Der Beruf des Bundestagsabgeordneten scheint exemplarisch für eine „natürliche“ Asymmetrie der Geschlechter zu sein. Ergebnisse der im Rahmen dieser Arbeit erfolgten Untersuchungen zeigen, dass männliche Bundestagsabgeordnete überdurchschnittlich viele Kinder haben und sich das „Familienvater-Image“ für Männer eher vorteilhaft auswirkt, weibliche Bundestagsabgeordnete dagegen weniger Kinder im Vergleich zur Gesamtbevölkerung haben und das „Muttersein“ sich aufgrund verschiedener Umstände eher nachteilig auf die Karrierechancen von Frauen in der Politik auswirken. Die Untersuchungen ergaben, dass Frauen in vielerlei Hinsicht Kritik zu fürchten haben, wenn es um die Frage der Vereinbarkeit von Familie mit kleinen Kindern und ihre politische Karriere geht. Allerdings sind in der Politik zusehends mehr junge Frauen vorzufinden, die auf Kinder nicht verzichten wollen und ein Kind während der Amtsausübung oder der Phase der Kandidatur für ein Amt zur Welt bringen. Während für politische Spitzenpositionen noch in den vergangenen Jahrzehnten galt, dass diese nur selten von Frauen besetzt wurden und noch viel seltener Politikerinnen in den „vorderen Reihen“ Kinder hatten, stellt sich die Situation heute anders dar. Die Befürchtungen junger Frauen, Kinder könnten der Karriere hinderlich sein oder einer jungen Mutter gar das (angestrebte) Amt kosten, dürften zwar nicht gänzlich aus-geräumt sein. Die Jüngeren unter den befragten Abgeordneten antworten jedoch zu einem deutlich höheren Prozentsatz als die älteren, dass es möglich sei oder möglich war, Karriere und Familie nach der Übernahme höherer politischer Ämter „unter einen Hut“ zu bringen. Sowohl Männer als auch Frauen der jüngeren Jahrgänge trauen sich der Befragung zufolge mit zunehmender Tendenz zu, Kinder und Karriere miteinander zu vereinbaren. Der Verzicht auf Elternzeit und die fehlende Möglichkeit für Mütter, sich nach der Geburt für mehrere Monate in der Familie zurückzuziehen, der Reiseaufwand und die räumliche Trennung zwischen Wahlkreis und dem Sitz des Bundestages in Berlin hindert Frauen im Bundestag immer weniger daran Kinder zu bekommen und an ihrem Mandat festzuhalten. Einige der Frauen haben nach der Geburt ihres Kindes zudem für weitere oder höhere Positionen kandidiert. Es scheint also, dass Frauen in der Politik und insbesondere Bundestagsabgeordnete heutzutage nicht deshalb auf Kinder verzichten, da sie an ihrer politischen Karriere festhalten wollen oder da sie befürchten, eine politische Karriere würde durch Kinder stark beeinträchtigt. Auch für Väter scheint zu gelten: je höher die Position, umso „familienfeindlicher“ das Umfeld. Sowohl Frauen, als auch Männer berichten von Schwierigkeiten, mit denen sie als Eltern mit ihrem Bundestagsmandat umzugehen haben. Im Vergleich zu Männern sind es aber in der Regel Frauen, für die sich schon bei der Kandidatur für das Amt Schwierigkeiten ergeben bzw. eine „natürliche“ Asymmetrie der Geschlechter zum Vorschein kommt.
The profession of being a Member of Parliament seems to be exemplary for a “natural asymmetry” of gender. The findings of research studies conducted within the framework of this dissertation indicate that male MP’s have more children than the national average and the “image” of being a family-father is rather advantageous, while female MP’s have less children compared to the German population and being a mother generally poses a disadvantage for women and their chances of having a political career. Theses research studies show that women must fear criticism in various ways regarding the compatibility of having family with small children and having a political career. However, in politics, there are more and more young women who do not wish to forego having a child, even although they are performing a political post or standing as candidate for a political post. Over the last decades it was unusual to find women in the top ranking political positions. It was more uncommon still to find women in the “top-raw” who had children. But today the sit-uation is different. Although not all concerns of mothers being afraid of her child/children hindering their political career could be wiped away, younger women-MP’s have different pro-spects as older women-MP’s. The younger women answer more often that they think it would be or was possible to having combined both – career and family – after taking over a higher political post. As well as younger men and younger women “dare” to combine both with an increasing tendency. Neither missing out parental leave and not having the option to stay at home for some months after giving birth, nor the need of travelling between the Bundestag in Berlin and their constituency hinder women-MP’s in having children and continuing their mandate. Some of these women even ran for another or higher post during that time. It seems as if women in politics and especially MP’s nowadays are aiming to have a child and at the same time follow their career because they are not afraid anymore of mayor limitations by being a mother. The same seems to apply to fathers: the higher a post the more “family-hostile” the environment becomes. Women and men are reporting of difficulties they have to face being parents and being MP’s. However, other than men women have been confronted with difficulties already during candidature and a “natural asymmetry” has been shown.