Kurze Zeit nach der Entdeckung der Röntgenstrahlen durch Wilhelm Conrad Röntgen 1895 wurden über die negativen Auswirkungen von Röntgenstrahlen auf den lebenden Organismus in Form von Strahlenschäden mit Todesfällen berichtet. Die Reduktion der Strahlenbelastung sowohl in der Human- als auch Veterinärmedizin wurden seit dem viel diskutiert. Die Aktualität des Themas setzt sich bis heute fort. Das Ziel der Untersuchung war es, in der Klinik für Pferde, Allgemeine Chirurgie und Radiologie der Freien Universität Berlin und bei niedergelassenen Tierärzten, die Strahlenexposition des veterinärmedizinischen Personals mit Hilfe von elektronischen Personendosimetern bei routinemäßigen Röntgenuntersuchungen des Pferdes zu bestimmen. Für den praktizierenden Tierarzt sollte eine repräsentative Job- Exposure-Matrix zur Abschätzung der Exposition an ionisierender Strahlung für jede einzelne Röntgenuntersuchung des Pferdes mit einer Verhaltensempfehlung im Umgang mit Röntgenstrahlen entstehen. Mit elektronischen Personendosimetern wurde bei 2429 Röntgenuntersuchungen die Strahlenexposition des Personals mittels 27554 Dosiswerten erhoben. Dosimetriert wurden alle die der Strahlenexposition ausgesetzten Personen („Schütze“, „Kassettenhalter“, „Pfleger“) bei routinemäßigen Röntgenuntersuchungen des Pferdes in der Klinik für Pferde der FU Berlin und bei drei niedergelassenen Tierärzten. Bestimmt wurde die Personen-Äquivalentdosis in einer Gewebetiefe von 10 mm (Hp(10)) in [µSv] für die Trageorte Schilddrüse und Gonaden vor der Bleischürze, Gonaden hinter der Bleischürze und die Füße. Die Personen-Äquivalentdosis in einer Gewebetiefe von 0,07 mm (Hp(0,07)) in [µSv] wurde an den Händen des „Kassettenhalters“ bzw. alternativ am mechanischen Kassettenhalter und an den Bleihandschuhen ermittelt. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie weisen darauf hin, dass die Strahlenbelastung des Personals am Körperstamm für die Röntgenuntersuchungen der distalen Gliedmaßen des Pferdes sowohl in der Klinik für Pferde der FU Berlin als auch bei den niedergelassenen Tierärzten gering ist. Die höchsten Dosiswerte für diese Röntgenuntersuchungen sind an den Füßen aller der Strahlenexposition ausgesetzten Personen zu erwarten. Die höchste Strahlenexposition (86 µSv) wurde bei den Röntgenuntersuchungen der distalen Gliedmaßen des Pferdes an den Füßen des „Kassettenhalters“ erfasst. Kommt es bei den Röntgenuntersuchungen zur Durchstrahlung größerer Volumina (Schulter, HWS, Rücken, Thorax, Becken, etc.) sind höhere Dosiswerte bei allen Personen anzunehmen. Die Dosiswerte der Personen für diese Untersuchungen variieren mit der geometrischen Anordnung des Personals zur Streustrahlenquelle und dem Primärstrahl. Bei den Personen und Trageorten, die der Streustrahlenquelle und dem Primärstrahl für die einzelne Röntgenaufnahme am nächsten sind, konnten für diese Aufnahmen die höchsten Strahlenexpositionen bestimmt werden. Das entspricht in den überwiegenden Fällen den Trageorten Schilddrüse und Gonaden bei den Personen „Schütze“ und „Pfleger“. Bei der Durchstrahlung größerer Volumina wird die entstehende Streustrahlung zu einem gewissen Teil vom umgebenden Gewebe absorbiert. Deshalb kann die ermittelte Dosis für den „Kassettenhalter“, der sich meist kaudal der geröntgten Region befindet, geringer sein als angenommen. An den Händen des „Kassettenhalters“ sind durch ein Arbeiten nahe am Primärstrahl sowohl für die Röntgenaufnahmen an den distalen Gliedmaßen als auch für die Aufnahmen der proximalen Gliedmaßen, am Kopf und Körperstamm des Pferdes die höchsten Dosiswerte zu erwarten. Eine Überschreitung der jährlichen Dosisgrenzwerte beruflich strahlenexponierter Personen der Kategorie A (RöV 2003) ist nicht zu befürchten. Voraussetzung für niedrige Dosiswerte ist ein Umgang mit ionisierenden Strahlen nach den Empfehlungen der RöV (2003) und der Richtlinie "Strahlenschutz in der Tierheilkunde“ (2005). Anhand der Studie konnte gezeigt werden, dass bei der Erzeugung von Röntgenbildern eine Strahlenexposition des veterinärmedizinischen Personals erfolgt. Diese kann, auch wenn sie noch so klein erscheint, potentiell eine stochastische Strahlenwirkung im menschlichen Organismus hervorrufen. Mit steigender Dosis nimmt die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten stochastischer Strahlenschäden zu. Bei Einhaltung des Standards im Umgang mit Röntgenstrahlen nach RöV (2003) und nach Empfehlung der Richtlinie "Strahlenschutz in der Tierheilkunde" (2005) ist davon auszugehen, dass das veterinärmedizinische Personal die für die heutige Praxis notwendige Röntgendiagnostik uneingeschränkt anwenden kann, ohne eine Gefährdung der Gesundheit befürchten zu müssen. Vorraussetzung ist allerdings, dass die notwendigen und vorgeschriebenen Schutzmaßnahmen eingehalten werden. Der Einsatz von EPD´s kann zur Erfassung der Strahlenexposition bei routinemäßigen Röntgenuntersuchungen in der Pferdepraxis positiv beurteilt werden. Die Dosimeter können am Körperstamm der Personen ohne eine Einschränkung ihrer Bewegungsfreiheit befestigt werden. Die ermittelten Dosiswerte sind sofort abzulesen und können einer Röntgenuntersuchung zugeordnet werden. Das Ablesen von Tages-, Wochen- und Monatsdosen ist möglich. Die Messdaten liegen in elektronischer Form vor, sind schreibgeschützt und nicht veränderbar. Die Ergebnisse der EPD´s sind mit denen von TLD´s vergleichbar.
