This thesis is an exposition of Maximus the Confessor’s (580-662 AD) understanding of temporality. Maximus the Confessor’s theology constitutes a philosophical ‘system’, a philosophical Weltanschauung with a particularly unique ontology. Primarily to this philosophical vision owes Maximus the recognition that he has achieved in recent decades as one of the greatest ‘Byzantine’ thinkers. (Furthermore, he has been widely acknowledged as a Church Father that unites East and West.) There is neither a systematic treatment on the subject of time by Maximus nor an articulated ‘theory of time’ in his works. However, scattered remarks on time can be traced in his writings; remarks that point to a unique and distinct understanding of temporality’s nature. In attempting to reconstruct this Maximian theory of time, we are primarily relying on two sources: (a) The Aristotelian philosophy of motion and time that Maximus used as the basis in order to accomplish a radical innovation thereof, and (b) contemporary readings of Maximus, mostly by Christos Yannaras (and John Zizioulas), as well as contemporary philosophical systems that were developed implicitly on an Maximian background. With the latter, we are referring to Christos Yannaras’ critical and relational ontology, which will serve as a hermeneutic tool and a contemporary perspective in our approach of Maximus the Confessor’s Gedankenwelt. After examining Maximus’ life and works, we provide an overview of the secondary literature concerning Maximian scholarship and ‘Byzantine’ philosophy. Following an overview of the ecclesial Weltanschauung in which Maximus operates and writes (and, in particular, of the apophatic nature of this tradition of thought), we introduce the reader to Maximus’ ontology and to the importance of the created/uncreated distinction in it, as well as to elements of his philosophical anthropology. Subsequently, we use Christos Yannaras’ critical and relational ontology as a potent tool provided by a contemporary ‘Maximian commentator’ in order to understand and explicate Maximus the Confessor’s philosophy and we then proceed to Maximus’ doctrine of the λόγοι of beings, i.e. of ontology as a dialogical reciprocity. Ensuing an introduction to the Aristotelian theory of motion and time, we proceed to unfold Maximus’ radical innovation thereof, Maximus’ own theory of motion as returning motion and to his understanding of time (χρόνος) as a spatiotemporal continuum. Our conclusion is that Maximus acknowledges three distinct modes of temporality, i.e. time (χρόνος), the Aeon (αἰὼν) and the radical transformation of temporality and motion in the ever-moving repose (στάσις ἀεικίνητος). With these three distinct modes of temporality, a unique Maximian theory of time can be reconstructed. In this theory, time is not merely measuring ontological motion, but it rather measures a relationship, the consummation of which effects the transformation of time into a dimensionless present devoid of temporal, spatial and generally ontological distance – thereby manifesting a perfect communion-in-otherness.
Gegenstand dieser Untersuchung ist die Zeitauffassung Maximus’ des Bekenners (580-662 n. Chr.). Das theologische Denken Maximus’ des Bekenners ist als ein philosophisches ‚System’ zu lesen, als eine philosophische Weltanschauung mit einer herausragenden Ontologie, auf deren Grundlage Maximus in neuerer Zeit als einer der bedeutendsten ‚byzantinischen’ Denker breite Anerkennung gefunden hat (wie auch als ein Kirchenvater, der Ost und West vereint). Im Werk von Maximus ist das Thema der Zeit nicht systematisch behandelt, es existiert keine systematisch ausgeführte und ausformulierte ‚Zeittheorie’. In seinen Schriften finden sich jedoch mehrfach Bemerkungen über die Zeit, die eine besondere und ausgeprägte Auffassung von der Natur der Temporalität belegen. Im Versuch, diese maximische Theorie von der Zeit zu rekonstruieren, stütze ich mich hauptsächlich auf folgende zwei Grundlagen: (a) auf die aristotelische Theorie von der Bewegung und von der Zeit als den Ausgangspunkt, von dem aus Maximus eine radikale Innovation geleistet hat, und (b) auf zeitgenössische Lektüren des Werkes von Maximus, hauptsächlich durch Christos Yannaras (und John Zizioulas), wie auch durch zeitgenössische philosophische Denkrichtungen, die implizit vor einem maximischen Hintergrund entwickelt wurden. Ich beziehe mich auf Christos Yannaras‘ kritische und relationale Ontologie, die mir bei meiner Beschäftigung mit der Gedankenwelt Maximus‘ des Bekenners als ein hermeneutischer Schlüssel und eine zeitgenössische Perspektive dienen wird. Diese Dissertation fängt mit einer Darstellung von Leben und Werk des Maximus und mit einer kritischen Durchsicht der einschlägigen Sekundärliteratur zu Maximus und zu der ‚byzantinischen’ Philosophie allgemein an. Nach einem Überblick über die ekklesiale Weltanschauung, in deren Rahmen Maximus wirkt und schreibt, und unter Betonung der apophatischen Natur dieser Denkrichtung, wird der Leser in die Ontologie des Maximus eingeführt, insbesondere in die Bedeutung der Unterscheidung zwischen der geschaffenen Welt und der Ungeschaffenheit, wie auch in Elemente der maximischen philosophischen Anthropologie. Folgend gehe ich auf die kritische und relationale Ontologie von Christos Yannaras ein, zumal sie einen wichtigen Zugang zum philosophischen Denken Maximus‘ des Bekenners darstellt, und in Maximus’ Auffassung von der λόγοι-Lehre, d.h. von Ontologie als dialogische Reziprozität. Nach einer Einführung in die aristotelische Theorie von der Bewegung und von der Zeit, gehe ich auf die diesbezügliche radikale Innovation des Maximus ein, auf Maximus’ eigene Theorie von der Bewegung als rückkehrende Bewegung und auf sein Verständnis von Zeit (χρόνος) als ein raumzeitliches Kontinuum. Meine Schlussfolgerung ist, dass Maximus zwischen drei verschiedenen Arten von Temporalität unterscheidet: zwischen Zeit (χρόνος), Äon (αἰὼν) und der radikalen Transformation von Temporalität und Bewegung in eine ewig-bewegliche Ruhe (στάσις ἀεικίνητος). Mit diesen drei verschiedenen Arten von Temporalität kann eine besondere maximische Zeittheorie rekonstruiert werden. Hierin misst Zeit nicht lediglich eine ontologische Bewegung, sondern eher eine Beziehung, deren Vollendung die Transformation von Zeit in eine unendliche Gegenwart zur Folge hat, frei von zeitlicher, räumlicher und generell ontologischer Entfernung ̶ und manifestiert so eine perfekte Gemeinschaft-im-Anderssein.