Problemstellung Die Schwangerschaft stellt eine sensible Phase im Leben einer Frau dar. Der Organismus bereitet sich durch organische, hormonelle und immunologische Anpassungsprozesse auf die Entwicklung des Kindes vor. Häufig ergeben sich in dieser Phase Schwangerschaftskomplikationen leichter aber auch schwerer Art, wie Aborte etc., deren Ursache häufig nicht medizinisch erklärbar ist. Es ist anzunehmen, dass hier psychosoziale Belastungsfaktoren, wie Stress, entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung des Fötus haben, zumal die biologischen Abläufe im Körper ebenfalls durch Stress Veränderungen erfahren können. Ziel der Studie war es, ein Messverfahren (Screeninginstrument) zu entwerfen und zu evaluieren, das geeignet ist, Zusammenhänge zwischen psychosozialen Belastungen und Schwangerschaftskomplikationen aufzuzeigen. Mit dem Nachweis eines Zusammenhangs könnte der Stresslevel schwangerer Frauen als prognostischer Faktor für Schwangerschaftskomplikationen gemessen werden, damit Ärzte künftig Frauen mit erhöhtem Stresslevel frühzeitig erkennen, behandeln und so möglicherweise Schwangerschaftskomplikationen verhindern können. Das entwickelte diagnostische Instrumentarium setzt sich aus verschiedenen normierten -sowie in der Forschung und Praxis etablierten - Fragebögen zusammen, die potentielle psychosoziale Belastungen erfassen, welche mit einem erhöhten Risiko von Schwangerschaftskomplikationen einhergehen könnten. Der Fragebogen „Psychosoziale Befindlichkeit in der frühen Schwangerschaft“ besteht aus einem ersten Abschnitt, in welchem die allgemeinen medizinischen und demographischen Angaben erhoben werden und einem zweiten Teil, mit den ausgewählten standardisierten Instrumenten, wie dem PSQ für Stresswahrnehmung, dem Depressions- und Angst-modul PHQ-D und GAD-7, dem PFB für die Einschätzung der Partnerschaft in Bezug auf Zärt-lichkeit, Gemeinsamkeiten, Kommunikation und Streit, dem F-SoZu für die Erhebung sozialer Unterstützung, dem GSF zu Schwangerschaftseinsstellungen und -ängsten, sowie dem MEL zur Erfassung von Lebensereignissen. Neun Monate später wurden die Frauen in Form eines zweiten Fragekatalogs zum Ausgang der Schwangerschaft befragt. Der hierfür entworfene Fragebogen erfasst allgemeine Angaben zum Schwangerschaftsverlauf und enthält die Fragen zu aufgetretenen Komplikationen. Die Arbeitshypothese war, dass mit dem entwickelten Instrument ein erhöhter Stresslevel identifiziert und sein Vorhersagewert auf Schwangerschaftskomplikationen nachgewiesen werden kann. Methoden Zur Evaluierung des Instrumentes wurde eine prospektive Längsschnittuntersuchung durchgeführt. 197 schwangere Frauen im ersten Trimenon beantworteten den entwickelten Fragebogen zu psychologischen und sozialen Faktoren, um die vor und während der ersten Schwangerschaftswochen aufgetretenen Belastungslevels zu erfassen. Neun Monate später wurden die Frauen mit dem zweiten Fragenkatalog zum Ausgang der Schwangerschaft und den während der Schwangerschaft aufgetretenen Komplikationen befragt. Um eine möglichst große Resonanz auf die zweite Befragung zu bekommen und die Antworten der Frauen medizinisch zu präzisieren, wurden zusätzlich auch die behandelnden Ärzte zum Outcome ihrer Patientinnen interviewt. Anhand einer Regressionsanalyse wurden die kategorisierten Belastungslevel (niedrig, mittel, hoch) der einzelnen Konstrukte in Zusammenhang mit dem Schwangerschaftsoutcome gesetzt und die Vorhersagewerte berechnet. Dazu wurde der Schwangerschaftsoutcome in komplikationslose Schwangerschaften und Schwangerschaften mit Komplikationen kategorisiert. Ergebnis Die vorliegende Untersuchung konnte mit dem verwendeten Messinstrument keinen signifikanten Vorhersagewert von Stress auf Schwangerschaftskomplikationen nachweisen. Bei der Mehrzahl der Fragen, insbesondere auch bei der allgemeinen Stresswahrnehmung dem PSQ, wurden keine Zusammenhänge gemessen. Punktuell gab es bei einzelnen Unterskalen allerdings signifikante Werte. Dies traf bei der Fragestellung zu Planung der Schwangerschaft, Arbeitsbelastung, sozialen Unterstützung, Selbstwirksamkeit, Geburtsängste und Einstellung gegenüber der Schwangerschaft zu. Die negativen Auswirkungen von zu hoher Arbeitsbelastung, mangelnder sozialer Unterstützung, sowie einer negative Einstellungen zur Schwangerschaft, sind nachvollziehbar. Irritierend ist allerdings, dass die Mehrzahl der anderen abgefragten psychosozialen Belastungen, wie zum Beispiel allgemein wahrgenommene Stressbelastung, Partnerschaftsdefizite, belastende Lebensereignisse und Depressionen, die ebenso einen negativen Zusammenhang vermuten lassen, keine Zusammenhänge zeigen. Schlussfolgerung Das verwendete Messverfahren zur Quantifizierung von Stress eignet sich nach den vorliegenden Ergebnissen nicht dazu, Schwangerschaftskomplikationen vorherzusagen, um frühzeitig eine entsprechende Behandlung der Frauen einzuleiten. Obwohl einzelne Unterskalen signifikante Zusammenhänge zwischen psychosozialen Belastungsfaktoren und Schwangerschaftskomplikationen aufzeigen, ergibt sich insgesamt kein zuverlässiges Gesamtbild. Die Frage, ob ein Zusammenhang besteht, lässt sich zwar vermuten, aber mit den uneinheitlichen Ergebnissen dieser Studie nicht eindeutig klären. Damit stellt sich die Frage, ob die Messung von Stress mit selbstquantifizierenden Fragebögen eine geeignete Methode darstellt, oder die Ursachenentstehung von Schwangerschaftskomplikationen ein Konstrukt aus komplexen Faktoren ist, die so nicht messbar sind. Die vor allem in der Psychologie verwendeten standardisierten Fragebögen ermöglichen sicherlich die Messung eines Stresslevels. Die Frage ob, dieser Stress allerdings positiv oder negativ empfunden wird, wie er in Wechselwirkung mit dem individuellen, schwangeren Organismus der Frauen steht, beinhaltet eine Komplexität, die eventuell nur begrenzt durch Fragebögen zur Selbsteinschätzung erfasst werden kann. Die Einbeziehung biologischer Parameter könnte als eine alternative Methode eindeutigere Er-gebnisse liefern. Es hat sich bewiesen, dass die Einwirkung von Stress zu einem Ungleichgewicht der endokrinologischen, immunologischen und nervalen Parameter führt. So könnte zum Beispiel die Bestimmung des Cortisolspiegels oder des Progesteronspiegels in Kombination mit einer angepassten fragebogenbasierten Erhebung konkretere medizinisch verwendbare Ergebnisse liefern.
