In der Arbeit sollte die Eignung von Propofol für den praktischen Einsatz bei kleineren diagnostischen oder therapeutischen Maßnahmen an zwei ausgewählten einheimischen Wasservogelarten, dem Höckerschwan (Cygnus olor) und der Stockente (Anas platyrhynchos) überprüft werden. Die Studie wurde an 30 Höckerschwänen und sieben Stockenten im Zusammenhang mit kleineren diagnostischen und/oder therapeutischen Maßnahmen in der Klinik und Poliklinik für kleine Haustiere der Freien Universität Berlin durchgeführt. Die Vögel wurden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt. Den Tieren der ersten Gruppe wurde Propofol als Bolus zur Einleitung und weiter als Bolus nach Bedarf gegeben, die anderen Tiere erhielten nach dem Einleitungsbolus Propofol als Dauertropfinfusion (CRI). Der Einleitungsbolus verursachte keine Apnoe. Als Einleitungsbolus kann für beide Vogelarten Propofol in der Dosierung von 8 mg/kg i.v. empfohlen werden. Mit dieser Dosierung war eine problemlose Intubation der Vögel möglich. Da es unter Propofol zu einer Atemdepression kommen kann, sollten die Vögel intubiert werden, um eine künstliche Beatmung einleiten zu können. Zur Bolusnarkose kann der Bolus bei Höckerschwänen und Stockenten in einer Dosis von 2-4 mg/kg Propofol im Abstand von einer bis sieben Minuten problemlos nach Wirkung weiter verabreicht werden. Allerdings erwachen die Tiere meist unerwartet plötzlich. Propofol als Dauertropfinfusion (CRI) anzuwenden ist der Bolustechnik überlegen, weil diese Komplikation nicht beobachtet wurde. Zur Dauertropfinfusion ist Propofol in einer Dosierung von 0,85 mg/kg/min geeignet. Körpertemperatur, Herz- und Atemfrequenz, Sauerstoffsättigung und Reflexstatus waren bei Bolusnarkose und CRI vergleichbar. Die Körpertemperatur fiel innerhalb von 35 Minuten bei Höckerschwänen um 0,75°C (Bolusnarkose), bzw. 0,85°C (CRI) und bei Stockenten um 0,8°C (Bolusnarkose) bzw. 0,9°C (CRI) ab. Die Herzfrequenz nahm bei Höckerschwänen von 164 auf 129 (Bolusnarkose) bzw. von 221 auf 191 Schlägen pro Minute und bei Stockenten von 310 auf 210 (Bolusnarkose) bzw. von 367 auf 337 Schlägen pro Minute (CRI) ab. Die Atemfrequenz variierte bei den Höckerschwänen im Verlauf der Bolusnarkose, bzw. nahm während der CRI von acht auf 12 Atemzügen pro Minute zu. Stockenten wiesen während der Bolusnarkose eine konstante und während der CRI eine leicht abnehmende Atemfrequenz auf. Die Sauerstoffsättigung variierte bei den Vögeln auffallend. Sie stieg bei Höckerschwänen in der Bolusgruppe von 69 % auf 81 %, bei Stockenten unter der Bolusgabe von 61 % auf 88 %, und in der CRI-Gruppe bei Stockenten von 79 % auf 82 % an. In der CRI-Gruppe der Höckerschwäne konnte keine Zunahme der Sauerstoffsättigung festgestellt werden. Der Schluckreflex erlosch bei der Mehrzahl der Tiere mit der Narkosedauer, blieb aber bei einigen Vögeln bis zum Narkoseende verzögert auslösbar. Der Interphalangealreflex konnte bei der Mehrzahl der Vögel immer ausgelöst werden. Der Kornealreflex war bei den Höckerschwänen während der CRI und auch bei den Stockenten immer physiologisch auslösbar. Während der Bolusnarkose der Höckerschwäne war er zeitweise bei drei Tieren verzögert auslösbar und bei einem Tier erloschen. Alle Tiere wachten gut aus der Narkose auf und waren innerhalb von 40 min nach dem Ende der Narkose vollständig wach. Während der Aufwachphase kam es bei 60 % (12/30) der Höckerschwäne und bei 71 % (5/7) der Stockenten zu unterschiedlich stark ausgeprägten Exzitationen, die am Ende der Aufwachphase nicht mehr vorlagen. Sieht man von nicht therapiebedürftigen Atemdepression und reversiblen Exzitationen in der Aufwachphase ab, konnten keine weiteren Nebenwirkungen bei Höckerschwänen und Stockenten festgestellt werden. Mit den in der Studie angegebenen Dosierungen wurde eine leichte Narkose ohne analgetisches Potential erzielt, die – insbesondere als CRI – für kleinere diagnostische Eingriffe empfohlen werden kann.
The aim of this study was to verify the suitability of propofol for minor diagnostic or thera-peutic procedures in mute swans (Cygnus olor) and mallard ducks (Anas platyrhynchos). In the present study 30 free-living mute swans and seven mallard ducks were given propofol as part of minor diagnostic and/or therapeutic procedures. The birds were randomly divided into two groups. Induction of anesthesia was accomplished by administering 8 mg/kg of propofol. The birds of the first group were given additional boluses (2-4 mg/kg of propofol every one to seven minutes) as required to attain a light plain of anesthesia. In the other birds the induction was followed by a constant rate infusion (CRI) of propofol (0.85 mg/kg/min). After receiving the loading dose no bird showed apnea and all birds could be easily intubated. Periodic bolus injection requires constant assessment and adjustment of anesthetic depth. Birds woke up unexpectedly during anesthesia with bolus administration. Therefore constant rate infusion is superior to and much more practical than bolus administration. Body temperature, heart rate, respiratory rate, saturation with oxygen and reflexes were comparable in both groups. In mute swans the loss in body temperature was 0.75°C (bolus) and 0.85°C (CRI) within 35 minutes, and in mallard ducks 0.8°C (bolus) and 0.9°C (CRI) within 35 minutes. Heart rate decreased from 164 to 129 bpm (bolus) and from 221 to 191 bpm (CRI) in mute swans, and from 310 to 210 bpm (bolus) and from 367 to 337 bpm (CRI) in mallard ducks. Respiratory rate varied in mute swans during anesthesia with boluses and decreased during CRI from eight to 12 breaths per minute. In mallard ducks the respiratory rate did not change significantly over time (bolus) and decreased during CRI from 37 to 34 breaths per minute. Saturation with oxygen varied in all birds, increased in mute swans from 69 % to 81 % (bolus) and in mallard ducks from 61 % to 88 % (bolus) and from 79 % to 82 % (CRI). There was no increase of saturation with oxygen in mute swans during CRI. During CRI all mute swans and during boluses and CRI all mallard ducks had corneal reflex. During boluses corneal reflex was temporarily delayed in three mute swans and lost in one. The swallowing reflex was lost in most birds and delayed in some birds. Most birds always displayed pedal reflex. All birds recovered from anesthesia without any long-term effects. At the latest 40 minutes after the end of anesthesia all birds had fully recovered. 60 % (12/30) of the mute swans and 71 % (5/7) of the mallard ducks examined showed transient signs of central nervous system excitement during recovery, which subsided after a few minutes. Besides respiratory depress-sion and excitatory phenomena during recovery, no other side effects of propofol occurred during this study. Propofol is a good anesthetic agent for minor procedures in mute swans and mallard ducks – especially given as constant rate infusion.