Bei der Mast von Puten unter intensiven Haltungsbedingungen wird ein großer Teil der Ver-luste durch Beinschäden und Bewegungsstörungen verursacht, die weitläufig als Bein-schwäche bezeichnet werden. Krankheiten, die unter diesem Begriff zusammengefasst wer-den, stellen sowohl aus ökonomischen als auch tierschützerischen Gesichtspunkten ein gro-ßes Problem dar. Der Terminus Beinschwäche-Syndrom wird als Sammelbegriff für ätiolo-gisch unterschiedliche Erkrankungen an den Hintergliedmaßen mit einer ähnlichen Sympto-matik benutzt. Als Ursachen werden neben einer genetischen Disposition durch einseitige Selektion auf hohe und schnelle Wachstumsraten, ernährungsphysiologische Fehler, insbe-sondere Mangelzustände in der Vitamin- und Mineralstoffversorgung, Managementfehler und Umweltfaktoren angesehen. Auch bakteriell und viral bedingte Infektionen können zu Stö-rungen an den Hinterextremitäten führen. In den Versuchen 1 (Wildputen, Haltungszeitraum 24 Wochen) und 2 (Linienvergleich 5 Mastputenlinien: leichte Linie Kelly Bronze, mittelschwere Linien BUT 9 und N 300, schwe-re Linien N 700 und BUT Big 6, Haltungszeitraum 22 Wochen) wurde der genetische Einfluss (Liniendisposition) auf das Vorkommen von Beinschäden untersucht. Im Versuch 3 (Fütte-rungsversuch BUT Big 6, Haltungszeitraum 20 Wochen) wurde angestrebt, über die Variati-on des Energiegehaltes und der Biotinkonzentration in den Rationen (Fütterungsgruppe A: 100% Energie + ca. 300µg Biotin, B: 80% Energie + ca. 300µg Biotin, C: 120% Energie + ca. 900µg Biotin) das Auftreten von Beinschäden zu beeinflussen. Bei allen Tieren wurden über den gesamten Haltungszeitraum Tierverluste und deren Ursachen, der allgemeine Gesund- heitsstatus der Herde und das Vorkommen von Beinveränderungen erfasst. Weiterhin wur-den in Abständen von 2 bzw. 4 Wochen zufällig Tiere entnommen und untersucht. An diesen Probentieren (Versuch 1: 56 Tiere, Versuch 2: 175 Tiere, Versuch 3: 132 Tiere) wurden er-fasst: Körpermasse, Sektionsbefunde, Beingesundheit und ausgewählte Knochenparameter [Länge, Masse von Femur (Fe) und Tibiotarsus (TT), Bruchfestigkeit des TT, histometrische Messungen an den Wachstumsplatten des TT]. Die Anschnitte der proximalen Knochenen-den des Fe und des TT wurden pathologisch-anatomisch und pathohistologisch untersucht. Klinisch waren über den gesamten Haltungszeitraum nur sporadisch Veränderungen in Form des Beinschwäche-Syndroms festzustellen. Dagegen konnten in repräsentativem Umfang bei den Probentieren subklinische Veränderungen in Form von tibialer Dyschondroplasie (TD) und Pododermatitis (PD) nachgewiesen werden. Daher konzentrierten sich die weiter-gehenden Untersuchungen auf diese beiden Erkrankungen. Zum Versuch 1 (Wildputen) kann zusammenfassend festgestellt werden, dass unter den vorgegebenen Versuchbedingungen klinisch keine Fälle von Beinschwäche auftraten. Bei den Sektionen der Probentiere ergaben sich keine Hinweise auf systemische Skelettstörun-gen. Veränderungen in Form von TD traten nicht auf. An den Fußballen konnte über den gesamten Haltungszeitraum eine als physiologisch anzusehende Hyperkeratose der Meta- tarsalballen beobachtet werden. Im Versuch 2 (Linienvergleich) traten Beinschäden klinisch nur sporadisch auf (0,7%). Die Knochenentwicklung ließ linienspezifische Unterschiede erkennen, ergab aber keine Hinwei-se auf pathologische Veränderungen. Alle Linien zeigten jedoch subklinisches Vorkommen von TD in hoher Anzahl. Unterschiede in der Häufigkeit und im Schweregrad zwischen den Linien waren statistisch nicht zu sichern. Tendenziell erkrankten Tiere der schweren Linien häufiger und an stärkeren Ausprägungsgraden der TD als Tiere der leichten Linien. Es konn-te ein altersabhängiges Auftreten der TD beobachtet werden. Erste Veränderungen waren zwischen der 4. und 8. LW sichtbar. Prävalenzhöhepunkt lag in der 16. LW mit 88% erkrank-ter Tiere. Zum Ende der Mast nahm die Zahl der Veränderungen wieder deutlich ab, was auf einen selbstlimitierenden Krankheitsverlauf schließen lässt. Zum Vorkommen von PD war festzustellen, dass Tiere schwerer Linien signifikant häufiger und mit signifikant schwereren Formen der PD erkrankten als Tiere leichter Linien. Im Fütterungsversuch (Versuch 3), Mastputen der schweren Linie BUT Big 6, traten klinische Fälle von Beinschwäche" ebenfalls nur sporadisch auf (0,3%). Unterschiede ergaben sich zum einen in den Mastendgewichten. Tiere mit reduziertem Energiegehalt (80% Energie) im Futter wogen bis zu 50% weniger als Tiere mit kommerziellem (100% Energie) oder erhöh-tem Energiegehalt (120% Energie). Zum anderen zeigten restriktiv gefütterte Tiere im Ge-gensatz zu den anderen beiden Fütterungsgruppen eine gleichmäßige Knochenentwicklung, angepasst an die Körpermassenzunahmen. Beim Auftreten der TD zeigte sich, dass die Tie-re aus den Gruppen mit höheren Körpergewichten bei kommerziellem oder erhöhtem Ener- giegehalt in der Ration tendenziell häufiger und mit signifikant höheren Schweregraden an TD erkrankten als Tiere mit geringeren Körpergewichten bei energiereduzierter Fütterung. An PD erkrankten Tiere mit gleichzeitiger Erhöhung von Biotin (ca. 3fache Menge) und Energie (120% Energie) im Futter trotz der höheren Körpermassen signifikant weniger und mit signifikant geringeren Ausprägungsgraden als leichtere Tiere mit kommerziellem Gehalt an Biotin und Energie im Futter. Bei beiden untersuchten ätiologischen Einflüsse, genetische Disposition und Fütterung, scheinen für die Ausbildung der TD hohe Wachstumsraten und eine frühe Körpermasseent-wicklung eine pathogenetische Bedeutung zu besitzen, während bei der PD u. a. der Bio-tinstatus eine wichtige Rolle spielt. Weitere Einflüsse von Umwelt (Stallklima, Jahreszeit usw.) und Management (Einstreuqualität, Besatzdichten usw.) auf die Beingesundheit sind zu berücksichtigen.
