Erzählen ist eine pädagogisch wertvolle, genuin menschliche Fähigkeit. Erzählend wird ein konkreter Zusammenhang sinnvoll geordnet widergegeben, was eine lineare und dadurch leichter zu erfassende Struktur für die Gestaltung von Lerninhalten bietet. Es birgt ein breites pädagogisches Anwendungsspektrum und hebt die Trennung von Theorie und Praxis auf. Aus dem Erzählen resultierendes Wissen beinhaltet individuelles und kollektives Wissen, subjektive Theorien und wissenschaftliche Erkenntnisse. Zudem fördert es die Ausbildung der Sprachbeherrschung, der Sprachhandlungskompetenz und Zuhörkompetenz sowie Hörverstehen der Lernenden. Erzählen sollte als Modell gelingenden pädagogischen Handelns in der pädagogischen Praxis vermehrt angewendet und in die pädagogische Theoriebildung stärker aufgenommen werden. Aus erziehungswissenschaftlicher Perspektive lässt sich bei dem Erzählen als natürliches methodisches Element von einem pädagogischen Erkenntnis- und Handlungsprinzip sprechen. Hierbei werden vor allem die Beziehungen zwischen Sprache, Erzählen, Lernen und Erkenntnis wie auch Reflexion, Erfahrung und Methode sichtbar. Zudem werden die verschlungen Zusammenhänge zwischen Erzählen, Erziehung und Bildung in Teilen aufgezeigt. So kann die künstliche Trennung zwischen vorwissenschaftlicher Lebenswahrheit, Erfahrung wie auch wissenschaftlicher Erkenntnis aufgebrochen und Bildungsprozesse individueller wie auch nachhaltiger gestaltet werden. Erzählen ist ein offener Prozess des Wissensaustausches, der eine aktive Lernhaltung ermöglicht, in der automatisch das potentielle Wissen, die Kreativität und Imaginationen der Lernenden mit einbezogen werden können. Dadurch wird Interaktionslernen ermöglicht und ein kommunikativer Raum entsteht, in dem ein gegenseitiger Wissens- sowie Gedankenaustausch stattfinden und der Aufbau nachhaltigen Wissens unterstützt werden kann. Erzählend kann inhaltlich an den Kenntnis– und Interessenstand der Lernenden angeschlossen werden, was ein situiertes Lernen möglich macht. Zudem spricht es die emotionale Intelligenz der Lernenden an, wodurch Fakten leichter behalten werden können. Da sowohl die affektiven wie auch kognitiven Bereiche des Lernens berücksichtigt werden, wird ein ganzheitliches Lernen ermöglicht. Erzählen in pädagogischen Kontexten ist ein Vermittlungsprozess, bei dem der narrative und wissenschaftliche Denkmodus angemessen eingesetzt und reflektiert werden. Dadurch gelingen nachhaltige Lernprozesse in konkreten Lernsituationen. Erzählen kann als Vermittlungs– und Informationsmethode sowie als Motivations– und Planungsinstrument effizient in offene Lehr–Lern–Prozesse gebunden werden. Zudem lässt es sich aufgrund des reflexiven Anteils als Analyse– und Beratungsinstrument für Kommunikations– und Aushandlungsprozesse im Rahmen eines beziehungsdidaktischen Anliegens nutzen. So wird ein Bezug zu dem selbst– und fremdreflexiven Metalernen hergestellt. Dadurch kann ein lebensweltlich, reflexives, reflektiertes Lehren und Lernen in pädagogischen Kontexten installiert und etabliert werden. Es ist gerechtfertigt, dem Erzählen in pädagogischen Kontexten formell den Status einzuräumen, den es informell schon längst innehat. Das Erzählen ist eine variationsreiche Methode, die als Technik definiert gut in konstruktivistisch–handlungsorientierte wie auch systemisch angelegte Methoden integriert werden kann.
This thesis shows that telling is a genuinely human ability, which is valuable to the field of education. Through telling, a specific context is reproduced in an ordered fashion, which provides a linear - and therefore easier to grasp - structure for the design of learning content. Telling offers a wide range of applications in education and removes the distinction between theory and practice. Knowledge resulting from telling includes individual knowledge, subjective theories, collective knowledge and scientific findings. Moreover, telling promotes the development of language proficiency, linguistic competence, listening competence and listening comprehension of learners. Telling is a model of successful pedagogical acting and thus should be adopted increasingly by educational practice and pedagogical theory alike. From the perspective of educational studies, telling is a native methodical element that can be considered a pedagogical epistemological principle and an operating principle. Through it, the relationships between language, telling, learning and cognition, as well as reflection, experience and method are made visible. In addition, the intricate relationships between telling, education and educational formation are shown to a certain degree. This allows for the artificial distinction between pre-scientific truth of life, experience as well as scientific knowledge to be pried open and educational processes to be more individualised as well as sustainable. Telling is an open process of knowledge sharing, which enables an active learning attitude, in which the potential knowledge, creativity and imaginations of the students can be involved automatically. As a result, learning through interactions is facilitated and a communicative space is created in which a mutual exchange of knowledge and ideas can take place and in which the accumulation of sustainable knowledge can be supported. Through telling, the contents to be communicated can take into account and hence adapt to the knowledge and interest of the learners, making a situated learning possible. It also addresses the emotional intelligence of learners, which makes the learning of facts easier. Since both the affective as well as cognitive areas of learning are being considered, a holistic learning is made possible. Telling in educational contexts is a process of imparting knowledge in which the narrative and scientific mode of thinking is adequately used and reflected upon, rendering sustainable learning processes in specific learning situations possible. Telling as a method of conveying knowledge and information as well as motivation and planning tool can be integrated efficiently in open teaching-learning processes. In addition, due to its reflexive nature, it can be used as analytical and advisory tool for communication and negotiation processes in the context of relationship didactic concern. This creates a reference to the reflexive metalearning. In doing so, lifeworld-referencing, reflexive, reflected ways of teaching and learning can be installed and established in educational contexts. It is justified to formally grant telling in educational contexts the status it informally already holds. Telling is a versatile method that, defined as a technique, can easily be integrated into constructivist action-oriented as well as systemically applied methods.