Im medizinischen Sektor gibt es immer mehr Fortschritte im Bereich der Diagnostik und Therapiemöglichkeiten. Moderne Informationstechnologien ermöglichen es dem Patienten, sich der Veränderungen im Gesundheitssystem und der verbesserten Versorgungsmöglichkeiten bewusst zu werden. Auf der anderen Seite sieht sich der Arzt einer Limitierung seines Handlungsspielraums auf das rein medizinisch Notwendige und Bezahlbare ausgesetzt. Vor diesem Hintergrund zeigen epidemiologische Daten eine gesundheitliche Gefährdung von Ärzten besonders im psychosozialen Bereich. Ziel dieser Untersuchung war daher die Erstellung eines Tätigkeitsprofils im Fachbereich Gynäkologie und Geburtshilfe, die Analyse der ärztlichen Arbeitszufriedenheit und die Identifizierung von psychosozialen Risikofaktoren im berufsbezogenen Verhalten und Erleben von Ärztinnen und Ärzten. Die Stressoren eines Assistenzarztes/-ärztin können situational, personal oder professionell sein. Situationale Stressoren beinhalten die Arbeitsbelastung durch häufig wechselnde Tätigkeiten oder Unterbrechungen und eine hohe Patientenanzahl. Diese Aspekte ärztlicher Tätigkeiten wurden anhand eines Handcomputers erfasst. An drei unterschiedlichen Wochentagen wurden 20 Gynäkologinnen und Gynäkologen aus vier Krankenhäusern begleitet. Personale Stressoren hingegen können der Konflikt zwischen Arbeit- und Familienleben, geringe Selbstwirksamkeit oder eingeschränkte Autonomie sein. 30 Ärztinnen und Ärzten wurde ein Fragebogen zur Arbeitszufriedenheit, zur psychosozialen Situation, der Selbstwirksamkeit und Resilienz sowie der Zufriedenheit mit arbeitsbezogenen Ressourcen vorgelegt. Anhand von statistischen Analysen wurde die Korrelation von ausgewählten Einflussgrößen und ärztlicher Arbeitszufriedenheit untersucht und Mittelwerte miteinander verglichen. Professionelle Stressoren beinhalten unter anderem die ethische Belastung durch die Verantwortung für die Patienten. Wie Ärzte diese Stressoren bewerten, unterliegt spezifischen Persönlichkeitsmerkmalen. Nach bisherigen Studien sind besonders Ärztinnen und Ärzte hohen professionalen Stressoren ausgesetzt. Die Ergebnisse der über 564:35:56 Std. durchgeführten Tätigkeitsanalyse deckten ernsthafte Defizite der Arbeitsbedingungen der Gynäkologen auf. Die meiste Zeit wurde auf administrative Tätigkeiten verwendet. Die beobachteten Ärztinnen und Ärzte mussten vielfach mehrere Aktivitäten parallel durchführen. Multitasking und häufige Unterbrechungen stellen wichtige Fehlerquellen im medizinischen Alltag dar. Während des Beobachtungszeitraums wurden die Ärzte 15.92 Mal am Tag unterbrochen. Am häufigsten erfolgten diese Unterbrechungen durch das Pflegepersonal und das Telefon. Der Vergleich von universitärer und privat-kommunaler Trägerschaft erwies signifikante Unterschiede in der Arbeitszeit, der Unterbrechungsrate und der Telefonanrufe. Die ärztliche Arbeitszufriedenheit zeigte einen Mittelwert von 60.10. Es konnten signifikante Korrelationen der Arbeitszufriedenheit zur Lebenszufriedenheit und dem Gesundheitszustand des Arztes/der Ärztin gefunden werden. Unter den Ergebnissen der vorliegenden Studie imponiert weiterhin die signifikante Korrelation zwischen dem medizinischen Entscheidungsspielraum, Selbstwirksamkeit, Optimismus und Arbeitszufriedenheit sowie der Zufriedenheit mit der personellen Ausstattung und der Arbeitszufriedenheit. Dagegen zeigte sich kein signifikanter Zusammenhang zwischen der Arbeitszufriedenheit und quantitativen Anforderungen, der Patientenanzahl bzw. den Ergebnissen aus der Tätigkeitsanalyse. Weiterhin ergab sich kein signifikanter Zusammenhang zwischen der Arbeitszufriedenheit und der Krankenhausträgerschaft. Diese Studie konnte die Ergebnisse zahlreicher Untersuchungen bestätigen, nach denen Ärzte/Ärztinnen, die über positive Copingstrategien verfügen, mit ihrer Arbeit zufriedener sind. Ärztliche Arbeitszufriedenheit erscheint somit nicht eindimensional beeinflußbar durch die Trägerschaft oder administrative Arbeitsbeanspruchungen, vielmehr existieren zahlreiche Einflußgrößen wie Autonomie, Selbstwirksamkeit, Optimismus und andere Persönlichkeitsmerkmale. Die Zufriedenheit unter Ärztinnen und Ärzten ist nicht nur für sie selbst von Bedeutung, sondern auch für das gesamte öffentliche Gesundheitswesen. So korreliert ärztliche Zufriedenheit nicht nur mit der persönlichen Gesundheit, sondern auch mit der Patientenzufriedenheit, der Compliance des Patienten und dem entsprechend auch mit der Patientengesundheit. Die ärztliche Zeit sollte eine wichtige Ressource darstellen. So sollte man sich viel mehr der Frage widmen, wie man die Zeit entsprechend den Bedürfnissen des Patienten am besten nutzen kann.
Over the past few years the numbers of German physicians choosing to work abroad or leaving the medical profession have been growing. Main reasons for physicians’ dissatisfaction are the current system of monetary and non- monetary incentives during residency and the subsequent workload. The aim of this study was to monitor the workflow of German obstetrician-gynecologists (OB/GYN) through an objective, computer-based task analysis. In addition several psycho-social values determining work satisfaction were assessed through a questionnaire. The results of OB/Gyns in Universities and those who work in privat/municipal hospitals were compared. Furthermore the impact of quantified workload on junior physicians’ worksatisfaction was analyzed. This study represents one of the few studies that investigate the effect of hospital ownership on physicians work situation. The findings provide an informative basis to find solutions improving physicians' work at German hospitals. The results revealed severe deficits in residents’ working conditions. Physicians’ role is predominantly administrative and clearly centered around indirect patient care such as writing a discharge letter or charting. Only a short time is spent on direct patient treatment. The workflow turned out to be very chaotic. Physicians must multitask and manage tasks despite frequent interruptions. All of these factors can lead to increased stress at work as residents are pressed for time and forced to work longer working hours. Reorganization of job tasks and administrative duties would be required to decrease medical workload. According to our results the means of work satisfaction did not differ significantly between the different hospital ownership types. There were found significant correlations between work satisfaction and life satisfaction, scope for decision-making, self-efficacy, optimism and satisfaction with the work environment. These findings suggest that physicians' satisfaction depends less on hospital ownership and more on general work-characteristics. The importance of the interplay between psychosocial working conditions and residents’ job satisfaction was demonstrated.