Die Augenlider haben eine vielseitige Funktion für das Auge: sie schützen vor Sonnenlicht, Wind, Staub, infektiösen Noxen und Traumata und sie verteilen den Tränenfilm gleichmäßig über der Augenoberfläche. Die Meibom Drüsen, welche in die Tarsalplatte der Augenlider eingebettet sind, produzieren die Lipidschicht des Tränenfilmes und leisten somit zusätzlich einen wichtigen Beitrag zur Stabilität des Tränenfilms und zur Augengesundheit. Es gibt nur eine geringe Anzahl an Studien, die strukturelle Veränderungen an Lidern und Meibom Drüsen mit den daraus resultierenden Erkrankungen bei einzelnen Tierarten untersucht haben. Arbeiten, die das Lidgewebe von Hunden histologisch bewertet haben, finden sich darunter nicht. Ein Ziel der vorliegenden Arbeit war es daher, einen grundsätzlichen Einblick zum Gesundheitszustand des Lidgewebes mit Schwerpunkt auf die Meibom Drüsen bei Hunden zu geben und eventuell auftretende Veränderungen zu beschreiben. Durch verschiedene Voruntersuchungen wurde eine geeignete Schnitttechnik gefunden, anhand von in der Literatur bereits beschriebenen und neu etablierten Kriterien eine Untersuchungstabelle zur Befundung des Lidgewebes erstellt und die Gewebeproben aller vier Augenlidern von 56 Hunden systematisch lichtmikroskopisch untersucht. Grundsätzlich konnten die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit zeigen, dass bei einem Großteil der Hunde (67,9%) Veränderungen im Lidgewebe zu finden sind. Dieses sind verschiedene Entzündungsformen wie Meibomitiden, Blepharitiden, Follikulitiden, Perifollikulitiden oder Konjunktivitiden sowie der Befall mit Demodex Milben und nicht entzündliche Veränderungen wie Neoplasien. Eine wichtige Erkrankung im Bereich des Lidrandes beim Menschen ist die Meibomian Gland Dysfunction (MGD). Sie ist durch das Auftreten charakteristischer histologischer Veränderungen an den Meibom Drüsen, wie der Atrophie des Drüsenazinus und der Dilatation, der Hyperkeratose und der Sekretretention des Ausführungsganges definiert. In der Tiermedizin ist die Erkrankung bisher unbekannt. Aus diesem Grunde bestand ein zweites Ziel der Arbeit in der Beantwortung der Frage, ob es Hinweise auf ein Vorliegen dieser Meibomian Gland Dysfunction (MGD) auch beim Hund gibt. Im Verlauf der vorliegenden Studie zeigte sich, dass die genannten Kriterien, die für eine MGD beim Menschen charakteristisch sind, auch im Lidgewebe von 37,5% der untersuchten Hunde zu finden waren. Es besteht der histologische Verdacht, dass diese Tiere eine MGD haben, da sie alle histologischen Anzeichen aufweisen, die beim Menschen mit für eine MGD definiert sind. Über Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Erkrankungen innerhalb des Lidgewebes und den Befunden an den Meibom Drüsen konnten in der Literatur bisher keine zufriedenstellende Erklärung geliefert werden. Ebenso können die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit nicht vollständig zur Erklärung der Entwicklung von Veränderungen an den Meibom Drüsen und einer möglicherweise auch beim Hund vorkommenden MGD beitragen. Zusammenhänge zwischen Alter und Geschlecht in Bezug auf die Erkrankung, wie in der Humanmedizin beschrieben, konnten im Untersuchungsgut nicht gefunden werden. Die vorliegende Arbeit liefert jedoch eine detaillierte und umfangreiche histologische Bewertung des Lidgewebes, auf der in Zukunft weitere Arbeiten aufbauen könnten. Nachfolgende Studien sollten versuchen, Zusammenhänge zwischen klinischem Gesundheitsstatus hinsichtlich Alter, Rasse, Geschlecht, Ernährungs- und Stoffwechsel-situation und bestehenden Liderkrankungen aufzudecken, um so eine mögliche Ursache für Erkrankungen der Meibom Drüsen zu finden. Umfangreiche klinische Diagnostik, biochemische Analysen des Tränenfilms und des Meibom Sekrets parallel mit histologischen Untersuchungen von Lidrandbiopsien könnten Hinweise auf Funktion und Funktionsverlust der Drüsen geben. Immunhistochemische Untersuchungen sollten folgen, um die Steuerung und das Vorkommen von Hormonrezeptoren in den Drüsenzellen der Meibom Drüse beim Hund näher zu untersuchen. Ebenso sollte das Vorkommen der beim Menschen beschriebenen Lidwiper näher untersucht werden.
Eyelids have multiple functions: they protect the ocular surface from sunlight, wind, dust, infectious agents and trauma and they distribute the tear film evenly above the eye. The Meibomian glands, which are embedded in the tarsal plate of the eyelid, produce the lipid layer of the tear film and thus make an important contribution to the stability of the pre-ocular tear film and ocular surface health. So far, there are only a small number of studies concerning the histopathology of the eyelids and especially changes of the Meibomian glands available. Detailed reports, which study canine tissues are lacking. Thus, one aim of this study was to define appropriate research methodology and criteria to judge the eyelid tissue of dogs having macroscopic healthy eyelids. The focus was set on morphologic and histopathological changes of the Meibomian glands. To clarify this problem the eyelids of 56 dogs were examined post mortem and evaluated under the light microscope. Using relevant literature in conjunction with new criteria established in this study, a specific grading system was formed and all tissues were adjudged systematically using this grading system. The results of this survey obtained that a large number of these 56 dogs (67,9%) displayed histologic changes, like inflammations (meibomitis, blepharitis, folliculitis, perifolliculitis, conjunctivitis or demodecosis) and non-imflammatory changes like neoplasia. In humans a disease called the Meibomian Gland Dysfunction (MGD) plays an important role at the eyelid margin. It is characterized by histological findings, represented in atrophy of the Meibomian gland acini, dilatation, hyperkeratinization and retention of secretion within the Meibomian gland ducts. In veterinary medicine, however, this disease is not described yet. Therefore the second aim of the study was to figure out whether there are signs for Meibomian Gland Dysfunction (MGD) also in dogs. Within the course of the present study it becomes clear that these characteristic histological findings arise in the eyelids of the dogs as well. 37,5 % of the animals investigated displayed all the criteria defined for MDG in humans. Thus, the study demonstrates histologically that the Meibomian Gland Dysfunction (MGD) may also occur in dogs. In human ophthalmology interactions between the different inflammatory diseases of the eyelids and the changes at the meibomian glands seen with MDG are poorly understood. Although the present study gives a detailed histopathologic evaluation of the canine eyelid tissue, the results do not allow an explanation for the pathogenesis of the meibomain gland dysfunction. Correlations between age and gender in relation to the disease, as described in human medicine, could not be found in the present study. Future work should attempt to examine correlations between clinical health status concerning age, breed, gender, hormonal and metabolomic status and existing eyelid diseases in order to find a possible cause of the Meibomian gland dysfunction. Thorough clinical examinations, biochemical analysis of the tear film and meibomian secretions combined with histological examination of eyelid biopsies could help understanding meibomian gland function and dysfunction. Immunhistochemical studies should be made to examine the regulation of and the existence of hormone receptors within the Meibomian glands.