Ende der 1980er Jahre entstand im Süden Mexikos eine bis heute einzigartige selbst organisierte Rückkehrbewegung von mehrheitlich indigenen Kriegsflüchtlingen aus Guatemala genannt El Retorno . El Retorno wurde zur Hoffnung für Frieden und Demokratie in Guatemala, einem Land, dessen Gesellschaft von jahrzehntelangen Militärdiktaturen, bewaffneten Konflikten sowie von extremer ethnischer und geschlechtlicher Diskriminierung schwer zerrüttet ist. Die vorliegende Studie befasst sich mit Prozessen der Gemeinschaftsbildung, mit den Veränderungen von Geschlechterbeziehungen und mit der Konstitution politischer Subjektivität jener Gruppe von etwa 23.000 Flüchtlingen, die mit El Retorno zwischen 1993 und 1999 aus dem Exil wieder nach Guatemala kamen. Die politischen und ökonomischen Transformationsprozesse zur Etablierung von Nachkriegsordnungen in Zentralamerika formen den zeitgeschichtlichen Kontext der Untersuchung. Die postkoloniale Kritik, die Gender Studies sowie die kritische Biographie- und Nationalismusforschung bilden theoretische und methodologische Zugänge. Anhand einer Interpretation von Erzählungen der Rückkehr wird gezeigt, dass die Rückkehrbewegung ein postnationales historisches Narrativ hervorbrachte, das die nationale Geschichtsschreibung herausforderte und auch den marginalisierten indigenen Frauen einen Raum der politischen Artikulation bot. Im Mittelpunkt steht die Analyse der Lebensgeschichten von drei Flüchtlingsfrauen, die heute wieder in Guatemala leben. Die biographischen Portraits verdeutlichen nicht nur die Hoffnungen, Chancen und Probleme der Rückführungen von Kriegsflüchtlingen. Vielmehr spiegeln sie eine selten von der Friedens- und Konfliktforschung wahrgenommene geschlechtsspezifische Sicht von unten auf die Fragen von nationaler Rekonstruktion und Versöhnung, von Modernisierung, Entwicklung und Demokratisierung in Nachkriegsgesellschaften.
Because of state repression, in the 1980th, around 100.000 - mostly - indigenous people fled their country Guatemala and passed more than 10 years of exile in the south of Mexico. 23000 of them returned in a selforganized and collective return movement (el retorno) during the 1990th to Guatemala. They were seen as a important pressure group for democratization and peace by international organizations as well as by social movementes and civil society in Guatemala. By using biographical methods and postcolonial theories, the investigation focusses on women's political participation in the return and reconstruction process of guatemalan refugees.