In der vorliegenden Arbeit wurde ein Medientraining für wissenschaftlich tätige Psychologinnen und Psychologen entwickelt und evaluiert. Im Fokus der formativ ausgerichteten Evaluation* standen die so genannten Interviewübungen zwischen Journalist und Psychologe, die als Sonderfall der Experten- Laien- Kommunikation charakterisiert werden konnten. Mittels eigens entwickelter Evaluationsinstrumente gelang es, die Vermittlungsaufgaben (z. B. Erkenntnisgewinn einer These darlegen, professionelle Handlungskompetenz plausibilisieren, innerpsychische Veränderung erklären), die laienorientierten Vermittlungstechniken (z. B. Konstruktion einer Fallgeschichte, explizites Erläutern eines Fachkonzeptes, Verwenden von Metaphern und Analogien) und die einem interviewten Psychologen zugewiesenen kommunikativen Rollenanforderungen (Experte, Forscher, Praktiker) zu identifizieren. Durch die detaillierte Analyse der Fragestile, derer sich die Journalisten bedienten, wurde es möglich, die manifest werdende Vermittlungsleistung des jeweils interviewten Psychologen als Produkt eines interaktionalen Geschehens zu beschreiben (a), den Einfluss des Journalisten- bzw. Trainerverhaltens auf das Antwortverhalten des Psychologen zu erfassen (b) und das durch Fragestil- und Frageart vermittelte Image der Wissenschaft Psychologie hermeneutisch zu erschließen (c). Darüber hinaus ließen sich die (inhaltsspezifischen und inhaltsunspezifischen) kommunikativen Erwartungen bestimmen, die Journalisten an Psychologen stellen sowie die Abweichungen von diesen Erwartungen (psychologie- und wissenschaftsspezifische Vermittlungsdefizite aus Sicht der Journalisten resp. Trainer). Die Vermittlungsschwierigkeiten und die zu ihrer Lösung eingeforderten Techniken hängen von der psychologischen Fachrichtung (u. a. klinische Psychologie, angewandte Psychologie) und von der Rolle im Interview ab (Psychologe als Experte, Psychologe als Praktiker). Indem sich bereichs- und rollenspezifische Anforderungen identifizieren ließen, sollte es zukünftig möglich sein, einzelne kommunikative Rollen gezielt zu trainieren und die Vertreter einzelner Fachrichtungen bedarfsgerecht zu coachen. Insgesamt betrachtet, darf die gezeigte Vermittlungsleistung eines interviewten Psychologen nicht vorschnell als Ausdruck einer intrapersonale Kompetenz gedeutet werden; vielmehr wird die Vermittlungsleistung sowohl durch die intentionale Grundausrichtung des Interviews (wohlwollendes vs. kritisches Interview) als auch durch die individuell divergierenden Fragetechniken der Trainer beeinflusst. Laienorientierung seitens des interviewten Psychologen garantiert keinen krisen- resp. problemfreien Verlauf des Interviews. Aus Sicht des Interviewten stellt Laienorientierung (im Sinne eines Abrückens vom unhinterfragbaren Experten-Status) sowohl eine kommunikative Chance als auch ein kommunikatives Risiko dar, wobei sich risikobehaftete Laienorientierungen (Techniken) von weniger risikobehafteten Techniken diskriminieren lassen. Um die Qualität der laienorientierten Vermittlungstechniken zu verbessern, sollten Schreib- und Gruppenübungen konzipiert werden, in denen die Trainingsteilnehmer die einzelnen Techniken einstudieren (z. B. Vorformulieren einer Fallgeschichte). Ziel muss es künftig sein, die Interview-übungen und die Theorie- und Schreibübungen funktional zu verzahnen. Nicht alle kommunikativen Ziele (bzw. Journalistenerwartungen) lassen sich während der Interviewübungen einlösen. So ist etwa die Forderung, einen Sachverhalt konkret zu schildern, eher umsetzbar als die Forderung, einen Sachverhalt angemessen zu bewerten. Es sollte deshalb in Zu-kunft nur auf jene Verhaltensweisen während der Feedback-Sitzungen kritisch fokussiert werden, die auch tatsächlich korrigierbar sind. Dieser Hinweis erlangt besondere Relevanz, wenn man bedenkt, dass sich die Rückmeldungen der Trainer (Journalisten) als überwiegend defizit- orientiert erwiesen und zwar ca. in einem Verhältnis von vier zu eins. Darüber hinaus sollten die Teilnehmer konkrete Techniken beigebracht bekommen, wie sie die Reaktivität ihres Verbalverhaltens überwinden können. * Unter formativer Evaluation wird in dieser Arbeit eine Methode verstanden, die darauf ausgerichtet ist, ein Produkt (in diesem Fall ein Medientraining) qualitativ / konzeptionell weiter zu entwickeln.