Das Ziel der vorliegenden retrospektiven Studie bestand darin, die langfristige skelettale Stabilität der Unterkiefervorverlagerung durch bilaterale enorale Unterkieferdistraktion (DO) nach dem „floating bone concept“ und durch konventionelle bilaterale sagittale Spaltung Osteotomie (BSSO) nach Obwegeser-Dal Pont nach einer durchschnittlichen Dauer von zehn Jahren zu beurteilen. Darüber hinaus waren die Kaufunktion, die Kiefergelenkfunktion, Sensibilitätsstörungen und Zufriedenheit zu betrachten. Insgesamt wurden 40 Patienten (20 Patienten mit Distraktionsosteogenese, 20 Patienten mit BSSO), die zwischen 1996 und 2000 am Campus Benjamin Franklin der Charité – Universitätsmedizin Berlin operiert wurden in die Studie einbezogen und nach einer durchschnittlichen Dauer von zehn Jahren (DO-Gruppe: 9,25 ± 1,11 Jahr ,BSSO-Gruppe: 10,8 ± 1,15 Jahr) nachuntersucht. Von den je 20 Patienten waren in der DO-Gruppe 14 weiblich und sechs männlich, in der BSSO- Gruppe fanden sich 15 weibliche und fünf männliche Patienten Über eine zephalometrische Analyse von Fernröntgenbildern wurde die skelettale Stabilität nach Unterkiefervorverlagerung untersucht. Mit Hilfe eines Fragebogens und des Indexes nach Helkimo wurde die Funktion des Kiefergelenkes subjektiv und objektiv untersucht. Die Sensibilität des Nervus Alveolaris inferior wurde subjektiv durch Befragung der Patienten bewertet und klinisch durch den Thermosensibilitätstest, den Spitz-Stumpf Test und die Zwei-Punkt Diskrimination untersucht. Die subjektive Gesamtzufriedenheit der Behandlung wurde durch die subjektive Bewertung der Kaufunktion, der Zufriedenheit mit dem Ergebnis der Therapie evaluiert. Obwohl die horizontale Rezidivneigung bei der DO-Gruppe ausgeprägter als bei bei BSSO-Gruppe (P < 0,05) erschien, war der Unterschied in Bezug auf die Vorverlagerungsstrecke bzw. erreichte Situation am Ende der kieferorthopädischen Behandlung zwischen den beiden Gruppen nicht signifikant (P > 0,05). Die skelettale Veränderung in der Horizontal- und Vertikaltalebene zeigte keine relevante klinische Bedeutung. Die Position des aufsteigenden Astes nach der Vorverlagerung des Unterkiefers hat sich unwesentlich geändert (weniger als 1º bei den BSSO-Patienten und als 2º bei den DO-Patienten). Die subjektive und objektive Bewertung der Sensibilitätsstörung zeigte keinen statistisch signifikanten Unterschied zwischen der DO- und der BSSO-Gruppe. Hinsichtlich der Funktion des Kiefergelenks und der Mobilität des Unterkiefers konnte in dieser Studie in den beiden Gruppen eine deutliche Verbesserung der subjektiv eingeschätzten Kaufunktion und Mundöffnung erzielt werden. Die Mehrheit der Patienten in den beiden Gruppen war mit der Behandlung zufrieden. Diese Ergebnisse zeigen, dass sowohl die bilaterale enorale Unterkieferdistraktion (DO) nach dem „floating bone concept“ als auch BSSO als eine klinisch erfolgreiche Vorgehensweise bezeichnet werden können, die ebenso langfristig stabile Ergebnisse zeigen.
The aim of this retrospective study was to compare the long-term stability of the mandible after a bilateral lengthening procedure, either by bilateral sagittal split osteotomy (BSSO) or distraction osteogenesis using the "floating bone concept"(DO), and, furthermore, to evaluate the stomatognathic function, the neurosensory function of the inferior alveolar nerve and patient satisfaction after ca. 10 years. 40 patients who underwent mandibular advancement surgery at Campus Benjamin Franklin, Charité - Universitätsmedizin Berlin, between 1996 and 2000 were evaluated after an average period of 10 years (DO group: 9.25 ± 1.11 years, BSSO group: 10.8 ± 1.15 years); either group, BSSO or DO consisted of 20 patients. Of the 20 patients in the DO group 14 were female and 6 were male, whereas the BSSO group consisted of 15 female and 5 male patients. The long-term stability of the mandible was evaluated by analysing cephalometric radiographs of the patients, which were taken preoperatively, postoperatively and at the latest examination after long-term follow-up of 9.44 years. Using a questionnaire and the Helkimo index, the function of the temporomandibular joint was examined subjectively and objectively. The neurosensory function of the inferior alveolar nerve was subjectively assessed by questioning the patient and clinically examined by means of the thermal sensitivity test, the pointed-blunt test and the two- point discrimination. The subjective patient treatment satisfaction was assessed by subjective evaluation of masticatory function, and by establishing subjective patient satisfaction with the outcome of therapy. Although the horizontal relapse appeared to be greater in the DO group than in the BSSO group (P <0.05), the difference in relation to the amount of surgical advancement of the mandible between the two groups was not significant (P > 0.05). The position of the mandibular ramus had only changed slightly after advancement (less than 1 ° in the BSSO patients and 2 º at the DO-patients). The subjective and objective evaluation of sensory disturbance showed no statistically significant difference between the DO group and the BSSO group. Regarding the function of the temporomandibular joint and the mobility of the mandible, a significant functional improvement could be achieved in both groups. The majority of patients in both groups were satisfied with the treatment. These results show that the bilateral intraoral mandibular distraction (DO) using the "floating bone concept" and BSSO can be described as a clinically successful procedure that also achieves consistent long-term stability.