This study reports on the organisational transformation of Chinese media groups. Ever since the establishment of the People’s Republic of China in 1949, media units have institutionalised their role as propaganda entities of the Communist Party and as “branch plants” of the socialist bureaucracy. Along the economic reforms and the rising relevance of new technologies, leading units have, however, been reorganised as increasingly commercialised media groups. Based on a significant case study (Shanghai United Media Group), this inquiry investigates the organisational transformation and its institutional impact on the field. It is argued that transitional field arrangements and partially inconsistent legal provisions have produced a proliferation of organisational forms that reflect the contradicting poles of political compliance and evolving economic discretion. The incremental evolution of different structural and strategic templates are perceived as organisational responses to gradually emerging field imperatives. The study finds that the transformation process has not only successively replaced the functional structures of the former public service units by more divisional structures, but also endowed media groups with enhanced strategic capabilities. The case of the Shanghai United Media Group provides evidence that divergent organisational forms are both a trigger for and an instantiation of strategic action. In the process of producing and reproducing structural and strategic practices, the media group inductively creates, shapes and maintains institutionalised arrangements of the field. Against this backdrop, it is argued that the interactive engineering of a new organisational form enables embedded agency and thereby fosters the emergence of organised actors. From a conceptual perspective, the study argues that the evolution of a divergent organisational form is associated to institutional work; purposive efforts aimed at creating, maintaining and disrupting institutions. Given the exceptionally high embeddedness of Chinese media organisations, it is moreover proposed that they act in iterative and practical-evaluative rather than in projective ways. The study concludes with a discussion on the wider applicability of the findings and their meaning for the structure-agency debate.
Die vorgelegte Forschungsarbeit beschäftigt sich mit dem organisationalen Wandel chinesischer Mediengruppen. Seit der Gründung der Volksrepublik China im Jahr 1949 haben Medienorganisationen ihre Funktion als Propaganda-Organe der Kommunistischen Partei Chinas und als integrale Untereinheiten des sozialistischen Bürokratieapparates institutionalisiert. Als Folge der Wirtschaftsreformen und der steigenden Bedeutung neuer Technologien, wurden jedoch führende Einheiten zu sogenannten Mediengruppen zusammengefasst. Unter Einbezug einer aussagekräftigen Fallstudie (Shanghai United Media Group), untersucht diese Forschungsarbeit die Auswirkungen der organisationalen Transformation auf das institutionelle Gefüge. Es wird gezeigt, dass instabile und teilweise inkompatible Feldregelungen zur Ausbreitung unterschiedlicher Organisationsformen, welche die Gegensätzlichkeit von politischer Fügsamkeit und entwickelnder ökonomischer Ermessensfreiheit widerspiegeln, führte. Die inkrementelle Ausarbeitung spezifischer struktureller und strategischer Komponenten wird dabei als Reaktion auf die sich schrittweise entfaltenden Imperative des Feldes gesehen. Die Studie stellt fest, dass durch die organisationale Transformation nicht nur sukzessive die funktionalen Strukturen der sogenannten Dienstleitungseinheiten (shiye danwei) durch divisionale Strukturen ersetzt wurden, sondern dass die entstehenden Mediengruppen auch mit verbessertem strategischem Leistungsvermögen ausgestattet wurden. Der Fall der Shanghai United Media Group zeigt exemplarisch auf, dass divergente Organisationsformen sowohl Ausgangspunkt wie auch Ergebnis strategischer Handlung sind. Im Zuge der Produktion und Reproduktion von strukturellen und strategischen Praktiken, erzeugt, beeinflusst und erhält die Mediengruppe institutionalisierte Modalitäten. Vor diesem Hintergrund, wird argumentiert, dass die interaktive Ausgestaltung neuer Organisationsformen eingebettete Handlungsmacht ermöglicht und so das Hervortreten strategischer Akteure fördert. Aus konzeptioneller Perspektive befindet die Studie, dass die Entstehung einer divergenten Organisationsform eine Ausprägung von „institutional work“ verkörpert; zweckorientierte Anstrengungen, die darauf gerichtet sind, Institutionen zu erzeugen, zu erhalten und zu destruieren. Aufgrund der ausgeprägten Einbettung der Medienorganisationen im Institutionengefüge Chinas, wird ferner argumentiert, dass vor allem iterative und praktisch-evaluative Handlungen (im Gegensatz zu projektiven Handlungen) beobachtet werden können. Die Studie schließt mit einer Diskussion zur Übertragbarkeit der Resultate auf andere Kontexte und deren Bedeutung für die Debatte über Struktur und Handlung.