In 14 der 16 Bundesländern wurde eine telefonische Umfrage unter Anstaltsärzten zu den Rahmenbedingungen ihrer Arbeit durchgeführt. Im Zentrum stand die allgemein-medizinische Versorgung in den Vollzugsanstalten. Diese Beschränkung war erforderlich, um eine Vergleichbarkeit zur hausärztlichen Versorgung zu erreichen. In der Bundesrepublik Deutschland arbeiten 140 angestellte und verbeamtete Anstaltsärzte und 97 Vertragsärzte in der allgemeinmedizinischen Versorgung der ca. 70000 Gefangenen in 185 eigenständigen Justizvollzugsanstalten. Hinzu kommen eine hier nicht ermittelte Anzahl von Ärzten in Vollzugskrankenhäusern und Pflegeabteilungen und eine wohl mehrere Hundert betragende Zahl von anderen Fachärzten innerhalb und außerhalb der Vollzugsanstalten. Zur Kennzeichnung der Versorgungssituation wurden Versorgungskennzahlen ermittelt, die in Minuten pro Gefangenen und Woche den zeitlichen Verfügungsrahmen beschreibt, der zur medizinischen Versorgung zur Verfügung steht. Für festangestellte Anstaltsärzte bewegt sich die Versorgungskennzahl zwischen 3,8 und 6,5 und im Mittel 5,3 Minuten pro Gefangenen und Woche. Vertragsärzten stehen bei pauschaler Bezahlung 1,9 Minuten und bei stundenweiser Vergütung 3,5 Minuten zur Verfügung. Die Aufnahmeuntersuchungen sind hierbei nicht berücksichtigt. Die allgemeinmedizinische Versorgung durch Anstalts- und Vertragsärzte verfügt über 2,8-mal so viel zeitliche Ressourcen für die Inhaftierten wie ein Hausarzt für die zu versorgende Bevölkerung. Dabei muss beachtet werden, dass die Vollzugsmedizin besonders durch eine hohe Rate von Infektionskrankheiten gefordert ist, die bei HIV 10 bis 15 Mal, bei HCV 17 bis 35 Mal und bei Tuberkulose 9 bis 60 Mal so häufig auftritt wie in der Allgemeinbevölkerung. Auch psychiatrische Erkrankungen finden sich weit überproportional häufig, Suizidprävention bedarf wegen der 10-mal höheren Suizidrate ein besonderer Augenmerk. Das Äquivalenzprinzip wird so möglicherweise nur unzureichend eingehalten, zusätzliche Aufgaben wie ausgeweitete Substitutionsprogramme können nur mit entsprechend zusätzlichem ärztlichen Personal übernommen werden. Die besondere Qualifikation des allgemeinmedizinisch tätigen Anstaltsarztes, seine oftmals vorzufindende Personal- und Budgetverantwortung sowie seine Belastung durch häufig schwierige Patienten werden nicht durch eine besondere Wertschätzung seiner Arbeit honoriert. Die Bezahlung im öffentlichen Sektor ist niedrig, Fortbildung wird nur sehr begrenzt gefördert, gehört aber zu den Pflichten des Arztes, Kammergebühren werden nicht vom Arbeitgeber übernommen. Die Suche nach neuen Ärzten im Vollzug gestaltet sich unter diesen Bedingungen schwierig, vor allem auch im Hinblick auf den zunehmenden Ärztemangel in Deutschland. Um die entstehenden Lücken zu schließen, müssen einerseits die Rahmenbedingungen für fest einzustellende Ärzte verbessert werden und andererseits werden zunehmend Vertragsärzte in flexibler Weise die ärztliche Versorgung unterstützen müssen.
A telephone survey of resident physicians to the basic conditions in which they work has been conducted in 14 of the 16 federal states. In the center of the survey stood the general medicine within the prisons. This limitation was necessary in order to achieve comparability to primary medical care outside of correctional services. There are 140 salaried and tenured resident pysicians and 97 contract doctors in the general medical care of approx. 70000 prisoners in 185 independent prisons in the Federal Republic of Germany. A not determined number of doctors in prison hospitals and nursing departements as well as several hundreds of consultants within and outside of prisons is also employed. To identify the situation of patient-centred care, key figures were determined, describing the available time for medical care in minutes per prisoner and week. For permanently employed resident physicians the key figures move between 3.8 and 6.5, showing an average of 5.3 minutes per prisoner and week. Non permanently contracted doctors have 3.5 minutes if they are paid by the hour and 1.9 minutes per prisoner and week if they are paid in a lump sum. The medical examination for new prisoners coming in to their prisons are not considered at this. The general medical care by intern and contracted doctors disposes 2.8 times more temporal resources for the imprisoned than a family doctor for the general population. Thereby it must be considered that medical care in prison is challenged by a high rate of infectious diseases that occur in HIV 10 to 15 times, 17 to 35 times in HCV and tuberculosis 9 to 60 times as often as in general population. Also psychiatric illnesses are far overrepresented, suicide prevention needs a special attention for the 10 times higher suicide rate. Possibly the equivalence priciple is complied insufficiently, additional tasks, such as expanded substitution programms can be taken over only with additional medical staff. The special qualification of the general practitioner, his personal and budget responsability and burden of his often difficult patients are not rewarded by special appreciation of his work. The remuneration in the public sector is low, training is supported only very limited, however belongs to the duty of the doctor, chamber fees are not taken over by the employer. The search for new doctors is difficult under these conditions, especially in view of the increasing shortage of physicians in Germany. To fill the resulting gaps, the conditions for doctors have to be improved and contract doctors must increasingly support the medical care in a flexible way.