Mangelernährung (ME) ist selbst in den westlichen Industrienationen ein weitverbreitetes Problem und betrifft ungefähr 10-50% der Krankenhauspatienten. ME findet sich überwiegend bei Patienten mit chronischen oder malignen Erkrankungen. Unter den malignen Erkrankungen tritt Mangelernährung gehäuft bei gastro-entero-pankreatischen (GEP) Malignomen auf. Mangelernährung stellt dabei nicht nur ein klinisches Problem dar, sondern beeinflusst unabhängig das Therapieansprechen sowie das Gesamtoutcome. Innerhalb der Gruppe maligner Erkrankungen stellen neuroendokrine Neoplasien (NEN) mit einer jährlichen Prävalenz von 35 pro 100 000 Einwohner pro Jahr eine seltene Tumorentität dar. Neben ihrer häufigen Lokalisation im GEP- System, gehen sie teilweise mit einer überschießenden Sekretion von Hormonen, den sog. Hormonhypersekretionssyndrome, einher, deren klinisches Bild durch gastrointestinale oder metabolische Symptomen, wie Diarrhoen, Hypoglykämien, Diabetes mellitus geprägt ist. In der vorliegenden Querschnittsstudie wurde die Prävalenz des Mangelernährungsrisikos in einer Kohorte von 203 NEN- Patienten mit verschiedenen Methoden untersucht und anschließend die prognostische Bedeutung eines erhöhten Mangelernährungsrisikos prospektiv evaluiert. Die Einschätzung des Ernährungszustandes erfolgte dabei mit Hilfe der Screening-Scores (SGA und NRS), anthropometrischer Daten (Körpergewicht, BMI, OAU, THF), Serumsurrogatparametern sowie der bioelektrischen Impedanzanalyse. Innerhalb der Gesamtkohorte lag die Prävalenz eines Mangelernährungsrisikos bei 25% (SGA) bzw. 22% (NRS). Die Ergebnisse der Screening Scores waren vergleichbar mit den Ergebnissen der anthropometrischen Daten oder der bioelektrischen Impedanzanalyse. Ferner konnten mittels SGA u. NRS Risikogruppen für Mangelernährung detektiert werden, wobei insbesondere Patienten mit einem Ki-67 Index >20% ein statistisch signifikant erhöhtes Mangelernährungsrisiko aufwiesen (p=0,002 SGA, p=0,010 NRS). Weitere Risikogruppen stellten Patienten mit progredienter Tumorerkrankung (p<0,001 SGA, p<0,001 NRS) oder unter Chemotherapie (p=0,031 SGA, p=0,076 NRS) dar. Bei Patienten mit metastasierter Tumorerkrankung (ED) und bei schlecht differenzierten neuroendokrinen Karzinomen (PDEC) fand sich ferner ein Trend für ein erhöhtes Mangelernährungsrisiko. Außerdem gelang es in univariaten und multivariaten Analysen statistisch signifikant zu belegen, dass ein mittels SGA, NRS oder dem standardisierten Phasenwinkel der bioelektrischen Impedanzanalyse nachgewiesenes Risiko für Mangelernährung einen unabhängigen Risikofaktor für die kurz- (Länge des Krankenhausaufenthaltes) und langfristige (Gesamtüberleben) Prognose von NEN-Patienten darstellt. Die vorliegende Arbeit belegt somit erstmals den unabhängigen, negativen Einfluss eines Mangelernährungsrisikos bzw. einer manifesten Mangelernährung bei Patienten mit neuroendokrinen Neoplasien. Insbesondere der Einsatz der Screening Scores, deren Vorteile ihre einfache Anwendbarkeit und der Verzicht auf technische Hilfsmittel darstellen, sollte zur Erfassung des Risikos für Mangelernährung als Teil eines multimodalen Therapieansatzes regelhaft angewendet werden. Bei einem erhöhten Risiko sollten ernährungsmedizinische Interventionen eingeleitet werden, um das Fortschreiten der Mangelernährung zu verhindern und die kurz- und langfristige Prognose dieser Risikopatienten positiv zu beeinflussen.
Malnutrition is even in western industrialized nations a frequent problem which can be found in about 10-50% of hospital patients. Malnutrition is especially common in patients with chronic disease and malignoma. Among all malignant diseases malnutrition is predominantly found in gastro-entero- pancreatic (GEP) cancers. In these patients malnutrition does not only represent a clinical problem, but could also be identified as a poor prognostic factor for therapeutic response as well as overall outcome. Within the group of malignoma, neuroendocrine neoplasia (NEN) compromise a rare entity with a prevalence of 35 per 100 000 inhabitants per year. Besides their localization within the GEP-system some patients show through the secretion of distinct hormones symptoms known as hormone-hyper-secretion-syndromes, which are clinically associated with gastrointestinal and metabolic symptoms such as diarrhea, hypoglycemia or diabetes mellitus. In the current cross sectional study the prevalence of a risk for malnutrition was evaluated in a cohort of 203 NEN patients with different methods and then the prognostic relevance of malnutrition was prospectively studied. The methods used included screening scores (NRS and SGA), anthropometric measurements (body weight, BMI, OAU, THF), serum surrogate parameters and bioelectric impedance analysis. The prevalence of a risk for malnutrition was 25% (SGA) or 22% (NRS) when using the screening scores. The results of the screening scores were comparable to other screening parameters for malnutrition such as anthropometric measurements and bioelectrical impedance analysis. Furthermore the screening scores were able to identify subgroups of patients with a statistically significant increased risk for malnutrition. Among these were patients with ki67-grading >20% (p=0,002 SGA, p=0,010 NRS), with current tumor progression (p<0,001 SGA, p<0,001 NRS) or undergoing chemotherapy (p=0,031 SGA, p=0,076 NRS). In patients with poorly differentiated neuroendocrine carcinoma (PDEC) and with metastatic disease (ED) there was a trend towards an increased risk. Moreover it was shown that malnutrition was an independent negative prognostic factor for short- (length of hospital stay) and long-term outcome (overall survival). The current work therefore demonstrates that malnutrition is a relevant problem among patients with neuroendocrine neoplasia. Therefore screening for malnutrition should be implemented within the diagnostic workup of NEN-patients. NRS and SGA should thereby be favored due to their easy application and missing technical auxiliaries. In the case of increased risk for malnutrition, identified patients should receive nutritional interventions in order to stop progression of malnutrition and thereby improving short- and long-term outcome of NEN-patients.