Thema der Arbeit Diese Arbeit evaluierte die gesundheitsbezogene Lebensqualität von Menschen mit chronischer NNR-Insuffizienz in Deutschland. Fragestellung Ziele dieser Studie waren zum einen die Erfassung von wesentlichen Patientendaten, um gezielte Kategorisierungen vornehmen zu können. Gezielt wurde analysiert ob die gesundheitliche Lebensqualität sich bei Männern und Frauen, bei primär und sekundär an der NNR erkrankten Menschen, sowie bei Menschen mit adrenogenitalem Syndrom von der von gesunden Kontrollgruppen unterschied. In einem weiteren Schritt wurden die verschieden zurzeit in der Therapie eingesetzten Glukokortikoidpräparate (Hydrocortison, Prednisolon, Cortisonacetat) miteinander in Bezug auf die gesundheitliche Lebensqualität evaluiert. Ausgewertet wurde zudem, ob die tägliche Dosismenge vom Standardmedikament Hydrocortison und die Anzahl der täglichen Einnahmen an Tabletten Einfluss auf die körperlichen und physischen Beschwerden der Patienten hatten. In einem letzten Schritt wurde die Wirkung von DHEA auf die Lebensqualität bei Frauen mit NNR-Insuffizienz zu Frauen, die ohne DHEA therapiert wurden, verglichen. Methodik Mittels eines selbst entworfenen Fragebogens haben wir erwachsene Patienten, die überwiegend an den Universitätskliniken in Berlin und Würzburg betreut wurden, hinsichtlich Alter, Geschlecht, Symptome, Nebenerkrankungen, Medikamenteneinnahme und weiteren Fragen zur eigenen Person und dem Krankheitsbild schriftlich interviewt. Die Patienten erhielten ferner drei standardisierte Fragebögen (SF-36, GBB-24, HADS) zur Erfassung ihrer körperlichen und psychischen Verfassung. Die Ergebnisse wurden mit Kontrollwerten zur Normalbevölkerung verglichen. Insgesamt wurden Daten von 427 Patienten mit chronischer, also länger als ein Jahr bestehender NNR-Insuffizienz erhoben. Ergebnisse und Diskussion Insgesamt wurden 232 Patienten mit primärer NNR-Insuffizienz (58 Männer und 174 Frauen) und 195 Patienten mit sekundärer NNR-Insuffizienz (79 Männer und 116 Frauen) untersucht. Sowohl Patienten mit primärer wie sekundärer NNR-Insuffizienz zeigten bzgl. der gesundheitsbezogenen Lebensqualität wesentlich schlechtere Werte als geschlechts- und altersangepassten Kontrollgruppen. Oft mussten Patienten mehrere Ärzte aufsuchen, bevor ihnen die richtige Diagnose gestellt wurde. Nicht selten wurden dabei die Symptome zunächst als psychische und/oder gastrointestinale Krankheiten fehldiagnostiziert. Die Daten geben Hinweise darauf, dass eine frühzeitige Diagnostik einen wesentlichen positiven Einfluss auf den subjektiven Gesundheitsstatus hat, der sich auch noch nach Jahren unter Therapie zeigt. Die Beeinträchtigung des Gesundheitszustandes war dabei weitgehend unabhängig von zusätzlichen endokrinen und nicht-endokrinen Begleiterkrankungen. Frauen ging es dabei insgesamt noch schlechter als Männern. Auch Menschen mit einem adrenogenitalen Syndrom wiesen in vielen Aspekten einen reduzierten subjektiven Gesundheitszustand auf. Unsere Ergebnisse verdeutlichen, dass die momentanen Behandlungsmöglichkeiten Patienten mit NNR-Insuffizienz nur unzureichend therapieren. Es gab weiterhin kaum Unterschiede bzgl. der gesundheitsbezogenen Lebensqualität in Abhängigkeit vom jeweils verwendeten Glukokortikoidpräparat. Patienten mit Prednisolon ging es dabei ebenso gut bzw. schlecht wie Patienten mit Hydrocortison und Cortisonacetat. Befriedigende Werte fanden sich jedoch für keines der gegenwärtig zur Verfügung stehenden Präparate. Dieses Ergebnis zeigt, dass neue Therapiemöglichkeiten notwendig sind, z.B. Retardpräparate. Unsere Ergebnisse legen zudem nahe, dass die ideale Dosishöhe für Hydrocortison auf jeden Fall unter 30 mg pro Tag liegt. Allen Patientengruppen mit 10- 30 mg HC täglich ging es ähnlich gut bzw. schlecht, so dass hier eine individuelle Anpassung an