Morbus Crohn ist eine chronisch entzündliche Darmerkrankung unbekannter Genese deren klinische Aktivitätseinschätzung noch nicht zufriedenstellend gelöst ist. Da davon auszugehen ist, dass immunologische Prozesse eine entscheidende pathogenetische Rolle spielen, stellt sich die Frage, ob spezifische immunologische Parameter die Aktivitätsbeurteilung weiter präzisieren könnten. Da der finale Entzündungsprozess weitgehend T-Zell vermittelt ist, sollte in dieser Arbeit untersucht werden, inwieweit sich die mucosale Entzündung auch auf peripheren T-Zellen widerspiegelt. Dazu wurden die PBL unter der Fragestellung eines erhöhten Aktivierungszustandes phänotypisch und funktionell mit besonderem Focus auf dem IL-2/IL-2R-System untersucht. Die Expression und T-Zell-Subpopulationsverteilung von lymphozytären Aktivierungsmarkern, die proliferativen Antworten auf verschiedene Stimulantien, sowie die Konzentration des gelösten Interleukin-2-Rezeptors im Plasma wurden bestimmt. Methoden: Lymphozyten wurden aus dem peripheren Blut von 23 MC Patienten (14 mit aktiver Erkrankung, 9 mit inaktiver Erkrankung) sowie von 22 gesunden Kontrollpersonen über Dichtegradientenzentrifugation isoliert und nach Anfärbung mit fluoreszenzmarkierten monoklonalen Antikörpern die Expression der Oberflächenmarker CD25, CD71, CD49a und CD103 auf T-Zellen sowie auf CD4+ und CD8+ T-Zellsubpopulationen mittels Durchflusszytofluorometrie untersucht. Weiterhin wurden die Lymphozyten mit ConA, PHA, rIL2, Tuberkulin und Tetanustoxoid stimuliert und die induzierte Proliferation über den 3H-Thymidin Einbau in die DNA mit Hilfe der Flüssigkeitszintillationsmethode gemessen. Zusätzlich wurde aus dem Plasma von 42 Patienten (23 mit aktiver Erkrankung und 19 mit inaktiver) die Konzentration des gelösten IL-2R über einen Sandwich-ELISA bestimmt. Ergebnisse: Die sIL-2R-Konzentration ist bei aktiver Erkrankung gegenüber Patienten mit inaktiver Erkrankung und gesunden Kontrollpersonen erhöht. Sie korreliert mit unspezifischen Entzündungsparametern (Albumin- und Hämoglobinkonzentration, BSG, CRP, Thrombozytenzahl) und dem CDAI. Im Kontrast dazu liegt bei den zellgebundenen phänotypischen und funktionellen Untersuchungen kein Unterschied zwischen MC-Patienten und Kontrollpersonen vor. Bei der Häufigkeit der Expression der Aktivierungsmarker CD71, CD49a und CD103 sowie der CD4+/CD8+ Ratio sind keine signifikanten Differenzen zu finden. Auch die Verteilung der Aktivierungsmarker auf die T-Zell- Subpopulationen unterscheidet sich nicht beim Vergleich von MC-Patienten und Kontrollpersonen. Die einzige Ausnahme ist eine Verringerung der CD103+CD8+Population bei inaktiver Erkrankung, was auf die Reduktion einer vielleicht regulatorisch relevanten Zellpopulation hinweisen könnte. Die Versuche zur zellulären Proliferation unter verschiedenen Stimulationsbedingungen zeigen ebenfalls keine deutlichen Veränderungen zwischen MC-Patienten und Kontrollpersonen. Bezüglich des Wachstums auf Stimulation mit Mitogenen (ConA und PHA) sowie mit rIL-2 und Tuberkulin sind keine Unterschiede zwischen den Gruppen zu finden. Die Reaktion auf Tetanustoxoid ist bei inaktiver und aktiver Erkrankung reduziert, die Spontanproliferation nur bei aktivem MC. Diskussion: Die Befunde der vorliegenden Arbeit zeigen, dass der Aktivierungszustand der PBL bei MC- Patienten nicht substanziell verändert ist und die mucosale Entzündung von den PBL nicht verlässlich widergespiegelt wird. Offenbar intervenieren zu viele andere Einflussfaktoren des chronischen Entzündungszustandes. Vor allem ist anzunehmen, dass die lymphozytäre Migrationsregulation der Auswanderung reifer intestinaler Lymphozyten ins PB entgegenwirkt. Die sIL-2R Konzentration des Plasma hingegen ist bei aktivem MC