Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Auswertung eines wissenschaftlichen Feldversuches zur oralen Immunisierung (o.I.) von Wildschweinen gegen Klassische Schweinepest (KSP) in Mecklenburg-Vorpommern. Das Immunisierungsgebiet wurde hierbei als Impfgürtel um das gefährdete Gebiet angelegt, wobei in bestimmten Bereichen in das infizierte Gebiet hinein immunisiert wurde. Teile der drei Landkreise Güstrow, Müritz und Ostvorpommern (OVP) mit jeweils verschiedenem Ausgangsstatus bezüglich der Verseuchung mit KSPV wurden hierbei näher untersucht. Gegenstand der Betrachtungen sind die ersten vier Immunisierungen, welche jeweils im Abstand von etwa einem halben Jahr erfolgten. Es wurden der Antikörperstatus von im Immunisierungsgebiet gestreckten Wildschweinen bestimmt sowie spezielle Organe auf das Vorhandensein von KSPV eingehend untersucht. Weiterhin wurde in ausgewählten Knochen des gestreckten Schwarzwildes der Nachweis von Oxytetracyclin (OTC) geführt, welches dem Köder als Markersubstanz beigegeben war. Nach einem vielversprechenden Beginn der o.I. mit Antikörperprävalenzen von 35,5% in der 1. Immunisierungsperiode (IP) bzw. 42,1% in der 2. IP kam es zu einem Rückgang der Antikörperbefunde auf zunächst 37,5% in der 3. IP und schließlich 27,1% in der 4. IP, dessen Ursachen diskutiert werden. Bei den Alttieren war der Anteil serologisch positiver Wildschweine ab der 2. IP relativ stabil. Er lag insgesamt zwischen 50 und 70%, wobei sich die in der 2. IP noch weit auseinander liegenden Werte von 33,3% adulter Antikörperträger im Landkreis (LK) Müritz und 88,9% derselben im LK Güstrow bis zur 4. IP hin allmählich anglichen. Nach den ersten vier IP waren von den Alttieren des LK Güstrow 72,7%, des LK Müritz 60% und des LK OVP 57,1% serologisch positiv. Bei den Überläufern wurden in der 2. und 3. IP Antikörperprävalenzen von ca. 50% gefunden, während sie in der 4. IP nur noch knapp 30% betrugen. Dieser Rückgang ist durch die schlechten Ergebnisse der o.I. im LK OVP mit nur ca. 18% serologisch positiven Überläufern verschuldet. Die größten Schwankungen sind bei den Frischlingen zu verzeichnen, die in der 1. und 3. IP Antikörperprävalenzen von ca. 40% aufwiesen (Ausnahme 3. IP in OVP mit nur 12%). Dagegen beeinträchtigen bei denen zum Zeitpunkt der Impfköderauslagen im Frühjahr noch neugeborenen Frischlingen eine Reihe von Faktoren die aktive Immunisierung, so daß in der 2. und 4. IP nur 3 bis 4% serologisch positiv waren. Trotz der rückläufigen Tendenz bei den Antikörperergebnissen gegen Ende der ersten vier Immunisierungsperioden konnte aber das Ziel, die Ausbreitung der KSP über den Immunisierungsgürtel hinaus zu verhindern, erreicht werden. Virusfunde traten während der o.I. in allen drei Landkreisen auf, doch nach der 4. Immunisierung waren die Landkreise Müritz und OVP virusfrei. Die Virusinzidenzen lagen über alle vier IP für den LK Güstrow bei 4,2%, für den LK Müritz bei 2,8% und für den LK OVP bei 1,3%. Insgesamt 64% der virologisch positiven Wildschweine waren Frischlinge. Die Anwendung des Markers OTC konnte in diesem Feldversuch nicht überzeugen und liefert nur einen gewissen Anhaltspunkt über Aussagen zur Herkunft der gefundenen Antikörper. Die o.I. wird als ein geeignetes Verfahren zur Erhöhung des Immunstatus im Bestand und zur Minderung des Infektionsdruckes im Rahmen der Bekämpfung der KSP beim Schwarzwild eingeschätzt. Sie ist allerdings mit hohem logistischen Aufwand verbunden und einer Reihe von Einflußfaktoren unterworfen, welche nicht immer ausgeschaltet werden können. Wesentlich ist, daß die o.I. nur zusammen mit einer verstärkten Bejagung der Wildschweine, vor allem der Frischlinge, effektiv ist. Vor allem in Gebieten mit sehr hoher Schwarzwilddichte ist ansonsten keine Verminderung des Infektionsdruckes und schnelle Beendigung des Seuchengeschehens zu erwarten. Als Ergänzung zum Feldversuch der o.I. wurden drei tierexperimentelle Untersuchungen durchgeführt, welche der Beantwortung von aufgetretenen Fragen zur Wirksamkeit der Immunisierung dienen sollten. Diese wurden an Hausschweinen durchgeführt. Ein Versuch beschäftigte sich mit der frühestmöglichen Feststellung des Auftretens von Antikörpern im Blut immunisierter Hausschweine bei gleichzeitiger Überprüfung der Impfvirusausscheidung. Ein Nachweis von KSPV- spezifischen Antikörpern ist danach frühestens in der 2. Woche nach o.I. zu erwarten, wobei alle Tiere erst gegen Ende der 3. Woche eindeutig positiv waren. Impfvirus wurde nur bei einem Tier am 7. d p.v. gefunden. In einem weiteren Versuch wurde die o.I. gleichzeitig mit einer intranasalen Infektion mit hochvirulentem KSPV in geringer Dosis durchgeführt. Während es bei einigen Hausschweinen zu einem milderen Verlauf der Schweinepest gegenüber der Kontrollgruppe kam, reagierten andere bei gleichzeitiger o.I. und Infektion wesentlich heftiger, erkrankten und verendeten früher als die Schweine der Kontrollgruppe. Im dritten Versuch kam ein schwachvirulentes Schweinepestvirusisolat aus unserem Immunisierungsgebiet zum Einsatz, welches ebenfalls zeitgleich mit dem oralen Impfstoff appliziert wurde. Bei den vakziniert-infizierten Hausschweinen der Versuchsgruppe traten lediglich kurzzeitig sehr milde, unspezifische klinische Symptome auf, während bei denen der Infektionskontrollgruppe neben abgemilderten respiratorischen und gastrointestinalen Symptomen bei zwei Tieren auch ein tödlicher Krankheitsverlauf mit bakteriellen Komplikationen zu verzeichnen war. Diese Laboruntersuchungen lieferten wertvolle Hinweise über bestimmte Abläufe, die bei oraler Immunisierung in einem infizierten Gebiet auftreten können bzw. zur erfolgreichen Seuchenbekämpfung beachtet werden müssen. Eine weitreichende Virusdiagnostik ist im Zusammenhang mit Immunisierungsmaßnahmen unbedingt erforderlich.