In today s intensive turkey production, leg disorders are still a major cause of economic loss. These disorders are also important under animal welfare aspects. Most diseased poults are unable to walk. Diseases come along with acute and chronic pain of the affected birds, fol-lowed by cannibalism. Many etiological different diseases were combined under the terminus "leg weakness syndrome". As causes for the occurrence of leg disorders, different factors such as genetic disposition, rapid growth, food composition, mismanagement and environ-mental stress are to be assumed. In addition bacterial or viral infections can also lead to leg weakness. Numerous experiments were conducted to investigate influences on the cause of leg weakness. The experiments were structured into 3 trials: Trial 1: Canadian wild-type turkeys, rearing period 24 weeks Trial 2: 5 commercial meat-type turkey lines, light line Kelly Bronze, two middle weight lines Nicholas (N) 300 + BUT 9 and two heavy lines N 700 + BUT Big 6, rearing period 22 weeks Trial 3: BUT Big 6, rearing period 20 weeks Trial 1 and 2 carried out to investigate the genetic influence on the occurrence of leg weak-ness. Trial 3 was conducted to research the effect of dietary influences on the frequency and severity of leg disorders. Therefore the dietary was cut into two different energy levels and two different biotin concentrations. In all trials mortality, morbidity and the causes and the occurrence of leg weakness syndrome were investigated. In various intervals of two to four weeks a randomly selected sample of 56 birds (trial 1), 175 birds (trial 2) and 132 birds (trial 3) were examined. The following data was collected: body weight, autopsy findings and leg healthy as well as bone parameters length, weight from femur (Fe) and tibiotarsus (TT), breaking strength of TT and histometric measurements of the growth plate of TT. The proximal ends of TT were investigated with pathological-anatomical and pathohistological techniques. During the whole rearing period clinical signs of leg weakness syndrome were detected only sporadically. In contrast a representative number of the examined birds showed subclinical indications of tibial dyschondroplasia (TD) and pododermatitis (PD). Seeing that the ad- vanced investigations were made to characterize these both disease. During the whole rearing period of 24 weeks, the Canadian wild turkeys (trial 1) showed un-der the applied test conditions no clinical signs of leg weakness, no pathological changes or posture abnormalities of the extremities, no pathological findings of the growth plate of the tibiotarsus, especially no TD lesions. The footpads showed physiological hyperkeratosis of the reticulate scales and no signs of pododermatitis. Only 0.7% of the commercial meat-type turkey lines (trial 2) showed leg disorders. The ob-servation of TD showed that all five different meat-type turkey lines had a high prevalence of subclinical TD lesions. The observation didn't show significant differences between the lines and there was no correlation between body weight, turkey line and frequency of TD lesions. In regard to frequency and severity of TD it was observed that the light weight lines had less severe grades of TD than did the heavier weight lines. The occurrence of TD lesions showed an age-related development. First sporadic TD lesions appeared between 4 and 8 weeks of age and their frequency peaked at 16 weeks. At this age 88% of all turkeys showed subclini-cal TD lesions. This peak was followed by a noticeable decline in number and size of the lesions until 22 weeks of age. Only 32% of poults at this age still had TD lesions, an evi-dence that this condition is partially self-limiting and reparable. The results of the investiga-tions on footpad dermatitis showed: poults from heavy turkey lines had significant more po- dodermatitis and with severe grade than light-weight turkey lines. The BUT Big 6 (trial 3) showed leg weakness in 0.3% of the cases. On one hand differences were noticed by body weight. At the end of investigations poults with restricted energy level had more than 50% less body weight than poults with commercial or high energy level. On the other hand the restrictive fed birds showed in contrast to the other feeding groups a more constant bone development in association to the body weight development. The occurrence of TD revealed that a decrease in energy level of the feeding rations led to a decrease in frequency and severity of TD in meat-type turkeys. Poults from heavy poults with commercial or high energy level showed more subclinical TD lesions and with significant severe grades of TD as lighter poults with a low energy level. The results of the observations to PD repre-sented that a higher biotin and energy concentration in the food could reduce the frequency and the severity of PD significantly in spite of the higher body weight of these poults. Based on the trials it can be concluded that several factors like genetic selection as well as energy and biotin in the food can take an influence on the occurrence and severity of tibial dyschondroplasia and pododermatitis. There is evidence that the development of TD lesions depends on high growth rates and high genetic body weights. Against the appearance of PD showed a high correlation to the biotin concentration in the food composition. Furthermore it appears that other factors like stable conditions, season and mismanagement like stocking density and litter material have an influence on the leg healthy too.