In der vorliegenden Studie wurde die Entwicklung der Klauengesundheit auf vier im nordwestlichen Niedersachsen gelegenen und mit Herdengrößen zwischen 50 und 150 Kühen für diese Region typischen Milchviehbetrieben nach Einführung der funktionellen Klauenpflege über den Zeitraum eines Jahres untersucht. Zu diesem Zweck wurden neben einer regelmäßig in 14tägigem Abstand durchgeführten Beurteilung des Lahmheitsgrades anlässlich dreier im Abstand von je sechs Monaten gelegener Klauenpflegetermine die Prävalenzen der Klauenerkrankungen ermittelt. In Anlehnung an ein von Nordlund et al. (2004) für Betriebe mit Lahmheitsproblematik entwickeltes Protokoll wurden die Klauenkrankheiten den Komplexen „infektiös“, „reheassoziiert“ und „sonstige“ zugeordnet. Gleichzeitig wurden folgende umgebungs- und tierbezogene Risikoindikatoren befundet und dokumentiert: Die Haltungsbedingungen nach dem Tiergerechtheitsindex TGI 200 sowie die Laufbodenbeschaffenheit (jeweils ein- bis zweimalig), der Stall-Standing-Index (SSI), die Stehzeit der Herde beim Melken, die Wiederkauaktivität, der Pansenfüllungsscore, der Body-Condition- Score (BCS) (letztere sämtlich in 14-tägigen Abständen). Die Errechnung des Milchfett-Eiweiß-Quotienten erfolgte aus den monatlich zur Verfügung stehenden Milchkontrolldaten. Auf allen vier Betrieben wichen die Ist-Werte zu den befundeten Risikoindikatoren teilweise erheblich von den in der Literatur angegebenen Sollwerten ab. In besonderem Maße traf dies zu auf den Anteil lahmer Kühe und den Schweregrad der Lahmheit zu Beginn der Studie – Parameter, welche die Einstufung der Betriebe als „mit deutlicher Lahmheitsproblematik behaftet“ rechtfertigten. Gleiches gilt für die Befunde zu den Haltungsbedingungen nach dem Tiergerechtheitsindex sowie für den Stall- Standing-Index und die Wiederkauaktivität. Besonders hervorstechend waren hier auf allen Betrieben Defizite bezüglich der Bewegungsfläche, die den Tieren zur Verfügung steht, und bezüglich der Stehzeiten der Herde. Es ist anzunehmen, dass eine Verbesserung der oben genannten Umgebungsbedingungen zu längeren Liegezeiten und damit erhöhter Durchblutung der Unterfüße führen würde, was wiederum der Klauengesundheit zugute käme. Die zu Körperkondition (BCS) und Milchkontrolldaten erhobenen Befunde lagen mit wenigen Ausnahmen innerhalb der Sollbereiche. Auf allen vier Betrieben wurde festgestellt, dass die Einführung der funktionellen Klauenpflege zu einer teilweise signifikanten Reduktion des Schweregrades der Lahmheiten beitrug, jedoch die Prävalenzen der verschiedenen Erkrankungen nicht beeinflusste. Die funktionelle Klauenpflege erwies sich als eine Maßnahme im Sinne des Tierschutzes, welche Schmerzen und Leiden der Tiere vermindert. Zur Reduktion der Krankheitsprävalenzen sind jedoch vor allem Verbesserungen in der Umgebung und im Management angezeigt. In den beteiligten Betrieben betrifft dies in erster Linie die Bewegungsfläche der Tiere und den Liegeboxenkomfort. Besonderes Augenmerk sollte dabei dem Management der Färsen gewidmet werden. Die Tatsache, dass auf allen Betrieben die unzureichende Klauengesundheit mit einem vielfach starken Abweichen der Ist-Werte der verschiedenen Risikoindikatoren von den Referenzwerten einherging, bestärkt in der Auffassung, dass die ausgewählten Parameter sich prinzipiell zum Monitoren der Klauengesundheit eignen. Es besteht jedoch Forschungsbedarf zur weiteren Entwicklung der angewandten Methoden und zur Etablierung eines Monitoringsystems, welches sich zur gemeinsamen Anwendung durch Landwirt, Klauenpfleger und Tierarzt in der Praxis eignet. Zum Erhalt allgemeingültiger Erkenntnisse sind die Erprobung der Methoden mit größeren Tierzahlen und Kontrollstudien zwischen Betrieben mit und solchen ohne Lahmheitsproblematik erforderlich. Vor allem die mit Tierbeobachtung verbundene Befundung von Risikoindikatoren erwies sich als sehr zeitaufwändig und somit aus Sicht des Landwirtes als wenig praktikabel. Hier besteht noch enormer Forschungsbedarf im Hinblick auf den Einsatz innovativer (digitaler) Messtechnik im Betrieb und am Tier sowie hinsichtlich der Analyse der erhobenen Daten, u. a. mittels Methoden zur Mustererkennung.