Shortly after the discovery of x-rays by Wilhelm Conrad Röntgen in 1895 first reports of detrimental side effects, i.e. death, on living organisms were reported. Ever since the reduction of the exposure to ionizing radiation has been a topic of discussion in human as well as in veterinary medicine. It is still an up to date topic. The aim of the research is to clarify the exposure to ionizing radiation in veterinary staff during routine x-ray examinations of horses at the “Klinik für Pferde, Allgemeine Chirurgie und Radiologie der Freien Universität Berlin” and at other equine practices. The radiation exposure was measured by using electronic personal dosimeters (EPD). The goal was to create a representative job-exposure-matrix for equine practitioners for each type of x-ray examination, as well as a guideline for working with x-rays. Electronic personal dosimeters were used in 2429 x-ray examinations to determinate the exposure of the staff in 27554 single dosage readings. Dosage readings were taken on all persons who were exposed to radiation (“x-ray shooter”, “cassette holder”, “groom”) at the “Klinik für Pferde der FU Berlin” and at three other equine hospitals. The personal-equivalent-dose [μSv] was measured in 10 mm (Hp(10)) tissue depth. Dosimeters were attached over the thyroid gland, gonads (before the lead apron), gonads (behind the lead apron) and the feet. The personal-equivalent-dose [μSv] in a tissue depth of 0,07 mm (Hp(0,07)) was measured on the hands of the cassette holder or on mechanical cassette holders and on the lead gloves. Results show that the exposure to radiation at the torso of staff of the “Klinik für Pferde der FU Berlin” as well as the other clinics while x-raying the equine distal limb is low (median lies below 2 μSv). Highest doses are expected at the feet of all exposed persons. An exposure of 86 μSv was detected at the feet of the “cassette holder” during x-ray examinations of the equine distal limb. Higher dosage- counts on all persons are expected while x-raying larger volumina such as shoulder, neck, back, thorax and pelvis. The doses varied with the geometric arrangement of the persons to the primary x-ray field and the source of scatter radiation. Dosimeters placed by the thyroid gland and the gonads on the “groom” and the “x-ray shooter” showed that the persons nearest to the different radiation sources had the highest exposure to radiation during examination. While taking radiographs of larger volumina, the scatter radiation is partially absorbed by surrounding tissue so that the “cassette holder”, who mostly stands caudally of the x-rayed region, is lower than assumed. The hands of the “cassette holder” are close to the primary x-ray field during x-ray examinations of the equine distal limb, head, and torso, so that the highest dosage readings should be expected here. Exceeding the annual dosage-borderlines through persons professionally exposed to radiation (category A (RöV 2003)) is unlikely. For low-dose measurement results the careful handling of ionizing radiation according to the “Strahlenschutz in der Tierheilkunde” guidelines (2005) is required. This study is able to show that veterinary staff is exposed to radiation during x-ray examinations. This exposure, even if very low, can lead to stochastic health effects of radiation in the human body. Rising dosages make stochastic health effects of radiation more likely. Applying the standards of precaution while dealing with radiation according to the RöV (2005) and the “Strahlenschutz in der Tierheilkunde” guideline (2005) no negative effects on health should occur in veterinary practice. The evaluation of using EPD´s to measure radiation exposure in equine practice is positive. EPD´s can be worn at the torso without hindering movement. Dose readings can be viewed immediately and linked to a certain x-ray examination. Daily, weekly and monthly dosage readings are possible. The results are in an electronic, non-changeable form. Results are comparable to those of TLD´s.