Die Dissertation gliedert sich in zwei Teile. Gegenstand des ersten Teils war die Erfassung der Inanspruchnahme von Glücksspielen und der Häufigkeit pathologischen Glücksspiels innerhalb spezifischer Personengruppen (Haftinsassen, Gäste von Spielstätten, Beamte, Medizinstudenten), wozu ein neu entwickeltes psychometrisches Instrument, das Berliner Inventar zum Glücksspielverhalten (BIG; Grüsser, Hesselbarth, Albrecht & Mörsen, 2006), zum Einsatz kam. Depression, Ängstlichkeit, maladaptive Stressverarbeitungsstrategien und Sensation Seeking werden u. a. als Entstehungs- und aufrechterhaltende Bedingungen für ein pathologisches Spielverhalten angesehen. So lag der Schwerpunkt im zweiten Teil der Studie auf der hypothesengeleiteten Untersuchung des Beziehungsgefüges zwischen diesen erhobenen Variablen und dem Ausmaß der Glücksspielproblematik. Zudem wurde die Stärke des Entzugs und Verlangens als typische Symptome einer Abhängigkeitserkrankung im Zusammenhang zum Glücksspiel untersucht. Die Daten dieser Querschnittsuntersuchung an 500 Teilnehmern wurden mittels folgender Selbstbeurteilungsfragebögen erhoben: Berliner Inventar zum Glücksspielverhalten (BIG), Stressverarbeitungsfragebogen (SVF-120), Allgemeine Depressionsskala (ADS-K), State-Trait-Angstinventar (STAI-G Form X2), Deutsches Arnett Inventory of Sensation Seeking (AISS-d), Beschwerdenliste (BL). Gruppenunterschiede zwischen Nichtsüchtigen, subklinischen und pathologischen Spielern (Einteilung je nach Anzahl erfüllter Kriterien für pathologisches Glücksspiel) wurden anhand der erhobenen Variablen ermittelt. Die Ergebnisse zeigen, dass Glücksspiele in den befragten Stichproben weit verbreitet und Unterschiede hinsichtlich des Nutzungsverhaltens deutlich sind. Ein geringer Anteil der Beamten und Studenten spielt regelmäßig, jedoch die überwiegende Mehrheit der Haftinsassen und Spielkunden. Letztgenannte Gruppen verbringen mehr Zeit mit Spielen, tätigen höhere Einsätze und haben häufiger glücksspielbedingte Schulden. Analog hierzu zeigen sich die Zahlen zum Vorkommen Spielsüchtiger (Haftinsassen ca. 30%, Spielkunden ca. 20%, Beamte 1,4%, Medizinstudenten 0%). Die Spielsüchtigen wiesen eine signifikant stärkere Ausprägung in den Variablen Depressivität, Ängstlichkeit sowie körperliche Beschwerden auf und setzten in belastenden Situationen signifikant stärker maladaptive Verarbeitungsstrategien ein als Nichtsüchtige. Im Persönlichkeitsmerkmal des Sensation Seekings unterschieden sie sich hinsichtlich der Skala Intensität, jedoch nicht hinsichtlich Neuigkeit. Korrelationsanalysen ergaben positive Zusammenhänge: je stärker die Ausprägungen von Depressivität, Ängstlichkeit, Stressverarbeitungsstrategien, Intensität der Sensation Seeking Skala sowie körperlicher Beschwerden, umso schwerer war die Glücksspielproblematik zu erwarten und vice versa. Des Weiteren berichteten Glücksspielsüchtige über signifikant stärkeres Verlangen und Entzugserscheinungen als subklinische Glücksspieler und Nichtsüchtige. Die Ergebnisse unterstützen die Hypothese, dass Glücksspielen als Selbstmedikation zur Bewältigung von Problemen eingesetzt wird und in diesem Sinne als effektive, jedoch fehlangepasste Bewältigungsstrategie fungiert. Somit könnte das „Stressverarbeitungsmodell“ aus der stoffgebundenen Suchtforschung ebenso im Bereich des pathologischen Glücksspiels seine Anwendung finden. Die Ergebnisse bestärken die Ansicht, pathologisches Glücksspiel als stoffungebundene Abhängigkeitserkrankung mit den typischen Symptomen des Entzugs und Verlangens aufzufassen.
The dissertation is divided into two parts. The subject of the first part was the collection of the demand gambling and the frequency of pathological gambling within specific person's groups (prisoners, guests of gambling halls, officials and medical students), to which a new psychometric instrument – the BIG (Berliner Inventar zum Glücksspielverhalten; Grüsser, Hesselbarth, Albrecht & Mörsen, 2006) – was introduced. Depression, anxiety, maladaptive coping strategies and sensation seeking are regarded among other things as develop and maintaining conditions for a pathological gambling behaviour. Thus the emphasis in the second part of the study laid on the hypothesis-led investigation of the relations structure between these collected variables and the extent of gambling problem. Besides the strength of the withdrawal and craving was examined as typical symptoms of substance related addiction in connection to gambling. The data of this cross section investigation at 500 participants were raised by means of the following self evaluation questionnaires: BIG, SVF-120, ADS-K, STAI-G form X2, AISS-d, BL. Group differences between nonaddicts, subclinical and pathological gamblers (organization depending upon number of fulfilled criteria for pathological gambling) were determined on the basis of the collected variables. The results show that gambling is far common in the asked samples and differences regarding the use behaviour. A small portion of the officials and students gamble regularly, however the predominant majority of the prisoners and guests of gambling halls. Latter groups spend more time with gambling, transact higher employments and have more frequently gambling-caused debts. Similarly to the gambling behaviour is the occurrence of gambling addicts (prisoners approx. 30%, gambling customer approx. 20%, officials 1.4%, medical students 0%). The gambling-addicted exhibited a significantly stronger development in the variables depression, anxiety as well as physical discomfort and used in conflictful situations significantly more strongly maladaptive coping strategies than nonaddicts. In the personality characteristic of the sensation seeking they differed according to the scale intensity, however not according to the scale news. Correlation analyses resulted in positive connections: the more strongly developments of depression, anxiety, coping strategies, intensity of the sensation seeking scale as well as physical discomfort, the more heavily the gambling problem was to be expected and vice versa. The moreover pathological gamblers reported over significantly stronger craving and withdrawal symptoms than subclinical gamblers and nonaddicts. The results support the hypothesis that gambling as self medication for the management of problems is used and in this sense functions as effective, however maladapted coping strategy. Thus „the stress coping model” from the substance related research could likewise apply within the field of pathological gambling. The results encourage the opinion to understand pathological gambling as nonsubstance-related addiction with the typical symptoms of withdrawal and craving.