbeit war (I) die Bestimmung der Mortalität jener Patienten im klinischen Alltag. Zusätzlich sollten Faktoren gefunden werden, welche Einfluss auf den Krankheitsverlauf nehmen (II) und Hypothesen kreiert werden, um die Prognose der Patienten zu verbessern (III). Methodik: Es wurden retrospektiv auf Grundlage der Patientenakte alle Patienten mit einer Neutropenie untersucht, welche sich von 2006 bis 2011 auf der Intensivstation I43 oder I47 des Virchow Klinikums der Charité Berlin in Behandlung befanden.1 558 Patienten mit Neutropenie konnten identifiziert werden, von denen 102 Patienten die Einschlusskriterien erfüllten. Anhand des Krankheitsverlaufes wurde ein 2 -Phasen-Modell entwickelt. In der ersten Phase wurde unterschieden, ob Patienten die initiale Sepsis überwunden haben oder verstorben sind. In der zweiten Phase bzw. Genesungsphase wurden die Patienten betrachtet, welche die Aufnahmekrise bewältigten und im Verlauf auf der Intensivstation verstorben sind oder ihren Aufenthalt überlebten und auf eine Normalstation verlegt worden sind. Ergebnisse: Die Gesamtmortalität der Patienten mit schwerer Sepsis und Neutropenie auf ITS betrug 54,9%. Signifikante Parameter bezüglich der Überwindung der primären Sepsis waren die Schwere der Sepsis bei Aufnahme sowie die Anzahl bzw. Schwere der Organversagen. Ein anhaltendes Organversagen sowie anhaltend erhöhte CRP-Werte waren in der Genesungsphase mit einem negativen Outcome der Patienten assoziiert. Weitere Faktoren mit einer Verschlechterung des Outcomes waren: Bluttransfusionen, eine nicht adäquate antibiotische Therapie zu Beginn der Behandlung, eine CMV-Infektion oder wenn eine Infektion mit Pilzen bzw. resistenten Erregern vorlag. Eine signifikant erhöhte Sterblichkeitsrate und deutlich erhöhte systemische Entzündungsparameter konnten bei Infektionen mit koagulase-negativen Staphylokokken und bei Infektionen mit Enterokokken gefunden werden. Ob es sich dabei um ein Epiphänomen handelt oder die Nachweise von Kokken tatsächlich ursächlich verantwortlich sind, kann aus den vorliegenden Daten nicht gesagt werden. Schlussfolgerung: Die Schwere der initialen Sepsis (erste Phase) und die anhaltenden Dysfunktionen von Organen (zweite Phase) waren mit einer schlechten Outcome-Prognose assoziiert. In Anbetracht der hohen Rate und der schlechten Prognose von Patienten mit gram-positiven Kokken könnte eine frühzeitige antibiotische Therapie mit Wirksamkeit gegen dieses Erregerspektrum die Prognose von Patienten eventuell verbessern.
Introduction: Presently there is only limited data on the prognosis and prognostic factors of patients with neutropenic sepsis treated in the ICU. Generally these patients are considered to have a very poor prognosis with regarding survival. The aims of this work were (I) to determine the mortality of these patients, (II) to identify prognostic factors and arguably most importantly (III) to generate hypotheses how to improve the prognosis of these patients. Methods: All patients with neutropenia admitted between 2006 and 2011 into the ICU I43 or I47 of the “Virchow Klinikum” - one of three clinic locations of the “Charité Berlin” - were analyzed retrospectively. Data were retrieved from the electronic patient records. 558 Patients with neutropenia have been identified and 102 of them fulfilled the inclusion criteria. Based on the course of disease a two-phase model of the ICU stay was developed. The first phase we focused whether the patients survived the initial sepsis. In the second or so called recovery phase we subdivided the patients into the group which after overcoming the initial sepsis survived the stay in the ICU or died in the subsequent course of their stay. Results: The overall ICU mortality of patients with a neutropenic sepsis was 54,9%. Parameters associated with overcoming the primary sepsis were the severity of the initial sepsis and the severity of organ failures. Associated with a poor outcome in the phase of recovery were the persistent of organ failures and persistent higher CRP-levels. Other factors associated with poor outcome were blood transfusions, an inappropriate initial antibiotic therapy, an infection with CMV or a fungal infection or the detection of multiresistant bacteria. A significantly higher mortality and a higher degree of systemic inflammation were observed in infections with coagulase-negative Staphylococci and in infections with Enterococci. Conclusion: Severity of the sepsis (in the first phase) and persistent organ dysfunction (in the second phase) were associated with unfavorably outcome. Considering the high rate and worse prognosis of gram-positive cocci early treatment with antibiotics with respective effectivity may improve the prognosis.