Die Zahn- und Mundgesundheit älterer Menschen wird häufig vernachlässigt, da vermeintlich wichtigere Gesundheitsprobleme im Vordergrund stehen. Besonders bei Menschen, die an mehreren chronischen Erkrankungen gleichzeitig leiden, treten zahnmedizinische Belange (z.B. intensive Mund- und Prothesenhygiene, Kontroll-besuche mit Prophylaxemaßnahmen beim Zahnarzt und Sanierung bei Zahndefekten) in den Hintergrund. Mundgesundheit ist jedoch ein Teil der allgemeinen Gesundheit. Die Bedeutung der Geschmacks- und Geruchssinne wurde hierbei lange Zeit unterbewertet. Andererseits berichten gerade in der zahnärztlichen Praxis viele ältere Patienten über eine veränderte oder sogar verminderte Geschmackswahrnehmung, die durch vielfältige Faktoren, wie z.B. dem burning mouth syndrom (Knecht et al., 1999) oder dem Tragen von Totalprothesen beeinflusst wird. Untersuchungen der olfaktorischen Leistung bei 60 – 90 Jährigen (Griep et al., 1997) belegen neben einem Alterseffekt auch Einflüsse des Gesundheitszustandes, des Ernährungsstatus und durch das Tragen von Zahnprothesen. Verminderte Schmeck-sensitivitäten im Alter über 65 Jahre für die beiden Geschmacksqualitäten bitter und sauer jedoch nicht für süß und salzig, können Ursache dafür sein, dass süße Speisen von älteren Menschen kompensatorisch bevorzugt werden (Weiffenbach et al., 1982; Bartoshuk, 1989). Das Nachlassen von Riech- und Geschmacksvermögen sind nicht nur Folge von normalen Alterungsprozessen per se. Dazu tragen auch die Ernährungsweise, die allgemeine Gesundheit sowie Zahn- und Mundgesundheit bei (Schiffman, 1997; Winkler et al., 1999). Es wird angenommen, dass Riechstörungen im Alter weitaus häufiger sind als Schmeckstörungen (Ahne et al., 2000). Auch die im Alter zunehmenden neurodegenerativen Erkrankungen müssen beachtet werden. Verschiedene Studien belegen Riechstörungen und Geschmacksstörungen bei Patienten mit Alzheimer – Demenz, Parkinson Syndrom, Chorea Huntington, Schizophrenie, Korsakoff – Syndrom und einer Reihe weiterer ZNS – Erkrankungen (Mesholam et al., 1998; Mair, 1986). Bereits im Initialstadium einer Parkinson- und Alzheimererkrankung treten Defizite der Geruchsidentifikation und eine deutlich angehobene Geruchsschwelle auf. Die klinischen Auswirkungen von Geschmacks- und Geruchsstörungen im Alter werden in erster Linie bei der Nahrungsaufnahme gesehen (Duffy et al., 1999; Klimek et al., 1999). Überprüfungen der olfaktorischen und gustatorischen Funktionen spielten im zahnärztlichen Alltag bisher keine Rolle. Das mag daran liegen, dass die möglichen Wechselbeziehungen zwischen intakten Geruchs- und Geschmackswahrnehmungen und der Mund- und Zahngesundheit gerade im Alter noch nicht ausreichend erforscht sind. Zum anderen fehlte es an geeigneten Testinstrumenten. Die neueren Entwicklungen der letzten 10 – 15 Jahre auf diesem Gebiet machen es möglich, dass auch in einer zahnärztlichen Praxis Geruchsprüfungen durchgeführt werden können. Für die vorliegende Untersuchung wurden Patienten aus der Abteilung für Zahnärztliche Prothetik und Alterszahnmedizin des Zentrums für Zahnmedizin der Charité für Geschmacks- und Geruchsprüfungen rekrutiert. Nicht eingeschlossen waren Patienten mit bekannten, durch Fachärzte diagnostizierte Riech- und Schmeckstörungen bzw. degenerativen Erkrankungen des ZNS oder psychiatrischen Erkrankungen. Ziel der Studie war es zunächst zu prüfen, wie häufig gustatorische und olfaktorische Funktionsstörungen bei den ausgesuchten Patienten des Bereichs Prothetik auftreten, ob diese Störungen eine Altersabhängigkeit aufweisen und mit der Mund- und Zahngesundheit assoziiert sind. Da es bis jetzt keine Belege dafür gibt, dass im normalen Alterungsprozess das Nachlassen kognitiver Leistungsfähigkeit und Veränderungen im Schmeck- und Riechvermögen parallel einhergehen, sollte in der vorliegenden Studie versucht werden, dieser Frage nachzugehen. Deshalb wurden neben den gustatorischen und olfaktorischen Testungen auch neuropsychologische Untersuchungen (Syndrom – Kurz – Test nach Erzigkeit, Mini – Mental – Status – Examination nach Folstein) zur Messung von Aufmerksamkeit- und Gedächtnis-störungen angewendet.
Oral health, taste, and smell contribute greatly to quality of life in humans. Studies about nutrition and aging show an important role of taste and smell for food selection and dietary adequacy in older individuals. The impact of oral health on the decline in olfactory and gustatory functions with normal aging process is not well investigated.