In Zellversuchen wurde der Effekt von Taurolidin auf die Proliferationsaktivität humaner Harnblasen(karzinom)zellen unterschiedlicher Differenzierung und Harnblasen-karzinomzellen der Ratte in einem XTT-Test untersucht. Je höher konzentriert und je länger Taurolidin dem Zellansatz zugesetzt wurde, desto deutlicher wurden die Harnblasen(karzinom)zellen in ihrer Proliferationsaktivität gehemmt. Die Wirkung von Taurolidin war im Zellversuch nicht spezifisch für Tumorzellen, insofern normal differenzierte Harnblasenzellen ebenfalls in ihrem Wachstum gehemmt wurden. Im Anschluss wurde die Wirksamkeit von Taurolidin auf das Harnblasenkarzinom in einem Rattenmodell untersucht. Hierzu wurden bei Fischer Ratten (F344) Harnblasenkarzinome durch Injektion von AY-27 Harnblasenkarzinomzellen in die Muskularis der Harnblase generiert. Im ersten Versuchsansatz, in welchem den Versuchstieren 2x106 Tumorzellen injiziert wurden, kam es bei den Ratten unter lokal-intravesikaler Therapie mit Taurolidin 2% zu einer signifikanten Förderung des Tumorwachstums, im Vergleich zu mit NaCl behandelten Tieren der Kontrollgruppe. Die systemisch-intravenöse Taurolidintherapie 2% zeigte keinen signifikanten Effekt auf das Tumorwachstum im Vergleich zur Kontrollgruppe. Im zweiten Versuchsansatz konnte bei veränderten Versuchsbedingungen (Verringerung der Tumorzellinjektion zur Harnblasenkarzinomerzeugung auf 2x104 Zellen, lokale 1%ige Taurolidintherapie, systemische Blocktherapie über je 1 Woche mit Taurolidin 2%) eine Stimulation des Tumorwachstums unter Taurolidintherapie verhindert werden. Taurolidin bewirkte jedoch ebenfalls keine Hemmung des Tumorwachstums. Die Ergebnisse könnten zeigen, dass neben der Zellzahl, mit welcher bei den Versuchstieren Harnblasenkarzinome erzeugt wurden, die Wahl des Therapieschemas mit unterschiedlichen Taurolidinkonzentrationen als auch unterschiedlichen Darreichungsintervallen von Taurolidin und Beginn mit der ersten Taurolidingabe für die Wirkung von Taurolidin eine Rolle spielen. Die Förderung des Tumorwachstums durch lokal- intravesikale Therapie mit 2%igem Taurolidin im ersten Versuchsansatz könnte für eine tumorproliferationsfördernde Wirkung von Taurolin in höheren Konzentrationen sprechen. Bei der Therapie des Harnblasenkarzinoms des Menschen könnte Taurolidin möglicherweise durch seine antiproliferative bzw. abtötende Wirkung auf Tumorzellen ein Anwachsen freier Harnblasenkarzinomzellen, die durch chirurgische Tumorresektion aus dem Tumorzellverbund freigesetzt werden sollen, verhindern. Somit würde Taurolidin Metastasierungsvorgängen durch Tumorzellversprengung entgegenwirken. In unserem Zellversuch war die erzielte Wachstumshemmung durch Taurolidin jedoch nicht selektiv für Tumorzellen. Aufgrund seiner unspezifischen Wirkung könnte Taurolidin daher gleichzeitig auf weitere Zellen, beispielsweise der Immunabwehr, hemmend wirken, die bei der Tumorbekämpfung eine Rolle spielen und so das Wachstum nach chirurgischer Resektion verbliebener Tumorzellen begünstigen. Aufgrund einer möglichen, das Tumorwachstum stimulierenden Wirkung von Taurolidin in unserem ersten tierexperimentellen Versuchsteil kann eine Anwendung bei urologischen Tumoren gegenwärtig nicht empfohlen werden.
The effects of Taurolidine on bladder cancer was observed in cell cultures with human bladder (cancer-) cells (HCV-29, RT-4, Rt112, J-82), on bladder cancer cells of rats (AY-27) and in a rat model. In the cell-cultures, proliferation rate of the cells was measured with a XTT-Test. Taurolidine showed antiproliferative effects on all cell lines. In the rat model, bladder cancer was generated via injection of tumor cells (AY-27) in the bladder- muscularis of female fisher rats (F344). The rats were treated with an intra- vesical taurolidine-therapy or with an intravenous therapy with taurolidine 2% and 1%. In no case, a reduction of tumor growth of bladder cancer was achieved. In rats that were treated with taurolidine 2% by intravesical instilation, we could find higher tumor weights in comparison to animals treated with NaCl. In rats treated intravesically with taurolidine 1% or intravenously with taurolidine 2%, we could not measure a significant stimulation of tumor-growth. Conclusion: Intravesical therapy with taurolidine 2% might have a proliferative effect on bladder-cancer-growth. According to our results taurolidine can currently not be recommended for therapy of human- bladder cancer.