The objective of the present study was to evaluate claw health in four dairy herds (sizes between 50 and 150 cows) in the north-west of Lower Saxony (Germany) over a period of one year following the introduction of functional claw trimming. Additional to parameters suitable for evaluation of the claw health status (prevalence of claw diseases, severity of lameness), distinct risk indikators concerning the individual animal, the herd and the environment were examined using a modified protocol developed by Nordlund et al. (2004). To this end, the claw diseases that were diagnosed at claw trimming on three different occasions were assigned to, either the complex “infectious diseases”, “laminitis-associated diseases” or “miscellaneous diseases”. Initially, the suitability of the environment was evaluated by using a system to quantify cow-comfort, the Tiergerechtheitsindex TGI 200. Lameness scores were documented in two-week intervals as well as the following risk indicators: Stall Standing Index (SSI), standing time during milking, cud chewing activity, scoring of rumen fill, Body Condition Scoring (BCS). Milkfat-to protein ratio was calculated from the data obtained from the monthly milk recordings. On all four farms the results with respect to the selected risk indicators differed, partially considerably, from the guidelines given in literature. The proportion of lame cows and the severity of lameness as observed in the beginning of the study justified the assignment of the included herds to “herds with a serious lameness problem”. The Tiergerechtheitsindex TGI 200 differed from the guidelines as well as the daily standing time (SSI, standing time at milking) and the rumination activity. With respect to the TGI 200, the main deficits were found in the space allowance and the cubicle comfort, factors that were shown to lead to increased standing times. On all four farms the findings concerning the development of BCS and milk production data did correspond with the nominal values. The introduction of functional claw trimming on all four farms led to a partially significant decrease in the number of cows affected by severe lameness (grade 3 and 4), indicating the benefit of the latter procedure for animal welfare. The prevalence of claw diseases, however, did not change. Improvement of environment on these farms should aim at increasing the room for movement and the cubicle comfort. It is likely that improving cow-comfort in such way that standing times decrease would have a positive effect on claw health by increasing blood circulation in the distal limb. Special attention should be drawed to the heifer management, especially the introduction of highly-pregnant animals into the herd. On the four farms risk indicators which were reported to be related to the ocurrence of claw disorders before differed to a large extent from the given guidelines. This fact demonstrates that these parameters should be taken into consideration for the approach of claw health disorders on dairy farms. However, further research is necessary to develop and improve the employed methods and to establish a suitable system for monotoring claw health which can be used in practice by farmer, clawtrimmer and veterinarian in cooperation. To get generally accepted results the methods have to be tested in case control studies or on farms were the effect of different housing systems can be studied at the same time. The different scoring methods are time-consuming and still do not find the farmers` appreciation. Thus, there is need for further research on the use of innovative measurement technologies and data analysis that aim at automation of the monitoring procedures (e. g. gait analysis by pattern recognition).