Das Ziel dieser Arbeit war es, das Raum-Zeit-Verhalten von wild lebenden Damhirschen in einer vom Menschen vielfältig genutzten Landschaft zu untersuchen. Hierzu wurden mehrere Individuen in einem ca. 8 km² großen Waldgebiet im südlichen Brandenburg mit GPS-Halsbändern besendert und zur Aufzeichnung von Positions- und Aktivitätsdaten wieder frei gelassen. Aus beinahe 12.000 GPS-Ortungen und 900.000 Aktivitätsdaten aus den Jahren 2003 -2008 wurde ein umfassendes Bild der Lebensweise von Damhirschen in einer vom Menschen dominierten Landschaft erstellt. Die Streifgebietsgrößen lagen mit 3 – 5 km² bei Hirschen und ca. 1 km² bei Hirschkühen deutlich über dem Durchschnitt der bisher angenommenen Flächen. Den größten Anteil an den Streifgebieten und an den Ortungen nahm der Wald ein. Ortungen auf dem Feld kamen seltener vor, meistens in der Dunkelheit. Adulte Hirsche wanderten nach dem Geweihabwurf im Frühling in ein kleineres Sommergebiet, das einen hohen Anteil an landwirtschaftlich bebauten Feldern enthielt. Vor allem Getreide, Raps, Sonnenblumen und Mais wurden bevorzugt, um ein neues Geweih und Energiereserven aufzubauen. Vor allem im Sommer waren sie auch tagsüber auf Feldern geortet worden, da die Vegetation ausreichend Sichtschutz bot. Im Herbst kehrten sie in das Gebiet zurück, wo die Hirschkühe mit ihrem Nachwuchs das ganze Jahr über lebten. Dort blieben sie über den Winter bis zum nächsten Frühjahr. Junge Hirsche streiften in Jugendgruppen weit umher, bis sie etwa ab dem dritten Lebensjahr mit den älteren Hirschen zogen. Hirschkühe waren standorttreu und im Allgemeinen vorsichtiger. Sie entfernten sich nicht weit vom Waldrand und deckten ihren Energiebedarf vorrangig an wilden Gräsern und Kräutern auf Lichtungen und Stilllegungsflächen. Wenn sie sich aus dem Schutz des Waldes herausbewegten, dann fast ausnahmslos nachts. Straßen wurden von Hirschkühen als Gefahren oder Hindernisse eingestuft und nur selten überquert. Die tageszeitlichen Maxima der Aktivität lagen bei allen Versuchstieren kurz vor Sonnenaufgang und kurz nach Sonnenuntergang. Bei Hirschen konnte ein signifikanter Anstieg der Aktivität in den Tagen der Brunft nachgewiesen werden. Im Sommer waren die Tiere tagsüber deutlich weniger aktiv als während der anderen Jahreszeiten.
The goal of this work was to investigate the spatial and temporal ecology of wild fallow deer (Cervus dama) in a territory with various kinds of human use. For this purpose several animals in an 8 km² large forest area in south Brandenburg were equipped with GPS collars recording location and activity data. About 12.000 location fixes and more than 900.000 activity samples collected between 2003 and 2008 allowed to form a comprehensive view of the biology of fallow deer in a human-dominated habitat. The home ranges of the marked individuals were larger than in other studies. Those of adult males reached up to 5 km² whereas females used smaller areas up to 1.4 km² (MCP). The main component of home ranges as well as location data was forest, while field locations occurred to a lesser extent and mostly during the night. After shedding their antlers in spring, adult bucks switched to a smaller summer habitat with a high amount of crops such as cereal grain, corn, sunflowers and rape. During the summer they were increasingly often located in fields, thanks to the cover of the vegetation. In autumn, they returned for rutting to the region where females and offspring are living during the whole year, and stayed there through the winter until the next spring. Young males roamed in bachelor groups before joining the elder males at the age of about three years. Hinds showed a territorial fidelity and were generally more cautious. For foraging outside of the woods they used clearings and wild fields near the border of the forest, which they left almost never during the day. Roads seemed to be a potential risk or barrier and were rarely crossed by females in contrast to bucks, especially yearlings. Only adult bucks showed a marked increase of activity during the rutting season. Females and males had almost the same circadian rhythm with two peaks of activity. The main activity peaks were around sunrise and shortly after sunset. In general, the activity of fallow deer in the study area was lower during the day than during the night.