In jeder Auseinandersetzung mit dem Maler Christian Schad (1894-1982) wurde und wird die kühle Erotik seiner Werke betont, allerdings hatte sich bisher noch keine Arbeit ausschließlich und ausführlich diesem Thema gewidmet. Meine Arbeit legt als Zentralthese zugrunde, dass es Schads Anliegen war, das Spannungsverhältnis zwischen der individuellen Persönlichkeit und der äußeren, beziehungsweise der gesellschaftlichen Rolle sichtbar zu machen. Dieser Konflikt äußert sich dabei besonders auf der Ebene des erotischen Selbstverständnisses der porträtierten Personen. Indem Schad starke Bildfiguren darstellt, wertet er die Divergenz zwischen dem Innen und dem Außen positiv als Bejahung von Distanz; auch wenn es seine Bildfiguren sichtbar Kraft kostet, verlieren sie niemals ihre Haltung und damit auch nicht ihre Würde. Hier unterscheidet er sich deutlich von sozialkritischen Künstlern wie Dix, Schlichter und Grosz, die mit ihren Bildfiguren die Zerstörung des Einzelnen durch die Gesellschaft, beziehungsweise den Verlust der Gemeinschaft beklagen. Dieser Blick auf die Bejahung von Entfremdung in Schads Werk kam in der bisherigen Forschung nicht vor. Die Arbeit kann belegen, dass Schad den Konflikt zwischen Individuum und Rolle konstatiert, indem er Irritationen im Umraum schafft und den Porträtierten häufig mit einem angestrengten und müden Ausdruck zeigt. Die tiefere Bedeutungsebene vieler dieser Bildnisse spielt anschließend auf die Erotik und damit zusammenhängende menschliche Probleme an. Um dies zu verdeutlichen, verwendet Schad erotische Attribute, beispielsweise durchsichtige Stoffe oder Blumen. Diese Attribute sind für das Bildverständnis unverzichtbar, da der leidenschaftslose Ausdruck der Dargestellten eine erotische Anspielung nicht unmittelbar erkenntlich macht und auf Schads Bildern nur sehr selten direkte sexuelle Handlungen zu finden sind. Auch wenn Schad unbestreitbar attraktive Frauen zeigt, die in erotischer Pose einen gewissen Reiz auf den Betrachter ausüben, intendiert er nicht, ein erotisches und anregendes Bild zu schaffen. Schads Anliegen ist vielmehr die Ergründung des Menschen, dessen treffendste Charakterisierung sich für ihn im Bereich der persönlichen Erotik und Sexualität ablesen lässt. Er behandelt seine Bildfiguren unabhängig von ihrem sozialen Status respektvoll, indem er zwar auf ihre ureigensten Problematiken anspielt, sich aber von jeglichen Erklärungsversuchen oder Beurteilungen fernhält. Dadurch blicken uns aus Schads Bildern zwar distanzierte, aber starke und außergewöhnliche Bildfiguren entgegen. Sie lassen hinter der scheinbar glatten Oberfläche weitere Ebenen ihrer Persönlichkeit erkennen und bleiben dadurch für den Betrachter interessant.
Most treatises on the painter Christian Schad (1894-1982) emphasize the cold eroticism in his paintings Nevertheless, none of these works have ever studied this issue alone and in detail. The main assumption of the present work is, that it was Schad´s aim to show the tension between the individual personality and its social role. This conflict becomes particularly visible through the erotic self-conception of Schad´s painted persona. By showing strong figures, Schad values the divergence of the inside and the outside as an affirmation of distance. It takes his figures a lot of strenghth not to loose their self-controll, but within this, they escape the loss of their dignity. In this case, Schad is truly the opposite of the sociocritical artists of his time like Dix, Grosz or Schlichter, who are condemn the destruction of the individual caused by the society and the dramatic loss of comunication. This perspective on the affirmation of alienation in Schad´s work was never taken before. This treatise proves, that Schad states the conflict between the individual and the role in society by creating irritations in the scenery and paints his figures with a tired and exhausted expression. The deeper meaning of many of these paintings refers to the eroticism and, as a next step to the human problems related to this. To emphasize this issue, Schad uses erotic attributes, for example blooming flowers or lucid clothes. These attributes are fundamental for the understanding of the painting, because the passionless expressions of the represented are not immidiately showing an erotic allusion and sexual actions are hardly ever found. Although Schad shows attractive women in erotic poses who are, in a certain way, appealing to the viewer, it was never his intention to create an erotic or stimulating painting. It was rather Schad´s aim, to explain a human beeing. In Schad´s eyes this could be done best by characterising its personal erotic preferences and sexuality. He is always treating his figures in a respectfull way, no matter of which social background they have. Although he hints to their deepest hidden secrets and conflicts, he is never trying to find explanations or passes any judgements. Because of this we are looking at people who are distanced, but are nevertheless strong and extraordinary.you can find another layer of their personalities maintaining the viewers interest for them.