Klassenklima ist zugleich ein individuelles und kollektives Phänomen. Es wird angenommen, daß das Klima wesentliche Effekte auf die Selbstkonzeptentwicklung ausübt. Da das Selbstkonzept ein sehr breites Konstrukt ist, sind die Befunde jedoch nicht eindeutig. In der vorliegenden Untersuchung wurden daher mit den schulischen, sozialen und allgemeinen Selbstwirksamkeitserwartungen präzise definierte selbstbezogene Kognitionen analysiert. Im theoretischen Teil dieser Arbeit wurde ein Rahmenmodell der Klima-Wirkung entwickelt. Nach diesem Rahmenmodell ist ein Klima, das die Selbstwirksamkeitsentwicklung von Schülern fördert, durch individualisierte Lehrer-Schüler-Beziehungen und durch supportive Schüler-Schüler-Beziehungen gekennzeichnet. Es wird hier als Mastery-Klima bezeichnet. Zur Untersuchung der empirischen Hypothesen wurde auf die Stichprobe des Modellversuchs Verbund Selbstwirksamer Schulen zurückgegriffen. An dem bundesweiten Modellversuch nahmen zehn Schulen mit ihrer Sekundarstufe teil. Zu den Ergebnissen zählt auch der Befund, daß das Klima in Schulen der neuen Bundesländer weniger günstig ausfiel und zwar insbesondere dann, wenn das Kollegium überdurchschnittlich alt war. In Schulen der alten Bundesländer war das Gegenteil der Fall. Eine Verbesserung des individuell erlebten Mastery-Klimas führte zu einer deutlich positiveren Selbstwirksamkeitsentwicklung. Zugleich zeichnete sich in Klassen mit ausgeprägtem Mastery-Klima eine günstigere Selbstwirksamkeitsdynamik ab: Transferprozesse dominierten, und die Schüler konnten sich eher entfalten. Die Analyse von Mediator-Modellen auf Schüler- und Klassenebene zeigte, daß Mastery-Klima und Selbstwirksamkeitserwartungen vor allem das psychische und physische Befinden der Schüler vorhersagten. Zudem zeigten sich interessante Unterschiede zwischen den Ebenen. So berichteten Mädchen im Vergleich zu den Jungen ihrer Klasse zwar von mehr körperlichen Symptomen, das kollektive Befinden von Klassen mit höherem Mädchenanteil stellte sich aber besser dar.
Classroom climate is both an individual and a group phenomenon. It has been assumed that classroom climate has a significant effect on the development of self-concept but the results are not clear. Therefore, the present study examined the precise defined school-related, social, and generalised perceived self-efficacy. A theoretical model for the effect of classroom climate has been elaborated. According to the theoretical model, mastery climate supports the development of perceived self-efficacy. In short, mastery climate is characterised by individualised and supportive relationships between students and teachers. Ten German schools were investigated to examine the hypotheses according to the theoretical model. The analyses showed that the classroom climate was less positive in schools from the eastern part of Germany, especially if the teaching staff was older than average. In contrast, the opposite applied for the western part of Germany. The increase of the perceived mastery climate had a significant positive effect on the development of self-efficacy. In addition, the self-efficacy dynamic was improved for classes with a high degree of mastery climate: Transfer processes were dominant within these classes and the personality of the students profited remarkable. The analysis of mediator variables on student and classroom level clarified that mastery climate also had a positive impact on the well-being through perceived self-efficacy. The multilevel analyses revealed differences between the student and the classroom level. For example, girls reported more symptoms than boys within their classes, but the well-being on group level was improved for classes with a high percentage of girls.