Die internationalen Beziehungen sind weitgehend bestimmt durch spezielle Interessen der einzelnen außenpolitischen Akteure. Gerechtigkeitsfragen spielen in den politischen Strategien eher eine untergeordnete Rolle. Dennoch ist die Gerechtigkeit vor allem in den internationalen Beziehungen von hoher Bedeutung. Die gerechte Verteilung von Menschenrechten, von lebensnotwendigen Grundgütern und sozialem Wohlstand trägt wesentlich zur Stabilität in den internationalen Beziehungen bei. Können Interessenkonflikte, die allein aufgrund ungerechter Verteilungen basieren, vermieden werden, so ist mit einer stabilen internationalen Ordnung zu rechnen. Den Bürgern gerechter Gesellschaften ist ein selbstbestimmtes, eigenverantwortliches Leben ermöglicht, dass sie auf der Grundlage der gerechten und sicheren Lebensverhältnisse führen können. Als John Rawls 1971 seine „Theorie der Gerechtigkeit" erstmals veröffentlichte, war diese auf eine geschlossene, nationale Gesellschaft zugeschnitten. Im Laufe der Jahre entwickelte Rawls seine Gerechtigkeitstheorie jedoch fort. Er dachte zunehmend auch über internationale Gerechtigkeitsstrukturen nach. In der Schrift „The Law of Peoples" (dt.: Das Recht der Völker) findet sich eine solche Konzeption internationaler Gerechtigkeit und ihrer Prämissen. John Rawls führt hier seine ursprüngliche Theorie zum Teil fort, entfernt sich jedoch von wesentlichen Merkmalen seiner Gerechtigkeitskonzeption. Insbesondere das Differenzprinzip, das in der „Theorie der Gerechtigkeit" maßgeblich ist für die gerechte Verteilung von Gütern, findet in „The Law of Peoples" keine entsprechende Beachtung mehr. Es wird ersetzt durch eine wesentlich unverbindlicher Pflicht zu gegenseitiger Hilfe, ist aber nicht mehr das entscheidende Paradigma für die gerechte Verteilung von Gütern. Die gerechte Verteilung von Menschenrechten stehen in der völkerrechtlichen Schrift von John Rawls an entscheidender Stelle. Die kommunitaristischen Theorien wenden sich gegen diese Vereinfachung und halten an der Suche nach verbindlichen Gerechtigkeitsinstrumenten fest. Sie entwickeln ein Modell des Urzustandes, das wesentlich individueller als das Rawlssche Modell interpretiert wird. Nicht einzelne Völker, sondern alle einzelnen Individuen befinden sich unter dem Schleier des Nichtwissens. Sie allein können Gerechtigkeitspinzipien formulieren, die universale Geltung haben. Die Kosmopoliten wollen die Gerechtigkeit institutionalisieren, sie auf menschenrechtlicher Grundlage zu verbindlichen internationalen Normen umformulieren. Die Spannungen, die zwischen den genannten Theorie entstehen und die unterschiedlichen Konsequenzen, die eine Umsetzung der Theorien in der Realität haben würde, sind Inhalt der vorliegenden Arbeit. Eine Analyse der weltpolitischen Realität macht deutlich, dass keine der untersuchten Ansätze zu globaler Gerechtigkeit führen würde. Dennoch kann eine Umsetzung von Teilen der jeweiligen Theorien dazu beitragen, gerechte Institutionen zu schaffen und insgesamt zu einer gerechteren internationalen Ordnung beizutragen.
The international relations are to a large extent certain by special interests of the individual participants with regard to foreign policy. Justice questions play a subordinated role in the political strategies rather. Nevertheless the justice is particularly in the international relations of high importance. The fair distribution of human rights, of vitally necessary basic goods and social prosperity contributes substantially to stability in the international relations. Ability of interest conflicts, which are based alone due to unfair distributions, to be avoided, then is to be counted on a stable international order. A certain, solely responsible life is made possible for the citizen of fair societies that they can lead on the basis of the fair and safe living conditions. As John Rawls "Theory of Justice" was pubished in 1971 for the first time, it was cut to a closed, national society. In the course of the years Rawls developed its justice theory further however. He thought increasingly also about international justice structures. The writing "The Law of Peoples" is such a conception of international justice and its premises. John Rawls continues here his original theory partially, departs however from substantial characteristics of its justice conception. In particular the difference principle, that in the "Theory of Justice" is relevant for the fair distribution of goods, finds in "The Law of Peoples" no appropriate attention. It is replaced by substantially noncommittal obligation to mutual assistance, is however no more the crucial paradigm for the fair distribution of goods. The fair distribution of human rights are located in the international-law writing of John Rawls in crucial place. The communitarian theories turn against this simplification and hold to the search for obligatory justice instruments. They develop a model of the original state, which is interpreted substantially more individual than the Rawls model. Not peoples, but all individuals are now under the veil of ignorance. They alone can formulate principles of justice, which have universal validity. The cosmopolitans wants to institutionalize the justice, to reformulate it on human being-legal basis to obligatory international standards. The tensions, those between the theory mentioned to develop and the different consequences, which a conversion of the theories in the reality would have, are contents of the available work. An analysis of the world-political reality makes clear that none of the examined beginnings would lead to global justice. Nevertheless a conversion of parts of the respective theories can contribute to create and contribute altogether to a fairer international order fair institutions.