Die chronische lymphatische Leukämie ist ein niedrigmalignes, leukämisches Non-Hodgkin-Lymphom der B-Zellreihe, das mit einer Inzidenz von 2-6 pro 100.000 Einwohner die häufigste Leukämie der westlichen Hemisphäre darstellt. Die B-CLL kann in zwei Gruppen mit unterschiedlicher zellulärer Herkunft unterteilt werden: eine Gruppe, die von naiven Prä-Keimzentrums-B-Zellen ausgeht und mit einem aggressiveren klinischen Verlauf assoziiert ist, und eine Gruppe, die von Post-Keimzentrums-Gedächtnis- oder Effektor-B-Zellen ausgeht und einen milderen klinischen Verlauf zu erwarten hat. Ein Teil der B -CLL-Fälle weist eine plasmazelluläre Differenzierung auf. Das Ziel dieser Arbeit ist die immunhistologische und molekularpathologische Charakterisierung der plasmazellulär differenzierten B-CLL und ihre Korrelation mit dem klinischen Verlauf. Methodik Immunhistochemische (CD5, CD20, CD23, CD43, MUM1/IRF4, VS38c, CD138, Blimp-1, XBP1, Kappa/lambda, ZAP70, IgD, IgM, IgG) und molekularpathologische (IgH-PCR mit anschließender Kapillarelektrophorese und Sequenzierung) Charakterisierung von 63 Fällen, anschließende Ermittlung von Überlebensdaten und statistische Auswertung. Ergebnisse In dieser Arbeit wiesen 28% der B-CLL/B-SLL Fälle (18/63) Zeichen einer plasmazellulären Differenzierung auf. Durch immunhistologische und fluoreszenzoptische Mehrfachmarkierungen konnte gezeigt werden, dass die plasmazellulär differenzierte Zellpopulation der Tumorzellpopulation zugehörig ist. Ausserdem konnten wir zeigen, dass die plasmazelluläre Differenzierung der neoplastischen B-Zellen mit einer Expression von Plasmazellmarkern (MUM1, VS38c, Blimp-1, XBP1) korreliert. Eine Expression von mehr als zwei Plasmazellmarkern konnte in 67% der Fälle (12/18) nachgewiesen werden, die zuvor morphologisch als plasmazellulär differenziert identifiziert worden waren. Überraschenderweise sind 69% der B-CLL/B-SLL-Fälle mit plasmazellulärer Differenzierung keine Träger somatischer Mutationen, stammen von unmutierten naiven Prä-Keimzentrums-B-Zellen ab und sind somit nicht den klassischen Weg der B-Zell-Differenzierung gegangen. Wir konnten zeigen, dass der Nachweis einer plasmazellulären Differenzierung bei B-CLL/B-SLL mit einer signifikant kürzeren Überlebenszeit (p= 0,012) im Vergleich zu den Fällen, bei denen keine plasmazelluläre Differenzierung nachgewiesen werden konnte, assoziiert ist und somit möglicherweise ein aggressiveres therapeutisches Vorgehen erfordert. Schlussfolgerung Wir konnten zeigen, dass plasmazellulär differenzierte B-Zellen der chronischen lymphatischen Leukämie keine Träger somatischer Mutationen sind, und Fälle der B-CLL mit plasmazellulärer Differenzierung mit aggressiveren klinischen Verläufen assoziiert sind. Diese Ergebnisse sind bemerkenswert, da man eher erwarten würde, dass plasmazellulär differenzierte B-Zellen als Post-Keimzentrumszellen und (prä)-terminal differenzierte Form der B-Zelle Träger somatischer Mutationen sind und somit einen weniger aggressiven klinischen Verlauf nahe legen. Der Nachweis einer plasmazellulären Differenzierung der B-CLL ist somit von prognostischer Relevanz und sollte als zusätzlicher Parameter für eine möglichst individuelle Therapieplanung in Betracht gezogen werden.
Introduction Chronic lymphocytic leukaemia is a low grade leukaemic Non- Hodgkin Lymphoma of B-cell origin. With an incident rate of 2-6 cases per 100.000 person per year it is the most common leukaemia in the Western Hemisphere. CLL can be devided into two groups with different cellular origin. One group originates from naive pre-germinal center B cells and is associated with more aggressive clinical courses, while the second group descends from post-germinal center B cells and shows more indolent clinical courses. Some cases of CLL show plasmacellular differentiation. Aim of this thesis was to perform immunohistochemical and molecular analysis of CLL with plasmacellular differentiation in correlation with clinical outcome. Methods Immunohistochemical (CD5, CD20, CD23, CD43, MUM1/IRF4, VS38c, CD138, Blimp-1, XBP1, Kappa/lambda, ZAP70, IgD, IgM, IgG) and molecular (IgH-PCR, GeneScan and sequencing) analysis of 63 cases. Survival analysis and statistical evaluation. Results 28% of all CLL/SLL cases (18/63) showed signs of plasmacellular differentiation. Through immunohistochemical and immunofluorescence multimarkers we could show that these plasmacells belong to the tumor cell population. Furthermore we could show that plasmacellular differentiation of neoplastic B cells correlates with the expression of plasma cell markers (MUM1, VS38c, Blimp-1, XBP1). An expression of more than two plasma cell markers could be detected in 67% of all cases (12/18) morphologically identified as plasmacellularly differentiated. Surprisingly we could not detect somatic mutations in 69% of all CLL/SLL cases with plasmacellular differentiation. Therefore these cells originate from unmutated naive pre-germinal center B cells and did not take the usual pathway of B cell differentiation. The detection of plasmacellular differentiation was associated with a significantly shorter survival time (p= 0,012) compared to cases without plasmacellular differentiation and therefore possibly requires a more aggressive therapeutical approach. Conclusion We could demonstrate that plasmacellularly differentiated B cells in cases of CLL do not show somatic mutations and that CLL cases with plasmacellular differentiation are associated with more aggressive clinical courses. These results are remarkable since one would expect that plasmacellularly differentiated B cells as post- germinal center cells and pre-terminally differentiated B cells show somatic mutations and are associated with a more indolent clinical course. The detection of plasmacellular differentiation in cases of CLL is prognostically important and may be taken into account as an additional parameter for an individual therapy planning.