The current thesis deals with field studies on oral immunization of wild boar against classical swine fever (CSF) in Mecklenburg-Western Pomerania. The immunization zone was arranged as a cordon sanitaire around the defined infected area. In some regions immunization was done within infected areas as well. Parts of the three districts Güstrow, Müritz and Ostvorpommern with different status in the antigene incidence and antibody prevalence of the wild boar population were included in the studies. The evaluation of four immunization periods is the subject of this thesis. Immunizations were carried out every six months. Wild boar shot in the immunization cordon were investigated on their antibody response and some special organs were surveyed for virus of CSF thoroughly. Additionally different bones were examined for oxytetracycline (OTC), a marker contained in the bait matrix. After a very promising start with antibody prevalences of 35.5% in the first and 42.1% in the second immunization period (i.p.) we had to report a drop in antibody responses to 37.5% in the third and finally 27.1% in the fourth i.p.. The reasons of this development are discussed. From the second to the fourth i.p. the proportion of serological positive animals among adults was about 50 to 70%. Young wild boars showed antibody prevalences of about 50% in the second and third, but only about 30% in the fourth i.p. This drop is due to the bad results of only 18% serological positive young wild boars in Ostvorpommern. The fluctuations between the immunization periods were most conspicuous among the piglets. In the first and third i.p. the antibody prevalences were about 40%, but in the third i.p. only 12% in Ostvorpommern. At the time of the second and fourth i.p. in early spring some factors reduce the value of an active immunization in newborn piglets, for which reason only 3 to 4% of the piglets were serologically positive. Nevertheless we reached the main aim of the immunization, which was to prevent the spread of CSF beyond the cordon. In every district we found virus of CSF during the immunization periodes. The districts Müritz and Ostvorpommern were free of virus after the fourth immunization. The virus incidences were 4.2% in Güstrow, 2.8% in Müritz and 1.3% in Ostvorpommern. The main proportion of the virologically positive animals were represented by the piglets with 64%. We are not convinced of the usefulness of the OTC marker in these studies. It gives only little indication on the origin of antibodies. We regard oral immunization as a suitable method to improve the herd immunity and reduce risk of infection with CSF in wild boar. It needs a high logistic expenditure and is influenced by several factors. It is not possible to eliminate all of them. Both oral immunization and increased hunting of wild boar result in a reduced incidence of CSF. The intention is to eliminate the CSF epizootic faster this way. In addition to the field studies of oral immunization we carried out three animal experiments with domestic pigs to answer some of our questions on effectiveness of immunization. One experiment was about the first appearance of antibodies after oral immunization of domestic pigs against CSF and to detect the transmission or persistence of vaccine virus. A slight detection of antibodies was possible not before the second week, but clearly positive results were visible as late as 3 weeks after o.i. Vaccine virus could be found on day 7 p.v. in one piglet. In another one oral immunizaton and infection with a low dose of high virulent CSFV were carried out simultaneously. In vaccinated - infected domestic piglets we found both milder and more serious course of the disease with a faster deadly outcome then in piglets of the infection group. In the last experiment we used a low virulent CSFV isolate from the immunization area for simultaneous application with oral vaccine. In vaccinated - infected piglets clinical symptoms were very mild and short lasting, whereas two piglets of the infection group suffered from mild respiratory and gastrointestinal symptoms and one piglet died of CSF with bacterial complications. These investigations gave important clues on influences on oral immunization in a CSFV-infected population and on successful disease control. Thorough virus diagnostics is absolutely necessary in immunization areas.