Die Toxoplasma-Enzephalitis (TE) ist eine AIDS-definierende opportunistische Erkrankungen und tritt normalerweise als Reaktivierung einer latenten Infektion mit dem Protozoon Toxoplasma gondii auf. Durch die Einführung der hochaktiven antiretroviralen Therapie (HAART) zur Behandlung des humanen Immundefizienz-Virus (HIV) Anfang 1996 kam es zu einem rapiden Rückgang opportunistischer Erkrankungen bei HIV-Patienten, jedoch tritt die TE auch heute noch regelhaft auf und ist bedeutend für den Krankheitsverlauf und die Prognose von AIDS. Anhand einer retrospektiven Untersuchung der Krankenakten von 172 Patienten mit der Erstdiagnose eine TE aus den Zeitabschnitten vor (bis 1995) und nach Einführung der HAART (ab 1996) an der Charité wurden Patientencharakteristika dokumentiert und auf Unterschiede zwischen den Zeitabschnitten untersucht. Zusätzlich wurden die Daten auf Prädiktoren für die Ausprägung und den Verlauf der TE hin ausgewertet. Die erhobenen Patientencharakteristika decken sich mit bekannten TE-spezifischen Veränderungen, so dass die Ergebnisse der hier vorliegenden Studie als repräsentativ für TE-Patienten zu werten sind. Es stelle sich raus, dass im Bezug auf die Manifestation der TE zwischen der Gruppe vor und der Gruppe nach Einführung der HAART kaum Unterschiede bestehen. Das Alter lag im Mittel bei 38,1 Jahren ohne Unterschied zwischen den Kollektiven. Beim Geschlecht kam es zu einer Verschiebung zum weiblichen Geschlecht (vor HAART 9,8%, nach HAART 18,6%) die im Rahmen der Zunahme von HIV-Infizierten Frauen in der Gesamtbevölkerung zu interpretieren ist. Eine geschlechtsspezifische Gefährdung konnte nicht gezeigt werden. Die klinischen, laborchemischen und radiologischen Patientencharakteristika wiesen keine weiterreichenden Unterschiede auf. In der Auswertung der vor Auftreten der TE eingenommenen antiretroviralen Therapie zeigte sich überraschenderweise, dass auch nach der Einführung der HAART nur einer von 70 Patienten eine adäquate antiretrovirale Therapie über drei Monate eingenommen hatte, so dass das Fehlen von Unterschieden in vielen Patientencharakteristika in den Gruppen vor und nach HAART nicht verwunderlich ist. Die medikamentöse Therapie der TE erfolgte in gleichen Teilen mit Pyrimethamin + Sulfonamide und mit Pyrimethamin + Clindamycin (je 47%). Es zeigten sich keine Unterschiede in der Effektivität, jedoch mussten Sulfonamide häufiger aufgrund von Unverträglichkeitsreaktionen abgesetzt werden als Clindamycin (25 vs. 10,5%). 81% der Patienten sprachen gut auf die Therapie an und konnten in die ambulante Betreuung entlassen werden, während 12% der Patienten verstarben; auch hierin unterschieden sich die beiden Patientenkollektive nicht. Das Outcome war unabhängig von Demographie, Laborwerten und klinischen Symptomen. Nur Läsionen im Hirnstamm waren signifikant mit einem schlechteren Outcome assoziiert. Die Tatsache, dass in der vorliegenden Studie fast alle Patienten mit einer TE auch nach Einführung der HAART nicht ausreichend oder gar nicht mit einer antiretroviralen Therapie vorbehandelt waren, unterstreicht erneut die Signifikanz einer adäquaten antiretroviralen Therapie zur Vermeidung von AIDS- assoziierten Erkrankungen wie der TE. Andererseits weist dieses Ergebnis darauf hin, dass auch heute noch viele Patienten nicht von der HAART erreicht werden.
Toxoplasma-Encephalitis (TE) is an AIDS-defining opportunistic disease, which occurs normally as a reactivation of a latent infection with the protozoon Toxoplasma gondii. With the introduction of Highly Active Antiretroviral Therapy (HAART) as treatment for the Human Immunodeficiency Virus (HIV) at the beginning of 1996, opportunistic diseases in HIV-patients dramatically decreased. Nevertheless TE still emerges on a regular bases, and affects the course and prognosis of AIDS. Through a retrospective analysis of medical records of 172 patients diagnosed with a first episode of TE in the period before HAART (until 1995) and after the introduction of HAART (since 1996) at the Charité University hospital in Berlin, Germany, we documented and analysed certain patient characteristics, in an attempt to observe differences between the two time periods. Additionally the data were analysed for indicators of progression and course of TE. As the patient characteristics corresponded with known TE-specific patterns we conclude that the results of this study are representative for TE-patients. The analysis showed that manifestation of TE did not differ between the groups (before and after introduction of HAART). The mean age (38,1 years) was similar in both groups. As the study progressed, females became more represented (before HAART 9,8%; after HAART 18,6%) which has to be interpreted as a result of the overall increasing numbers of HIV- infected women in the total population. A sex specific hazard could not be shown. The clinical, laboratorial, and radiological characteristics were without major differences. In the evaluation of the antiretroviral therapy before appearance of TE, we surprisingly discovered that even after introduction of HAART just one of the 70 patients was taking an adequate dose of antiretroviral therapy for more than three month. This explains the absence of differences in the patients’ characteristics in the groups before and after HAART. The drug regiment for TE was given in equal parts with Pyrimethamin + Suldonamide and with Pyrimethamin + Clindamycin (47% each). No differences in effectiveness could be shown, but intolerance was higher for Sulfonamide than Clindamycin, and it had to be removed more often from the treatment plan (25% intolerance vs. 10,5% intolerance). Eighty-one percent of the patients responded well to the therapy and were released to out-patient care. Twelve percent of the patients died; again without statistical significant difference in the two groups. The outcome was independent of demography, laboratory results, and clinical symptoms. Only lesions in the brain stem were significantly associated with a worse outcome. The fact that in this study nearly all patients with TE, even after introduction of HAART, were receiving none or insufficient antiretroviral therapy, highlights once again the importance of adequate antiretroviral therapy in avoiding AIDS-associated diseases like TE. Furthermore these results show that still today there are patients in Germany who are not being reached by HAART.