signifikant erhöht. Sie korreliert mit der Krankheitsaktivität und auch mit den unspezifischen laborchemischen Entzündungsparametern. Der sIL-2R ist nicht zellulär gebunden, bleibt daher von der Migrationsregulation unbeeinflusst und kann aus der Mucosa oder aus sekundären lymphatischen Organen in die Zirkulation ausgeschwemmt werden. Als Quelle kommen aktivierte mucosale T-Zellen und/oder regulatorische T-Zellen in Frage. Die entfernteren Entstehungsorte können das nur mäßige aber stabile Ausmaß der Konzentrationserhöhung erklären. Was die klinisch-praktische Verwendbarkeit anbetrifft weisen die Korrelationen mit den anderen Laborparametern darauf hin, dass der sIL2R-Plasmaspiegel sich nicht grundsätzlich von ihnen unterscheidet. Komplikationen wie EIM oder Fisteln beeinflussen ihn nicht, ebensowenig das Befallsmuster oder die Einnahme antiinflammatorischer Therapie. Die Größenordnung des Anstieges ist bei der gegebenen Streubreite nicht hoch genug, um ihn sicher von Normalwerten abgrenzen zu können. Vorteile, wie beispielweise ein frühzeitigerer, spezifischerer oder deutlicherer Anstieg, sind aus den vorliegenden Daten nicht zu erkennen und müsste gesondert untersucht werden. Derzeit erscheint die Eignung zur alltäglichen klinische Aktivitätsbeurteilung fraglich.
Crohn's disease is a chronic intestinal inflammation of unknown origin. Immunologic processes are likely to play an important pathological role, especially the final inflammation steps seem to be T-lymphocyte driven. Therefore, we examined peripheral blood T-lymphocytes (PBL) referring to signs of inflammation corresponding to the intestinal disease. The aim of the study was to improve clinical monitoring of patients. Methods: In 23 CD-patients (14 with active, 9 with inactive disease) and 22 healthy controls we examined PBL under functional and phenotypic aspects. Expression and CD4/CD8 subpopulation- distribution of activation markers (CD25, CD71, CD49a, CD103) were measured via FACS-Analyzer. Their growth under stimulation with mitogens (ConA, PHA), antigens (tuberculine, tetanustoxoid) and rIL-2 was determined with the liquid scintillation method. Additionally, in 42 patients (23 with active, 19 with inactive disease) the plasma-concentration of soluble IL-2R (sIL-2R) was measured by an ELISA. Results: The plasma concentration of sIL-2R in patients with active disease (CDAI>150) was significantly elevated compared with patients with inactive disease and healthy controls. The plasma level of sIL- 2R correlates with the CDAI and unspecific inflammation parameters as albumin- and hemoglobinconcentration, ESR, CRP and thrombocyte-count. However there was no relevant difference concerning the PBL activation- marker expression and their subpopulation distribution between the groups. Also the the growth experiments under different stimulation settings showed no significant differences. Conclusion: Patients with active Crohn's Disease show a significant elevation of plasma- sIL2-R. In contrast, concerning function and phenotype of PBL there is no relevant difference between the groups. The probable source of the elevated plasma-sIL-2R is the inflamed intestinal mucosa. sIL-2R can freely diffuse through the tissues because it is not cell bound and does not underly any migration regulation. The extent of the distribution volume also explains the only moderate elevation even with high intestinal inflammatory acitivity. To measure plasma-sIL2R-concentration for routine clinical monitoring of Crohn's Disease does not appear useful. It does not show any convincing advantages in comparison with usual unspecific inflammation parameters, the ELISA is expensive and the sIL-2R elevation is too moderate for reliable discrimination to normal values.