Angstsymptome und Angststörungen sind ein häufiges Phänomen bei Patienten mit koronarer Herzerkrankung (KHK), das in der Praxis jedoch in der Regel nicht erkannt und behandelt wird. Dabei weist die bisherige Studienlage nicht nur auf eine Beeinträchtigung der Lebensqualität im Zusammenhang mit Angst, sondern auch auf deren negative Effekte hinsichtlich der kardialen Prognose der Patienten. Ziel dieser Arbeit war es, den Wissensstand hinsichtlich der Behandlung und zugrundeliegender Mechanismen zu erweitern. Konkret sollte die Effektivität eines psychotherapeutischen Gruppenprogramms hinsichtlich der Reduktion der Angstsymptomatik bei Patienten mit KHK und erhöhten Angstwerten evaluiert werden (Studie 1 und 2). Ziel der Studie 3 war es, den Zusammenhang zwischen Angstsymptomatik und Cortisol-Ausschüttung, als ein mögliches Bindeglied zwischen Angst und kardialer Prognose, bei KHK-Patienten zu untersuchen. Methode: Studie 1 wurde als Pilotstudie im Sinne einer Machbarkeitsstudie durchgeführt. Bei einer kleinen Stichprobe (N=58) von KHK- Patienten wurden Angst und Depressivität im Verlauf von 18 Monaten mit Hilfe der Hospital Anxiety und Depression Scale (HADS) erhoben. Außerdem wurde das Interesse, an einer psychotherapeutischen Intervention teilzunehmen, erfragt. Die Durchführbarkeit und Effektivität des Behandlungsprogramms wurde anhand einer Substichprobe (N=9) erhoben. Die zweite Studie wurde als randomisiert- kontrollierte Studie durchgeführt. Es wurden N=62 Patienten mit KHK und erhöhten Angstwerten in der HADS-Angstskala (≥8) rekrutiert. Die Teilnehmer wurden randomisiert einer Interventionsgruppe oder einer Kontrollgruppe zugewiesen. Die Interventionsgruppe nahm an einem 6monatigen Behandlungsprogramm teil, die Kontrollgruppe erhielt keinerlei Intervention. Im Rahmen der dritten Studie wurden bei einer Substichprobe von Studie 2 (N=47) anhand von 4 Speichelproben morgendliche Cortisolwerte zu den Zeitpunkte 0, +30, +45 und +60 Minuten nach dem Aufwachen erhoben. Die Werte von Patienten mit hohen (≥11) und moderat erhöhten (8-10) Werten in der HADS- Angst-Skala wurden verglichen. Ergebnisse: In Studie 1 konnte gezeigt werden, dass ein hoher Prozentsatz der befragten KHK-Patienten an der Teilnahme an einer psychotherapeutischen Behandlung interessiert waren. Die psychische Beeinträchtigung der Patienten wies ohne Behandlung eine hohe Stabilität auf. Ängstlichkeit und Depressivität konnten mit Hilfe des Behandlungsprogramms signifikant reduziert werden. Die Ergebnisse von Studie 2 zeigen, dass sich die Angstwerte der Teilnehmer beider Gruppen signifikant im Verlauf von 6 Monaten verringerten. Es konnten keine signifikanten Effekte der Intervention nachgewiesen werden. In Studie 3 konnten signifikante Unterschiede in der morgendlichen Cortisol-Ausschüttung zwischen Patienten mit hohen und moderat erhöhten Angstwerten festgestellt werden. Diskussion und Schlussfolgerung: Die Ergebnisse bestätigen, dass es grundsätzlich einen Behandlungsbedarf und -bereitschaft hinsichtlich psychotherapeutischer Behandlungen bei Patienten mit KHK gibt. Das untersuchte Programm erwies sich in der randomisiert- kontrollierten Studie jedoch als nicht effektiv. Neben möglicherweise erforderlichen Modifikationen der Inhalte oder des Formats des Programms lässt sich aus diesem Ergebnis die Empfehlung für zukünftige Studien ableiten, Programme spezifischer zu gestalten und differentielle Behandlungseffekte bei verschiedenen Subgruppen von Patienten zu analysieren. Der Befund einer signifikant erhöhten morgendlichen Cortisol-Ausschüttung und der Tendenz eines stärkeren Anstiegs des Cortisols bei KHK-Patienten mit hohen Angstwerten weist schließlich auf eine mögliche Beteiligung einer HPA-Achsen-Dysregulation an dem Zusammenhang zwischen Angst und KHK.
Symptoms of anxiety are frequent among patients with CHD and increased prevalence rates of anxiety disorders were found in groups of cardiologic patients. Elevated levels of anxiety are associated with an impaired health- related quality of life. Furthermore, anxiety seems to be of prognostic value for the development and the course of CHD. The main purpose of this study was to investigate whether a psychotherapy intervention would reduce the level of anxiety in anxious patients with a medically stable CHD (study 1 and study 2). The additional aim of study 3 was to assess the association between anxiety and cortisol as a potential link between anxiety and a worse cardiac prognosis. Methods: In study 1 we assessed anxiety- and depression-scores in the Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS) over the course of 18 month in a small sample (N=58) of CHD-patients. Additionally we investigated the interest of coronary patients to take part in a psychotherapy intervention. The feasibility and effects of the intervention were tested in a subsample of N=9 patients. The second study was a randomized-controlled study. N=62 patients with CHD and elevated anxiety-scores (HADS-A ≥8) were included. Participants were randomized into an intervention- or a control-condition. Patients in the intervention-group took part in a 6 month psychotherapy intervention. The control-group did not receive any intervention. In the third study 4 samples of salivary cortisol were obtained from a subsample (N=47) of study 2. Cortisol was collected at 0, +30, +45 und +60 minutes after awakening. Cortisol output of patients with high (≥11) and moderately elevated (8-10) anxiety-scores in the HADS were compared. Results: In study 1 we found a high percentage of coronary patients to be interested in a ppsychotherapy intervention. Without psychotherapeutic treatment psychological distress remained stable over the time of investigation. Intervention-group patients achieved a significant reduction of depression and anxiety scores. The results of study 2 show significant reductions in anxiety scores between baseline and follow up for both groups. There were no significant effects of the intervention on anxiety. In study 3 we found significantly higher cortisol outputs in the first hour after awakening in patients with high anxiety scores compared to patients with only moderately elevated scores. Discussion and conclusion: The results of our studies show a general need for psychotherapy interventions in patients with CHD. However, our intervention was not effectiv in reducing the patients’ anxiety scores in the randomized-controlled study. Future trials should try to analyze effects for subgroups of patients and to differentiate between subtypes of anxiety in order to identify which patients are responsive to different kinds of treatments. Finally, our finding of significantly higher cortisol outputs in coronary patients with high anxiety scores provides further indications for a dysregulation of the HPA axis as a potential link between anxiety and cardiac prognosis.