Ziel: Ziel der vorliegenden Studie war es, erstmals bevölkerungsbezogene Daten zur Prävalenz des Migräne-Schwindels (MiS) nach definierten diagnostischen Kriterien mit validierten neurootologischen Interviews zu erheben sowie Risikofaktoren, Krankheitsverlauf, psychosoziale Folgen und medizinische Versorgung der Betroffenen zu untersuchen. Methoden: Wir haben eine repräsentative Stichprobe (n = 4869) der Erwachsenen Allgemeinbevölkerung Deutschlands auf mäßig starken oder starken Schwindel gescreent und sie anschließend zu einem neurootologischen telefonischen halbstandardisierten Interview eingeladen (n = 1003). Der MiS wurde anhand folgender Kriterien diagnostiziert: (1) rezidivierender vestibulärer Schwindel; (2) Migräne- Kopfschmerzen nach den Kriterien der International Headache Society; (3) spezifische Migränesymptome während mindestens zwei Schwindelattacken (Migräne-Kopfschmerzen, Photophobie, Phonophobie oder Migräne-Auren; (4) kein Hinweis auf eine andere Ursache des Schwindels. In einer parallel durchgeführten Validierungsstudie (n=61) hatten die Interviews eine Sensitivität von 84% und eine Spezifität von 94% für vestibulären Schwindel sowie eine Sensitivität von 81% und eine Spezifität von 100% für Migräne nach den IHS Kriterien. Die Lebenszeitprävalenz für vestibulären Schwindel betrug 7,4% und die 12-Monats-Prävalenz bei 4,9%. Für MiS betrug die Lebenszeitprävalenz 0,98% (95% KI 0,70-1,37) und die 12-Monats-Prävalenz 0,89% (95% KI 0,62-1,27). Spontanen Drehschwindel berichteten 67% der Teilnehmer mit MiS, während 24% lageabhängigen Schwindel hatten. Nur 24% erlebten immer Migräne-Kopfschmerzen mit Schwindel. In der multivariaten Analyse mittels logistischer Regression waren bei Teilnehmern mit MiS im Vergleich zu einer schwindelfreien Kontrollgruppe mit Migräne die meisten untersuchten Faktoren (Alter, Geschlecht, Schulbildung, Migräne-Aura, Schlaganfall, Diabetes, Body Mass Index, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung und Depression) nicht signifikant mit MiS assoziiert. Einzig für die koronare Herzkrankheit wurde überraschenderweise eine statistisch signifikante Assoziation. Die gesundheitsbezogene Lebensqualität gemessen mit dem SF-8 Fragebogen zeigte in allen Subskalen eine geringere Lebensqualität für Patienten mit MiS im Vergleich zu einer schwindelfreien Kontrollgruppe. Zwei Drittel der Betroffenen nimmt ambulante medizinische Versorgung in Anspruch aber nur bei 20% wurde die korrekte Diagnose gestellt. Schlussfolgerungen: Der Migräne- Schwindel ist eine häufige aber unterdiagnostizierte Erkrankung in der Allgemeinbevölkerung und stellt eine erhebliche Belastung für die Betroffenen und das Gesundheitssystem dar.
Objective: To investigate the epidemiology of migrainous vertigo (MV) in the general population by assessing the prevalence, clinical features, co morbid conditions, quality of life, and health care utilization. Methods: We screened a representative sample of the adult population in Germany (n=4,869) for moderate or severe dizziness/vertigo and followed up with validated neurotologic telephone interviews (n=1003). Diagnostic criteria for MV were as follows: 1. recurrent vestibular vertigo, 2. migraine according to the International Headache Society, 3. migrainous symptoms during at least two vertiginous attacks (migrainous headache, photophobia, phonophobia, or aura symptoms) and 4. vertigo not attributed to another disorder. In a concurrent validation study (n = 61) the interviews had a sensitivity of 84% and a specifity for 94% for vestibular vertigo and 81% and 100% for migraine. Results: The lifetime prevalence of MV was 0.98% (95% CI 0.70 to 1.37), the 12-month prevalence 0.89% (95% CI 0.62to 1.27). Spontaneous rotational vertigo was reported by 67% of participants with MV while 24% had positional vertigo. Twenty-four percent always experienced headaches with their vertigo. Logistic regression analysis comparing participants with MV with dizziness-free migraineurs showed an independent association with coronary heart disease but not with sex, age, migrainous aura, education, stroke, hypertension, hyperlipidemia, body mass index, or depression. Age-adjusted health quality of life scores (SF 8 Health Survey) were consistently lower in participants with MV compared to dizziness-free controls. Two thirds of participants with MV consulted a doctor but only 20% of these were diagnosed with MV. Conclusions: Migrainous vertigo is relatively common but underdiagnosed in the general population and has considerable personal and healthcare impact.