Ein wichtiges Ziel der pränatalen Diagnostik ist die Überwachung der Entwicklung des Feten und somit das frühzeitige Erkennen von fetalen Krankheiten. Skelettdysplasien sind für etwa 5 % der sich bis zur Geburt manifestierenden genetischen Krankheitsbilder verantwortlich. Die perinatale Sterblichkeit und das Wiederholungsrisiko sind deutlich erhöht. Um eine möglichst hohe Anzahl an korrekt gestellten Diagnosen bei fetalen Skelettanomalien zu erreichen, ist eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Gynäkologen, Radiologen, Pathologen und Genetikern wesentlich. Ziel dieser Dissertation war die retrospektive Auswertung der sonographischen, radiologischen, pathologischen und genetischen Befunde von Feten mit Skelettfehlbildungen, die im Zeitraum von 1992 bis 2003 in der Universitätsklinik der Charité bzw. des Virchow-Klinikums diagnostiziert worden waren. Es wurde eine Gegenüberstellung der pränatal und postmortal erhobenen Befunde erarbeitet, auf deren Basis dann eine exaktere pränatale Diagnosestellung erfolgen kann. Es wurden bei insgesamt 49 eingeschlossenen Feten 17 verschiedene Krankheitsbilder aus zwölf Gruppen behandelt, am häufigsten waren die Thanatophore Dysplasie und die Osteogenesis imperfecta (je 16 %) und das Femur-Fibula-Ulna-Syndrom (12 %) vertreten. Der Zeitpunkt der Diagnosestellung lag - mit einem Häufigkeitsgipfel in der 22. SSW - zwischen der 15. und 34. SSW. Die Ergebnisse der eigenen Fälle und die Analyse der Literatur zeigen, dass eine pränatale Diagnosestellung in vielen Fällen durchaus möglich ist. In der eigenen Studie wurde in 18 der 49 Fälle (37 %) pränatal eine korrekte Diagnose gestellt oder diese wurde differenzialdiagnostisch erwogen. Der Anteil der gefundenen Diagnosen variiert aber je nach Krankheitsbild sehr stark. So konnten bei den am häufigsten vertretenen Krankheitsbildern (TD, OI) je 50 % der Fälle pränatal diagnostiziert werden, beim Apert-Syndrom sogar in jedem Fall, beim FFU- Syndrom 33 % und beim Adams-Oliver-Syndrom aufgrund einer positiven Familienanamnese 67 %. Beim Smith-Lemli-Opitz-Syndrom hingegen war keine Diagnose aufgrund der pränatalen Diagnostik korrekt gestellt worden. Pränatal werden sonographisch am häufigsten verkürzte und gekrümmte lange Röhrenknochen erkannt, gefolgt von einem schmalen Thorax und Hand- und Fußfehlbildungen. Ein frühes aber unspezifisches Hinweiszeichen auf eine mögliche Skelettfehlbildung ist eine verdickte Nackenfalte am Ende des ersten Trimesters. Dies zeigt die zunehmende Wichtigkeit der Ultraschalluntersuchung im ersten Drittel der Schwangerschaft. Die pränatale Diagnosestellung könnte weiter verbessert werden durch eine möglichst enge Zusammenarbeit zwischen den Pränataldiagnostikern, die die sonographischen Befunde erheben und interpretieren müssen, und den Klinischen Genetikern, die mit den klinischen und radiologischen Aspekten von Krankheitsbildern mit Skelettmanifestation vertraut sein sollten. Ein gegenseitiger Lerneffekt könnte durch gemeinsames Beurteilen der sonographischen Befunde der Schwangeren und durch gemeinsame Fortbildungsveranstaltungen zu dieser Gruppe von Krankheitsbildern erzielt werden. An Zentren für Pränataldiagnostik und Humangenetik wie an der Charité ist es aufgrund der relativen Häufigkeit dieser skeletalen Krankheitsbilder sinnvoll, interdisziplinäre Sprechstunden zu etablieren, um so mit größtmöglicher Kompetenz zu einer genauen Diagnosestellung zu gelangen, die für die werdenden Eltern konkrete Aussagen zu Prognose, genetischer Grundlage und damit zum Wiederholungsrisiko erlaubt. Wenn angesichts fetaler Skelettanomalien eine genaue Diagnosestellung in der bestehenden Gravidität nicht erreicht wird und weiterer Kinderwunsch besteht, sollten nach der Beendigung der Schwangerschaft Ergebnisse einer paidopathologischen Untersuchung und ein Fetogramm vorliegen und zusätzlich auch fetales Material asserviert sein, um die Möglichkeit zu eröffnen, eine postmortale Diagnosestellung zu erreichen.
An important goal of prenatal diagnostics is the monitoring of fetal development and therefore an early recognition of fetal malformations. Skeletal dysplasias are responsible for about 5 % of the prenatally manifesting genetical disease patterns. Perinatal mortality and the risk of recurrence are increased. To achieve a high number of correct diagnoses, a close cooperation between gynecologists, radiologists, pathologists and genetic specialists is essential. The aim of this dissertation was the retrospective analysis of sonographic, radiological, pathological and genetic findings in fetal skeletal dysplasias that were diagnosed between 1992 and 2003 at “Charité” and “Virchow-Klinikum” hospitals in Berlin. A comparison of the prenatal and postmortal findings was undertaken to create a basis for a more precise diagnosis of the prenatal findings. In total, 49 fetuses were included in this study, containing 17 different disease entities from 12 groups. Tanatophoric dysplasia and Osteogenesis imperfecta were the most common diseases (16 % each), followed by femur-fibula-ulna-syndrome (12 %). The diagnosis was in most cases made between the 15th and 34th gestational week, with a peak in the 22nd. The results of the reviewed cases and the analysis of the literature show that a prenatal diagnosis is possible in a substantial number of cases. In this study, a correct diagnosis was made or considered in 18 of 49 cases (37 %). The rate of the correct diagnoses is varying considerably depending on the disease entity. The rate of correct diagnoses was 50 % for the most common entities (TD and OI), even 100 % for the Apert-syndrome, and 67 % for the Adams-Oliver-syndrome due to a known medical history in the family. The Smith-Lemli-Opitz-syndrome, on the other hand, was not even once diagnosed prenatally. The most common prenatal signs detected by ultrasound are shortened and bowed long bones, followed by a narrow thorax and anomalies of the hand and feet. An early but unspecific sign of a possible skeletal anomaly is an increased nuchal thickness at the end of the first trimester. This result demonstrates the increasing importance of an ultrasound screening at this point of the pregnancy. Prenatal diagnosis could be further improved by tight cooperation between gynecologists, who have to survey and interpret the sonographic findings, and clinical geneticists, who should be familiar with the clinical and radiological aspects of anomalies with skeletal manifestations. A reciprocal learning effect could be reached through interdisciplinary interpretation of the results and joint seminars especially on this group of anomalies. It is advisable to establish interdisciplinary consultations at medical centers for prenatal diagnostic and genetic counseling, such as Charité hospital, due to of the relatively high frequency of skeletal diseases. Such cooperation alone will permit a diagnosis with a precise prognosis, genetic basis and the assessment of the recurrence risk for the expecting parents. If an exact diagnosis cannot be reached prenatally, and the parents consider further pregnancies, a paidopatholic examination and a post mortem fetogram should be obtained and fetal samples be retained to enable a postmortal diagnosis.