Soziale Interaktionen stellen einen wesentlichen Bestandteil menschlicher Existenz dar. Die dem Denken, Fühlen und Handeln im sozialen Kontext zugrunde liegenden neuronalen Korrelate zu erforschen, ist das Ziel des neuen Forschungsfelds der sozialen Neurowissenschaft. Dabei konnte durch eine Vielzahl von Studien ein reproduzierbares Netzwerk unterschiedlicher Gehirnregionen identifiziert werden, zu denen unter anderem auch der temporoparietale Kortex, der Gyrus fusiformis und die Amygdala gehören. Die genaue Charakterisierung der Funktion der einzelnen Teile dieses Netzwerks ist jedoch Gegenstand intensiver Debatten. Hinsichtlich des temporoparietalen Kortex wird darüber gestritten, ob der durch verschiedene sozial-kognitiven Aufgaben in dieser Gehirnregion hervorgerufenen Aktivität ein singulärer gemeinsamer sozial-kognitiver Prozess entspricht. Eine mittels funktioneller MRT durchgeführte Analyse der Aktivierungskarten von drei verschiedenen sozial-kognitiven Aufgaben widerspricht dieser Konzeption und lässt ein neues zwei-stufiges Prozessmodell wahrscheinlicher erscheinen. Hinsichtlich des Gyrus fusiformis wird debattiert, ob Veränderungen in dieser Gehirnregion eine pathophysiologische Rolle bei Störungen sozialer Kognition wie der Autismus Spektrum Störung zukommt. Eine auf Basis struktureller MRT Daten durchgeführte Untersuchung zeigt, dass bei Patienten mit Autismus Spektrum Störung eine Kortexverdickung des Gyrus fusiformis mit Schwierigkeiten bei der Emotionserkennung zusammenhängt und dass dabei auch eine reduzierte Verknüpfung mit der Amygdala von Bedeutung ist. Da die Untersuchung neuronaler Strukturen immer nur so gut sein kann, wie die Konzeptualisierung der entscheidenden kognitiven Prozesse, wurde außerdem ein neuer multidimensionaler Test entwickelt zur Bestimmung der Empathiefähigkeit, als einer grundlegenden sozial-kognitiven Funktion. Die Erprobung an Patienten mit Asperger Syndrom ergab, dass diese im Vergleich zu einer Kontrollgruppe zwar über ein verringertes Maß kognitiver Empathie verfügen, die emotionale Empathie aber gänzlich unbeeinträchtigt ist.
Social interactions are an integral part of human existence. The goal of the new research field of social neuroscience is to investigate the neuronal correlates of thinking, feeling and acting in a social context. Numerous studies could identify a reproducible network of different brain regions with the temporoparietal cortex, the fusiform gyrus and the amygdala forming part of it. The exact characterization of the function of constituent parts is a matter of intense debate. Concerning the temporoparietal cortex the question is whether the neuronal activity evoked by different social cognitive tasks represents a common process. An analysis of fMRI activation patterns of three different social cognitive tasks rejects this conception. Instead, a two-stage process model seems more probable. With regard to the fusiform gyrus the question is if alterations in this brain region play a pathophysiological role for disorders of social cognition such as the autism spectrum disorder. A study of structural MRI data shows that for patients with this disorder an increase in cortical thickness of the fusiform gyrus relates to difficulties in emotion recognition. In this context, a reduced connectivity between the fusiform gyrus and the amygdala appears to be important. Since a meaningful investigation of neuronal structures depends on a precise conceptualization of pertinent cognitive processes, a new multi-dimensional test was developed for the measurement of empathy – a fundamental social cognitive function. The application of this test to patients with Asperger syndrome revealed reduced cognitive empathy yet unimpaired emotional empathy in comparison to a control group.