Einleitung: Eine chronische Parodontitis stellt eine wesentliche Ursache für Zahnverluste dar und wird als Auslöser oder Verstärker systemischer Erkrankungen diskutiert. Die vorliegende Untersuchung sollte den Fragen nachgehen, ob Patienten mit einer chronischen Niereninsuffizienz einen gegenüber gesunden Kontrollprobanden veränderten Zahn- und Parodontalstatus aufweisen und ob bekannte Risikofaktoren der Parodontitis wie beispielsweise Nikotinkonsum, BMI oder Diabetes mellitus einen eventuell bestehenden Zusammenhang zwischen chronischer Niereninsuffizienz und Parodontitis beeinflussen. Methodik: In einer Querschnittstudie an der Charité- Universitätsmedizin Berlin, die im Rahmen einer multizentrischen Studie durchgeführt wurde, wurde der Zahn- und Parodontalstatus bei 82 Patienten mit einer chronischen Niereninsuffizienz und 52 gesunden Kontrollprobanden erhoben (64,2 % Frauen, 35,8% Männer; mittleres Alter 61,8 ± 13,5 Jahre). Ergebnisse: Die niereninsuffizienten Patienten hatten zum Untersuchungszeitpunkt bereits doppelt so viele Zähne verloren wie die Kontrollen (13,77 ± 8,8 vs. 6,5 ± 7,1; p < 0,001) und wiesen einen signifikant höheren mittleren Attachmentverlust auf (5,35 ± 0,76 mm vs. 3,40 ± 0,89 mm; p < 0,001). Bei keinem Patienten mit Niereninsuffizienz, aber bei 82,7 % der gesunden Probanden lag ein CAL unter 4 mm vor. Dagegen bestanden keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen beiden Gruppen hinsichtlich der mittleren Taschentiefe und des Plaqueindex, und es zeigten signifikant mehr Probanden eine Sondierungsblutung. Der bekannte parodontitisfördernde Einfluss von Adipositas und Nikotinkonsum bestätigte sich auch bei niereninsuffizienten Patienten. Dagegen konnte ein Einfluss einer Hypertonie, an der 80 % der niereninsuffizienten Patienten litten, auf die Parodontitis nicht nachgewiesen werden. An einem Diabetes mellitus waren in der vorliegenden Untersuchung 46,3 % der Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz, aber nur 5,8 % der Probanden erkrankt (p < 0,001). Niereninsuffiziente Patienten mit und ohne Diabetes mellitus unterschieden sich nicht in Bezug auf den Attachmentverlust und die Anzahl fehlender Zähne, während Plaque- und Gingiva-Index ebenso wie das Sondierungsbluten bei den niereninsuffizienten Patienten mit Diabetes mellitus signifikant erhöht waren. Man kann daraus den Schluss ziehen, dass bei der Niereninsuffizienz mit Diabetes mellitus die entzündlichen Komponenten der Parodontitis deutlicher ins Gewicht fallen als bei der Niereninsuffizienz ohne Diabetes mellitus. Schlussfolgerungen: Da die chronische Parodontitis einen behandelbaren Risikofaktor im Rahmen einer Erkrankung an einer Niereninsuffizienz darstellt, sollten niereninsuffiziente Patienten routinemäßig einer sorgfältigen und engmaschigen Parodontalüberwachung und ggf. -behandlung unterzogen werden, um die Entzündungslast für den Organismus zu minimieren. Dies gilt besonders, wenn die chronische Niereninsuffizienz in Zusammenhang mit einem Diabetes mellitus besteht.
Introduction: Chronic periodontitis is a leading cause for tooth loss, and it is considered to trigger or aggravate systemic diseases. The present study sought to investigate if the dental and periodontal status differs between patients with chronic kidney disease (CKD) and healthy controls and if well- known periodontal risk factors such as smoking, BMI or diabetes mellitus influence a possibly existing correlation between chronic kidney disease and periodontitis. Methods: In this cross-sectional study at the Charité Universitätsmedizin Berlin, the dental and periodontal status were determined in 92 patients with a CKD and in 52 healthy controls (64.2 % women, 35.8% men; mean age 61.8 ± 13.5 years). Results: Patients with CKD showed a significantly increased tooth loss (13.77 ± 8.8 vs. 6.5 ± 7.1; p < 0.001) and mean attachment loss (5.35 ± 0.76 mm vs. 3.40 ± 0.89 mm; p < 0.001), respectively. In none of the CKD patients, in contrast to 82.7 % of the controls, the CAL was below 4 mm. Both groups did not differ with regard to mean pocket depth and plaque index, and more controls showed a bleeding on probing. The well- known impact of obesity and smoking on the development of periodontitis was confirmed in CKD patients. An influence of hypertension, that affected 80 % of CKD patients, on periodontitis could not be demonstrated. In the present study, 46.3 % of CKD patients as compared to only 5.8 % of controls suffered from diabetes mellitus (p < 0.001). CKD patients with or without diabetes mellitus did not differ with regard to attachment loss and missing teeth, but plaque index, gingival index and bleeding on probing were significantly increased in CKD patients with diabetes mellitus. Probably, inflammatory components of periodontitis play a greater role in CKD with diabetes than in CKD without diabetes. Conclusions: Chronic periodontitis may be regarded as a treatable risk factor of CKD. Therefore, a meticulous and close periodontal screening and treatment, where appropriate, should be conducted in CKD patients in order to minimize the inflammatory burden. This applies, in particular, if the CKD is associated with diabetes mellitus.