Problem Pregnancy is a sensitive period in the life of a woman. Changes occur to organic, hormonal, and immunologic processes of adaptation prior to the development of the birth of the child. Complications often arise at this stage of pregnancy, such as abort, whose cause is often not medically explainable. It is assumed that psychosocial stress factors such as stress, have a decisive influence on the development of the fetus, especially the biological processes in the body can also be affected by stress. The aim of this study was to develop a measuring method (screening instrument) and to evaluate its efficiency to show correlations between psychosocial stress and pregnancy complications. With the evidence of an association the stress levels of pregnant women could be measured as a prognostic factor for pregnancy complications, so that in the future physicians could recognize women with high levels of stress, treat and prevent possible pregnancy complications. The developed diagnostic tool consists of in research and practice established questionnaires to capture the potential psychosocial stress, which could be associated with an increased risk of pregnancy complications. The questionnaire "Psychosocial well-being in early pregnancy" includes a first section in which the general medical and demographic information is collected and a second part, with the selected standardized instruments, such as the PSQ for stress perception, depression and anxiety module PHQ D and GAD-7, the PFB for the assessment of the partnership in terms of tenderness, common, communication and conflict, the F-Sozu for the collection of social support, the GSF to pregnancy One´s outlook and fears, and the MEL for the detection of life events. Nine months later, the women were interviewed in the form of a second questionnaire on the outcome of pregnancy. The purpose-designed questionnaire collected general information on the pregnancy and contains questions about the complications that occurred. The working hypothesis was that the developed instrument can identify an increased level of stress and its predictive value can be demonstrated to pregnancy complications. Methods For evaluation of the instrument, a prospective longitudinal study was conducted. 197 pregnant women in the first trimester responded to the developed questionnaire for psychological and social factors, in order to capture stress levels before and during the first weeks of pregnancy occurring.. Nine months later the women were questioned with the second questionnaire about the outcome of their pregnancy and any pregnancy complications that occurred. To get a maximum audience at the second interview and to clarify medically the responses of women, the treating physicians were also interviewed to their patients' outcome. Using a regression analysis, the categorized exposure levels(low, medium, high) set the individual constructs in relation to the pregnancy outcome and calculates the forecast values. The pregnancy outcomes have been categorized in uncomplicated pregnancies and pregnancies with complications. Result In this study the used measurement instrument could not show a significant predictive value of stress on pregnancy complications. The majority of questions, including the PSQ, the general perception of stress, did not show correlations. There were certain points in each sub-scale which showed significant values. This was true when asked to comment on planning pregnancy, work stress, social support, self- efficacy, anxiety and attitudes toward birth pregnancy. The negative effects of excessive workload, lack of social support, and negative attitudes towards pregnancy are understandable. Irritating was that the majority of the listed psychosocial stress factors, such as commonly perceived stress, partnership deficits, stressful life events and depression, which can also suggest a negative relationship show no correlation. Conclusion The measuring method for the quantification of stress is, in accordance with the present results, not able to predict pregnancy complications, and to initiate appropriate treatment of women. Although individual subscales showing significant associations between psychosocial stress factors and pregnancy complications, there is no reliable overall picture. It can be suspected, that there is a connection, however it does not explain the inconsistent results of this study. This raises the questions whether the measurement of stress with self quantifying questionnaires is an appropriate method to determine the cause of pregnancy complications. There are likely complex factors that are not measurable. Standardized questionnaires, used primarily in psychology, certainly allow the measurement of stress levels. The question is whether stress is perceived positively or negatively and how stress interacts with the individual organism of the pregnant women includes a complexity that can possibly be detected only in a limited way by self-assessment questionnaires. The inclusion of biological parameters could be an alternative method to provide clearer results. It has been shown that exposure to stress, leads to an imbalance of the endocrine, nervous and immunological parameters. Thus, for example, the determination of cortisol or progesterone in combination with an adapted questionnaire based survey may provide more specific medically usable results.