Which role do taxes play in the decision to be an entrepreneur? How large are possible effects of specific tax reforms? Extensive research exists on the individual determinants of being an entrepreneur, but the influence of taxes is less understood and controversial. This dissertation thesis provides the first microeconometric study of the influence of income tax reforms on the self-employment decision in Germany. Methodologically it combines microsimulation, an ex-post evaluation of recent German tax reforms, the development and estimation of structural models under risk, and ex-ante simulations of hypothetical future tax policies. A first focus of this thesis is on the fiscal and distributional effects of five general reform options for the local business tax in Germany (chapter 2). A subgroup of entrepreneurs, the liberal professionals, would face an increase in their effective marginal tax rate on profit income due to these reforms. This leads to the main research question of this thesis, which the remaining chapters deal with: What is the impact of changes of the income tax schedule on entrepreneurial choice? Chapter 3 provides an ex-post analysis of two German income tax reforms of 1994 and 1999/2000, which are exploited as natural experiments. These reforms reduced the marginal income tax rate for entrepreneurs with income above a certain threshold, with the exception of liberal professionals. The two conditions for belonging to the treatment group allow applying a “difference- in-difference-in-difference” identification strategy to estimate the effects of the tax rate reductions. The results indicate that the tax rate reductions increased the probability of choosing self-employment. In chapter 4, structural microeconometric models of transitions between dependent employment and self-employment and vice versa are developed and estimated. In a model of occupational choice, higher expected after-tax earnings attract people to self-employment, while more risky net earnings deter risk-averse individuals. The chapter starts with an empirical analysis of the expected value and variance of income in self-employment and dependent employment, accounting for selection. Based on individually estimated first and second moments of net income, the structural transition models are estimated. The models include the standard Arrow-Pratt measure of relative risk aversion as a structural parameter. In chapter 5, the estimated models are used for ex-ante simulations of the effects of three hypothetical income tax policies for Germany – a repeal of the tax reform 2000 and two revenue neutral flat tax scenarios. The tax-benefit model STSM is employed to calculate net income in the different scenarios precisely. The simulation results indicate that flatter tax systems do not encourage, but rather discourage people from choosing self-employment. This is explained by the reduction of entrepreneurs’ income risk through progressive taxation.
Welche Rolle spielen Steuern bei der Entscheidung, ein Unternehmer zu sein? Wie stark wirken sich bestimmte Steuerreformen aus? Zu den individuellen Determinanten der Selbständigkeit besteht eine umfangreiche Literatur, der Einfluss von Steuern ist hingegen vergleichsweise wenig erforscht. Diese Dissertationsschrift ist die erste mikroökonometrische Studie für Deutschland, die den Einfluss von Einkommensteuern auf die Entscheidung zur Selbständigkeit untersucht. Methodisch verbindet diese Arbeit Mikrosimulation, eine ex-post Evaluierung deutscher Steuerreformen in der jüngeren Vergangenheit, das Schätzen struktureller Modelle unter Risiko und ex-ante Simulationen von hypothetischen Steuerreformen für die Zukunft. Den ersten Schwerpunkt dieser Arbeit bilden die Aufkommens- und Verteilungswirkungen von fünf generellen Reformvarianten für die Gewerbesteuer. Wie gezeigt wird, würde sich durch diese Reformen für einen Teil der Unternehmer ein höherer effektiver Marginalsteuersatz auf ihr Einkommen ergeben. Das leitet über zur im übrigen Teil der Arbeit behandelten Frage nach den möglichen Wirkungen auf die Selbständigenrate. In Kapitel 3 werden zwei deutsche Einkommensteuerreformen in den Jahren 1994 und 1999/2000 als „natürliche Experimente“ ausgewertet. Diese Reformen führten eine Tarifbegrenzung für gewerbliche Einkünfte ein. Die beiden Bedingungen für die Zugehörigkeit zur Behandlungsgruppe – Gewerbetreibende vs. Freiberufler und gewerbliche Einkünfte über dem Schwellenwert – erlauben es, die Wirkung der Steuersenkung mit einer „Differenzen-von-Differenzen-von-Differenzen“-Schätzung zu identifizieren. Die Ergebnisse zeigen, dass die exklusive Steuersatzsenkung die Selbständigenrate erhöhte. Im 4. Kapitel werden strukturelle mikroökonometrische Übergangsratenmodelle zwischen abhängiger Beschäftigung und Selbständigkeit entwickelt und geschätzt. In einem Berufswahl-Modell macht ein höheres erwartetes Nettoeinkommen die Selbständigkeit attraktiver, während ein riskanteres Nettoeinkommen risikoaverse Menschen abschreckt. Zunächst werden das erwartete Einkommen und die Einkommensvarianz in Selbständigkeit und in abhängiger Beschäftigung empirisch untersucht, wobei nicht zufällige Selektion berücksichtigt wird. Auf dieser Grundlage werden dann die strukturellen Modelle geschätzt, die als Strukturparameter unter anderem das Arrow-Pratt Standardmaß der relativen Risikoaversion enthalten. Im letzten Teil der Arbeit werden die geschätzten Modelle genutzt, um die Wirkungen dreier hypothetischer Steuerreform-Szenarien für Deutschland zu simulieren – einer Rücknahme der Steuerreform 2000 und zweier aufkommensneutraler Einheitsteuerszenarien. Die Nettoeinkommen in den verschiedenen Szenarien werden mit dem Steuer-Transfer Mikrosimulationsmodell STSM präzise berechnet. Die Simulationsergebnisse deuten darauf hin, dass progressivere Steuertarife Selbständigkeit begünstigen. Dies kann mit der Verringerung des Einkommensrisikos durch progressive Steuern erklärt werden.