das Wohlbefinden des Patienten vorgenommen werden kann. Patienten mit Dosen von 30 mg HC und mehr wiesen einen deutlich schlechteren Gesundheitszustand auf. Kein Unterschied fand sich zwischen Patienten mit zwei- bzw. dreimal täglicher HC-Einnahme. Auch eine zusätzliche Substitution mit DHEA brachte den Patienten keine Verbesserung in ihrer gesundheitsbezogenen Lebensqualität. Unsere Ergebnisse stützen die These, dass DHEA nur sehr selektiv zum Einsatz kommen sollte. Trotz physiologischer Hormonersatztherapie ist es bisher also nicht gelungen, die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Patienten auf das Niveau von Gesunden bzw. das der Normalbevölkerung anzugleichen. Es besteht also im Sinne der Patienten der dringende Bedarf, neue Substitutionstherapien zu entwickeln.
Topic of the thesis The thesis evaluates patient's health associated quality of life in chronic adrenal insufficiency (AI) in germany. Objective One aim of the study was to categorise common data of patient with adrenal insufficiency. Differences in health-related quality of life between male and female for primary and secondary adrenal insufficiency and people with congenital adrenal hyperplasia were compared to healthy controls. Furthermore, influences of patients health-related quality of life due to different substition strategies in glucocorticoids (hydrocortisone, prednisolone and cortisone acetate) were evaluated. Additionaly, physical und psychological complaints of patients due to their daily dosis of hydrocortisone and due to the number of daily intakes were compared. At last, the impact of DHEA in quality of life in women with adrenal insufficiency was measured to those not taking DHEA. Design and patients In a cross-sectional study, primary and secondary AI patients were contacted by mail. Individual glucocorticoid replacement regimens, underlying diagnoses and comorbidities were verified by questionnaires and review of medical records. Patients were asked to complete three validated self- assessment questionnaires (Short Form 36 (SF-36), Giessen Complaint List (GBB-24), and Hospital Anxiety and Depression Scale). Results were compared with sex- and age-matched controls drawn from the questionnaire-specific reference cohort. 427 questionnaire sets of patients with chronic adrenal insufficiency were evaluated. Results and discussion Completed questionnaire sets were available from 232 patients with primary AI (male n=58; female n=174) and from 195 patients with secondary AI (male n=79; female n=116). Both, patients with primary and secondary AI, showed significantly impaired health-related quality of life compared with controls. Because of the unspecific symptoms, diagnosis is often delayed, not recognized by physicians or diagnosed falsely, women more often than men. The most common false diagnoses were of psychiatric and gastrointestinal origin. An early diagnosis is necessary and might positively influence subjective health status in patients with AI. Patients with congenital adrenal hyperplasia also suffered significanltly from reduced health-related quality of life compared to healthy controls. Glucocorticoid replacement therapy with prednisolone seems to be equivalent to hydrocortisone regarding subjective health status in patients with AI. Hydrocortisone doses above 30 mg/day were associated with a worse health status. Thrice daily intake of hydrocortisone was not superior to twice daily intake. An additionaly substitution with DHEA did show improvements in patients health-related quality of life. The results support a very selective use of DHEA. Our data underlines the perception that current replacement strategies are still insufficient to fully restore well-being and daily performance suggesting a need for further improved glucocorticoid replacement strategies.