Diabetes mellitus (DM) und koronare Herzkrankheit (KHK) gehören in Deutschland zu den häufigsten und besonders den kostenträchtigsten Diagnosegruppen und hängen im Licht aktueller Untersuchungen epidemiologisch und ätiopathogenetisch eng miteinander zusammen. Vor diesem Hintergrund werden in der vorliegenden Arbeit die Prä- valenz des DM und/oder der KHK, ihre statistisch nachweisbaren Risikofaktoren und die krankheitsbezogene Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen anhand der Daten des „Telefonischen Gesundheitssurvey 2003“ des RKI (GSTel03) untersucht, in dessen Rahmen zwischen 02. September 2002 und 14. März 2003 insgesamt 8.362 Interviews mit Männern und Frauen aus der deutschsprachigen Wohnbevölkerung im Alter ab 18 Jahren zu Krankheiten, zum Gesundheitsverhalten und zur Inanspruchnahme der medizinischen Versorgungsleistungen geführt wurden. Insgesamt standen Daten von 8318 Interviews zur Verfügung. Von den befragten Personen waren 3872 (46,5%) männlich und 4446 (53,5%) weiblich. Die Befragten waren 18-96 Jahre alt, das Durchschnittsalter betrug 46,7 ± 15,6 Jahre. Unter einem DM (mit oder ohne KHK) litten insgesamt 423 von 8309 Personen (5,1%) mit Angaben zu diesem Krankheitsbild, eine KHK lag bei 469 von 8244 Interviewpartnern vor (5,7%). Angaben sowohl zum Diabetes als auch zur KHK lagen für 8235 Interviewteilnehmer vor; von diesen waren für 111 (1,3%) beide Erkrankungen dokumentiert, bei 659 (8,0%) lag eine der beiden Erkrankungen vor, und 7465 Personen (90,7%) gaben weder DM noch KHK an. Das Vorliegen von Diabetes oder KHK halbierte in etwa den Anteil von Patienten mit mindestens „gutem“ subjektivem Gesundheitserleben (40%, 80% bei Abwesenheit beider Diagnosen), lagen DM und KHK vor, gaben nur noch 20% mindestens „gut“ an. 85% der Befragten des GSTel03 wiesen mindestens einen der vier vermeidbaren Risikofaktoren Rauchen, Alkoholkonsum, Übergewicht und Bewegungsmangel auf, im Mittel wies jeder Proband 1,5 dieser Merkmale auf; insgesamt entsprechen diese Beobachtungen der Literatur. Männer von den Risikofaktoren Rauchen, Alkoholkonsum und Übergewicht jeweils signifikant häufiger betroffen als Frauen, der Alterseinfluss und der Einfluss der sozialen Schichtzugehörigkeit waren inkonsistent. In der vorliegenden Untersuchung standen höheres Lebensalter, männliches Geschlecht, niedrige soziale Schicht sowie besonders Übergewicht und Bewegungsmangel mit DM und/oder KHK in Zusammenhang, nicht dagegen Rauchen und Alkoholkonsum. Die Häufigkeit der Inanspruchnahme von im GSTel03 abgefragten Gesundheitsleistungen war bei Vorliegen von DM und/oder KHK mit Ausnahme der Teilnahme an Gesundheits-Checkups (hier fand sich eine Erhöhung um 10-15%) jeweils rund verdoppelt. Differenziert man die Inanspruchnahme nach Einzeldiagnosen, so ist der Effekt des Diabetes um (rechnerisch) etwa 10% stärker ausgeprägt als der der KHK. Integrierte Konzepte zum Patientenmanagement bei KHK/DM sind dringend nötig, liegen aber zur Zeit nicht vor. Der Komplex ‚Übergewicht/körperliche Aktivität’ hat überragende Bedeutung für Prävention und Patientenmanagement; der hohe Anteil koprävalenter DM- und KHK-Erkrankungen sollte in jedem Fall dazu Anlass geben, bei jedem bekannten Patienten mit einer der beiden Diagnosen und bei jeder einschlägigen Neudiagnose nach der jeweils anderen Erkrankung gezielt zu suchen.
Diabetes mellitus (DM) and coronary heart disease (CHD) are among the most frequent and cost-intensive health problems in Germany, and they have tight interrelations. In the present thesis, prevalence of DM and/or CHD, their risk factors and the diagnosis related health care utilisation are assessed based on a telephonic survey („Telefonischer Gesundheitssurvey 2003“ of the RKI [GSTel03]) performed in Germany bet- ween Sep 2, 2002, and Mar 14, 2003, comprising a total of 8362 interviews with German-speaking residents from 18 years of age. Overall, data from 8318 interviews conducted with 3872 (46.5%) males and 4446 (53.5%) females were available for evaluation; responders were between 18 and 96 (mean 46.7±15.6) years old. A total of 423 out of 8309 (5.1%) persons with valid data concerning this disorder reported to suffer from DM, and 469 out of 8244 (5.7%) reported a CHD. 8235 interviewees provided valid statements concerning both diseases, and 111 (1.3%) of these reported to have both DM and CHD; 659 (8.0%) of the interviewees had one of the two diseases, and 7465 (90.7%) declared to have neither DM nor CHD. If DM or CHD were reported, the percentage of interviewees declaring at least a “good” subjective health perception was halved (from 80% of persons with neither disease to 40%), and the presence of both diseases reduced this by another half (to 20%). 85% of the interviewees reported at least one (on average, 1.5) of the risk factors smoking, alcohol consumption, obesity, and physical inactivity; whereas males reported higher percentages of smoking, alcohol consumption, and obesity, the influences of age and social status were inconsistent. Higher age, male gender lower social status, and especially obesity and physical inactivity were related to DM and/or CHD prevalence, but smoking and alcohol intake were not. Health care utilisation was roughly doubled by the presence of DM and/or CHD with the exception of health check-up participation that was only moderately increased by 10-15%. Differential assessment of the single diagnoses revealed that the influence of DM on health care utilisation is moderately (by about 10%) higher than that of CHD. Integrated management concepts for patients suffering from both DM and CHD are urgently required, but presently lacking. The complex ‘obesity/physical inactivity’ is pivotal for prevention and patient management, and the high co- prevalence of DM and CHD should prompt clinicians to seek the respective other disease when one of the two is newly diagnosed.